Neues vom Wirtschaftskrieg (59): Kranker Mann Deutschland?

Der Wirtschaftskrieg zieht immer weitere Kreise. Die Afrikanische Union diskutiert mit Kremlchef Putin über Getreidelieferungen. Wirtschaftminister Habeck wertet Sanktionen als große Erfolg. Und die deutsche Wirtschaft leidet besonders unter der neuen Lage.

  • Die deutsche Wirtschaft könnte wie schon vor zwei Jahrzehnten erneut zum „kranken Mann Europas“ werden. Jahrelang wurden Exporte nach China forciert und Energieverbindungen zu Russland ausgebaut. Daraus ergibt sich nun ein hässliche Mischung von Risiken. „Deutschland befindet sich in einer katastrophalen wirtschaftlichen Lage“ , sagte Aline Schuiling, Senior Economist bei ABN Amro. „Die Sorgen über die Aussichten sind durchaus berechtigt.“ – Tatsächlich verliert Deutschland nun wichtige wirtschaftliche Trümpfe – nicht zuletzt wegen der EU-Sanktionen.
  • Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) verbucht die wegen des Ukraine-Kriegs gegen Russland verhängten Sanktionen als großen Erfolg. Zwar könne man sich nur dafür schämen, dass es immer noch nicht gelungen sei, die Abhängigkeit von Russland im Energiebereich noch deutlicher zu reduzieren, sagte der Vizekanzler im Bundestag bei der Debatte zum Haushalt seines Ministeriums. Daraus erziele Präsident Wladimir Putin Einnahmen – er könne das Geld aber kaum ausgeben. – Woran misst Habeck den Erfolg? Die Sanktionen sollten den Krieg beenden und Verhandlungen ermöglichen – beide Ziele wurden bisher verfehlt.
  • Der Präsident der Afrikanischen Union (AU), Senegals Staatsoberhaupt Macky Sall, trifft am Freitag den russischen Präsidenten Wladimir Putin in Sotschi. Das Präsidialamt in Dakar teilte am Donnerstag mit, Ziel des Besuchs sei “die Freigabe von Getreide und Dünger, deren Blockade besonders die afrikanischen Länder betrifft”. Der Besuch erfolge auf Einladung von Putin, hieß es weiter. – Putin erklärte sich bereit, Getreideexporte zu erleichtern. Wenn das gelingt, wäre es ein Erfolg für Russland – und eine PR-Pleite für die EU.