Neues vom Wirtschaftskrieg (69) – Eine neue Ölkrise

Der Wirtschaftskrieg zieht immer weitere Kreise. Deutschland erlebt eine Ölkrise wie in den 70er Jahren. Gazprom Germania steht vor der Insolvenz und muß mit Milliarden gestützt werden. Und Russland kürzt die Gaslieferungen durch Nord Stream.

  • Die Inflationsrate in Deutschland – gemessen als Veränderung des Verbraucherpreisindex (VPI) zum Vorjahresmonat – lag im Mai 2022 bei +7,9 %. „Die Inflationsrate erreichte damit im dritten Monat in Folge einen neuen Höchststand im vereinigten Deutschland. Hauptursache für die hohe Inflation sind nach wie vor Preiserhöhungen bei den Energieprodukten. Aber wir beobachten auch Preisanstiege bei vielen anderen Gütern, besonders bei den Nahrungsmitteln“, sagt Dr. Georg Thiel, Präsident des Statistischen Bundesamtes (Destatis). „Eine ähnlich hohe Inflationsrate gab es zuletzt im Winter 1973/1974 im früheren Bundesgebiet, als infolge der ersten Ölkrise die Mineralölpreise stark gestiegen waren“, so Thiel. – Damals hat die Politik energisch gegengesteuert. Diesmal heizt sie die Inflation noch an – mit wirkungslosen Sanktionen.
  • Zur Sicherung der Gasversorgung in Deutschland stützt der Bund das Unternehmen Gazprom Germania mit einem Milliardenbetrag. Mit dem Darlehen werde eine Insolvenz vermieden, teilte das Bundeswirtschaftsministerium mit. Nach Angaben aus Regierungskreisen geht es um eine Summe zwischen neun Milliarden und zehn Milliarden Euro. Ursprünglich gehörte die Gazprom Germania GmbH zum russischen Gazprom-Konzern, steht seit Anfang April aber unter Treuhandverwaltung der Bundesnetzagentur. – Die Abkoppelung von Russland wird teuer, sehr teuer.
  • Russland kürzt die Gaslieferungen über die Ostsee-Pipeline Nord Stream nach Deutschland deutlich. Es könne nur noch eine Durchleitung von 100 Millionen Kubikmetern Gas am Tag anstelle der üblichen 167 Millionen Kubikmeter sichergestellt werden, teilte der Energiekonzern Gazprom am Dienstag im Messengerdienst Telegram mit – das ist eine Reduzierung um gut 40 Prozent. Das Bundeswirtschaftsministerium erklärte, die Versorgungssicherheit sei weiter gewährleistet. – Die Versorgung mag sicher sein, doch das Auffüllen der Gasspeicher und die Einhaltung der EU-Vorgaben wird nun schwierig werden.