Angst vor Eurokrise: Sondersitzung der EZB
Die Europäische Zentralbank hat ein neues Problem: Nachdem sie die Zinswende angekündigt hat, steigen die sog. Spreads – die Angst vor einer neuen Eurokrise wächst.
Der Renditeabstand (Spread) zwischen den Staatsanleihen Deutschlands und denen höher verschuldeter südlicher Euro-Länder, insbesondere Italien, war in den letzten Tagen auf den höchsten Stand seit über zwei Jahren geklettert.
Für solche stärker verschuldeten Euro-Länder könnten die höheren Risikoaufschläge Experten zufolge zu einem Problem werden. Die Spreads waren auch mitverantwortlich für die Eurokrise vor mehr als zehn Jahren.
EZB-Direktorin Isabel Schnabel sagte, man habe die Entwicklung am Anleihemarkt im Auge. Die Geldpolitik könne und solle auf eine ungeordnete Neubewertung von Risikoaufschlägen reagieren, denn sie würden die Politik der EZB durchkreuzen.
Schnabel erinnerte auch an das “whatever it takes” von EX-EZB-Chef Mario Draghi. Damit hatte er die Spekulation gegen den Euro gestoppt. Wird dies wieder nötig? Eine kurzfristig einberufene Krisensitzung wird es zeigen…
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european
16. Juni 2022 @ 16:25
Krawallo Marc Friedrich prognostiziert unterdessen wieder mal das Ende des Euro….
Deutschland, deine Sterne… 😉
Holly01
15. Juni 2022 @ 21:22
Jetzt haben wir durch die Corona und die Sanktionen eine ausgeprägte Wirtschaftskrise, die sich über alle Wirtschaftsbereiche erstreckt.
Durch die bescheuerte Politik der letzten 3-5 Jahre haben wir eine ausgeprägte Gesellschaftskrise.
Das erstreckt sich auch über die gesamte EU (und darüber hinaus).
Jetzt haben die “Märkte” also die Wall Street und die City of London (also die britischen Banken) einen Währungskrieg angefangen.
Langsam, also ganz langsam fühle ich mich existenziell von den USA bedroht und ich habe das deutliche Gefühl, das meine nationalen Politiker nicht nur nicht den Willen haben etwas zu unternehmen. Nein. Die graben an unserem Grab mit.
Ich meine Rezession, Inflation, Totalitarismus, Kriegswirtschaft und bewusstes eingehen von Kriegsrisiken mit einer Atommacht, nebenbei eine Versorgungskrise bei Energie, Rohstoffen und politische Krisen um die gesamte EU herum.
Habe ich die Flüchtlingskrisen schon erwähnt?
Ja. Die Amis gehen mir richtig übel auf die Nerven und wenn ich von Kalle noch einmal Corona höre, dann brauche ich einen Kauknochen.
Wann haben wir die Grenzen des erträglichen denn erreicht?
Ach ja. Der Jetstream steht mal wieder. Plasmafelder und so. Daraus resultiert diese Hitzewelle und die Trockenheit.
Das ist das Sahnehäubchen.
Danke USA, immer wieder Danke.
Ich bin nur froh das wir mit denen Verbündet sind. Als Gegner wären die bestimmt kaum zu ertragen.
Alexander
15. Juni 2022 @ 23:05
“Ich bin nur froh das wir mit denen Verbündet sind. Als Gegner wären die bestimmt kaum zu ertragen.”
Hmmm?
“To be an enemy of America can be dangerous, but to be a friend is fatal.”
(Henry Kissinger)
european
17. Juni 2022 @ 10:56
@Holly01
Die Märkte agieren in dem Rahmen, den wir nicht nur zulassen, sondern verursachen.
Das Hauptproblem sind in diesem Fall Berlin und Brüssel, sowie Medienvertreter, die weder etwas von makrooekonomischen Zusammenhängen noch von der Funktionsweise unseres Geldsystems, respektive des Euro verstehen und gefährlichen Unsinn verbreiten.
Ich denke, es wird nicht mehr lange dauern und wir werden wieder von den PIGS lesen, den “Schweinen” im Süden Europas, die angeblich unser Geld verjubeln. Angeleitet durch unser gefühltes Finanzgenie Lindner.
https://www.relevante-oekonomik.com/2022/06/17/krisensitzung-der-ezb-fiasko-mit-ansage/
Holly01
19. Juni 2022 @ 08:37
Aus
“ https://braveneweurope.com/richard-murphy-interest-rate-rises-designed-to-crush-returns-to-working-people-are-financialised-neoliberalisms-latest-power-grab “
“ Die Bank of England hat in ihren jüngsten Kommentaren zur Inflation effektiv zugegeben, dass sie nichts tun kann, um das internationale Inflationsumfeld zu bekämpfen. Sie kann Probleme in der Lieferkette nicht lösen, Energieunternehmen mit Profitgier stoppen, den Krieg in der Ukraine oder die Auswirkungen von Sanktionen, einschließlich Lebensmittelknappheit, beenden. Wie sie weiß, wird keine Zinsänderung diesen Problemen auch nur annähernd gerecht. Und sie sind die Ursache der Inflation. Nichts anderes ist. “
und weiter
“ Angesichts dieser Tatsachen sollten die Zentralbanker drei Dinge sagen. Erstens ist dies keine Inflation, die sie bekämpfen können. Zweitens sollten sie klarstellen, dass sie in diesem Fall nichts unternehmen. Drittens sollten sie das Problem auf die Regierungen zurückwerfen und ihnen sagen, dass diese Inflation durch politische Ökonomie und fiskalische Probleme verursacht wird, die beide an ihnen anzugehen sind. “
Das ist „Ordnungspolitik die sich hier fatal auswirkt.
Diese gesetzlichen Veränderungen gehören auch in diese Rubrik.
Die Frage ist nur was diese Ordnung denn wie ordnen WILL.
Das ist ja politischer Willen, der da in die Gesetze und die Gesellschaft gegossen wird.
european
19. Juni 2022 @ 12:14
@Holly01
Exakt diesen Artikel von Richard Murphy habe ich heute morgen auch auf braveneweurope gelesen. So ist es nämlich. Für eine Angebotsinflation haben die Zentralbanken keine Instrumente. Man kann sich an wenigen Fingern abzählen, wann sie diese Zinserhöhung zurücknehmen müssen. UK ist jetzt schon in einer Rezession. Die Wirtschaft schrumpft. Der Eurozone geht es ähnlich. Für eine Nachfrageinflation gibt es keinerlei Anzeichen. Die Arbeitslosigkeit ist immer noch hoch. Die Lohnforderungen extrem moderat, insbesondere für Deutschland. Sieht man das Land im Vergleich innerhalb der Eurozone müsste es über die nächsten 10 Jahre überdurchschnittliche Lohnabschlüsse haben und auch Inflation in Kauf nehmen, um mit den anderen Euroländern zur Zielinflation aufzuschließen.
Die EZB reagiert speziell auf den Druck aus Deutschland, wo man leider unser Geldsystem immer noch nicht verstanden hat. Heute morgen las ich in der FT, dass unser gefühlter Finanzexperte Lindner wieder die Rückkehr zur “Ordnungspolitik” der Staatsfinanzen gefordert hat, was nichts anderes heißt als Austerität für alle, Exportismus für Deutschland. Und wenn erst einmal die Energiekosten bei den Unternehmen durchschlagen, wird wieder die Forderung nach Lohnsenkungen laut werden, insbesondere von denen, die jetzt nicht die Unternehmen bezüglich der Spekulationsgewinne bzw. “Übergewinne” belasten wollen.
Da bekommt der Begriff “Gelbe Gefahr” eine völlig neue Bedeutung.
european
15. Juni 2022 @ 14:44
There you go…
“whatever it takes” reloaded…
https://www.reuters.com/markets/europe/no-limit-ecbs-fight-against-fragmentation-schnabel-2022-06-14/
So unbequem das auch sein wird, insbesondere für die “frugalen” Ueberschusslaender der Eurozone, irgendwann wird man dieses Problem angehen müssen. Die Politik in und nach der Finanzkrise war grundfalsch, fatal und hat die politischen und sozialen Gräben vertieft.
Tut man das nicht, stimmen die Wähler mit den Füßen ab. Siehe Frankreich, Italien, Spanien, Griechenland…. Überall sind die Rechten auf dem Vormarsch bzw. wachsen die EU Gegner. Portugal hat schon länger die Notbremse gezogen und ist auf einem besseren Weg als die anderen.
european
15. Juni 2022 @ 13:31
Das war absehbar. Die Zinserhöhung ist falsch, allein die Ankündigung ist es schon.
Nur mal zur Erinnerung. Spanien und Italien fehlten vor Corona immer noch ca. 25% zum BIP Stand von vor 2008. Vom Griechenland-Desaster spricht schon niemand mehr.
Wir können in einem Binnenmarkt nicht alle gleichzeitig Überschüsse erzielen. Überschüsse des einen sind Defizite des anderen. Defizite erfordern Neuverschuldung zum Ausgleich. Aber selbst ohne Neuverschuldung steigt die Schuldenquote der Südländer unaufhörlich, wenn die Einnahmenseite der Länder sich nicht verbessert. Das tut sie deutlich nicht, wenn wir alle unsere Löhne senken und damit die Kaufkraft weiter reduzieren. Fachkräfteabwanderung im großen Stil kann auch nicht die Lösung sein.
https://www.flassbeck-economics.com/the-interest-rate-and-the-ecb-the-european-central-bank-will-disgrace-itself-again-and-germany-is-to-blame-this-time-too/