Neues vom Wirtschaftskrieg (198): “Der Westen will ukrainisches Land”

Litauen pocht auch nach dem 10. EU-Sanktionspaket auf weitere Maßnahmen. Russische Ölprodukte kommen nun über Afrika in die EU. Und das Interesse westlicher Konzerne an Böden und Feldern der Ukraine ist enorm.

  • “Der Westen will ukrainisches Land”. Für Frédéric Mousseau ist die Sache klar: Der Westen will an ukrainisches Land – und das ist nicht bloß eine Metapher. Mousseau ist Strategiedirektor des kalifornischen Oakland Instituts, eines auf Nahrungssicherheit und Klimathemen spezialisierten Think Tanks. In zwei Berichten haben er und seine Mitarbeiter dokumentiert, wie enorm das Interesse westlicher Konzerne an den Feldern der Ukraine ist. Die Berichte belegen, wie große US-Agrarfirmen seit Jahren Geschäfte in der Ukraine machen. Unter ihnen ist der wegen seines Geschäfts mit gentechnisch verändertem Saatgut umstrittene Konzern Monsanto, das Agrarunternehmen Cargill und der Chemiekonzern DuPont. Zuletzt hätten die Firmen ihre Investitionen erheblich erhöht, sagt Mousseau – so sehr, dass es einer “Übernahme der ukrainischen Landwirtschaft durch westliche Konzerne” gleichkomme. (Die Zeit) Auch das ist Teil des Wirtschaftskrieges….
  • Russische Ölprodukte kommen nun über Afrika. Seit Anfang Februar importieren die Länder der Europäischen Union keine raffinierten Ölprodukte aus Russland. Doch der Diesel findet dennoch seinen Weg in die EU, nicht nur über Asien, sondern auch über Afrika. Vor dem Krieg in der Ukraine nahmen die europäischen Länder rund 60 Prozent der russischen Exporte von raffinierten Ölprodukten ab. Doch Russland hat in Nordafrika andere Abnehmer gefunden. Das Wall Street Journal (WSJ) berichtete, dass die Länder Nordafrikas ihre Einfuhren von russischem Diesel und anderen Ölprodukten deutlich erhöht haben. Experten meinen, dass die afrikanischen Importe höher seien als der Verbrauch. Manche hätten gleichzeitig ihre Ausfuhren von Raffinerieprodukten erhöht, was den Verdacht nährt, sie könnten russische Ladungen mit anderen Ölprodukten mischen und wieder ausführen. Für die EU-Länder ist es unter diesen Umständen kaum noch möglich, fossile Brennstoffe aus Russland vom eigenen Markt fernzuhalten. (telepolis)
  • Litauens Präsident Gitanas Nauseda pocht auch nach dem zehnten EU-Sanktionspaket gegen Russland auf noch weitreichendere Maßnahmen. “Wir werden weiter Druck machen. Es wird die Pakete elf und zwölf geben. Wir werden uns nicht zurücklehnen”, sagte Nauseda der Agentur BNS zufolge im litauischen Ostseebad Palanga. Besonders einsetzten wolle er sich für Strafmaßnahmen gegen den russischen Staatskonzern Rosatom und die russische Nuklearindustrie. “Ich bin jetzt nicht sehr glücklich über das neueste Sanktionspaket”, sagte der litauische Staatschef. Gut sei, dass es zeitlich mit dem Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine zusammenfiel. “Aber wir haben immer betont, dass das, was Russland im Nuklearbereich tut – destabilisieren und eine sehr konkrete Bedrohung für nukleare Anlagen in der Ukraine darstellen -, nicht ohne Folgen bleiben kann”. (dpa)

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