Neues vom Wirtschaftskrieg (112): Übergewinn-Abgabe wohl erst 2023

Der Wirtschaftskrieg gegen Russland zieht immer weitere Kreise. Ungarn sieht die EU schwer geschädigt. Norwegen warnt vor Gas-Preisbremse. Und die EU-Kommission lässt sich mit der Übergewinn-Abgabe viel Zeit.

  • Übergewinn-Abgabe erst 2023? Energie-Firmen aus dem Öl-, Gas-, Kohle- und Raffineriesektor in der EU könnten zum Jahreswechsel eine Sonderabgabe auf ihre zuletzt drastisch gestiegenen Gewinne zahlen müssen. Wie aus einem Entwurf für einen Gesetzesvorschlag der EU-Kommission hervorgeht, soll das Geld unter anderem dazu verwendet werden, Verbraucher und energieintensive Industrien zu entlasten. Der Beitrag soll rückwirkend auf die Gewinne des fiskalischen Jahrs 2022 gezahlt werden, heißt es in dem vorläufigen Papier, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Wie hoch der Beitrag sein soll, lässt der Text zunächst offen. – Die Abgabe kommt viel zu spät, um die Krise zu lösen – sie wird wohl eher ein Feigenblatt.
  • Norwegen warnt vor Preisbremse. Eine Energiepreisbremse wird dem norwegischen Ministerpräsidenten Jonas Gahr Störe zufolge das Problem des Energiemangels nicht lösen. “Wir gehen offen in die Gespräche”, teilt Störe nach einem Telefonat mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mit. Bei einem Deckel für die Energiepreise sei man aber skeptisch, weil es das grundlegende Problem nicht beheben werde und das sei ein Mangel an Gas in Europa. Nachdem Russland seine Gaslieferung in die EU gekappt hat, ist Norwegen zum größten Gaslieferanten der EU geworden.
  • Der ungarische Parlamentspräsident László Kövér sieht die Europäische Union durch ihren Umgang mit der Situation in der Ukraine schwer politisch und wirtschaftlich geschädigt. Seiner Meinung nach kann die Staatengemeinschaft schon jetzt als Verlierer des Konflikts betrachtet werden, “unabhängig davon, welche der direkt an den Kämpfen beteiligten Parteien sich zum Sieger erklären wird”. Die EU handle “unter dem Druck von außen” gegen ihre grundlegenden wirtschaftlichen Interessen, so Kövér weiter.

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