Neues vom Wirtschaftskrieg (111): Angst vor dem Blackout
Der Wirtschaftskrieg gegen Russland zieht immer weitere Kreise. In Deutschland wächst die Angst vor dem Blackout. Die Linke zerstreitet sich über den Wirtschaftskrieg. Und Deutschland schließt LNG-Verträge über Jahrzehnte – vorwiegend mit US-Lieferanten.
- Angesichts der Energiekrise aufgrund des zum Krieg ausgearteten Ukraine-Konflikts machen sich immer mehr Menschen in Deutschland Sorgen. Nicht nur um die steigenden Lebensmittelkosten im Supermarkt, sondern auch wegen möglicher Stromausfälle, auch Blackouts genannt. Inzwischen werden immer mehr Warnungen vor solchen Szenarien laut. So forderte der Städte und Gemeindebund eine bessere Vorbereitung auf Krisensituationen. Gegenüber der Welt am Sonntag erklärte der Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg: „Die Gefahr eines Blackouts ist gegeben.“ – Vor Blackouts haben die USA schon im vergangenen Herbst gewarnt – um die EU zu Sanktionen gegen Russland zu bewegen. Nun sind es diese Sanktionen und ihre Folgen, die die (zum großen Teil hausgemachten) Probleme am Strommarkt verschärfen.
- In der Linken verschärft sich der Konflikt zwischen der Parteispitze und dem Lager um die frühere Fraktionsvorsitzende Sahra Wagenknecht. Deren Unterstützer Klaus Ernst und Alexander Ulrich wiesen Kritik an Wagenknecht zurück und attackierten ihrerseits den Parteivorstand. Hintergrund ist Streit über eine Rede Wagenknechts im Bundestag. Sie hatte der Bundesregierung vorgeworfen einen Wirtschaftskrieg gegen Russland „vom Zaun gebrochen“ zu haben und verlangt, die wegen des Angriffs auf die Ukraine verhängten EU-Sanktionen aufzuheben. Sie gab als Ziel aus, weiter billige Brenn- und Rohstoffe aus Russland zu beziehen. Die Parteivorsitzenden Martin Schirdewan und Janine Wissler distanzierten sich und erklärten, dies entspreche in Teilen nicht den Beschlüssen des Parteitags.
- Deutschland schließt LNG-Verträge über mehrere Jahrzehnte. Germany’s energy crunch is forcing it to sign fossil-fuel contracts that last decades as the country balances keeping the lights on and homes heated against meeting environmental targets. Energy providers from Uniper SE to RWE AG have signed long-term agreements with liquefied natural gas suppliers, especially in the US, with more deals expected. Until now, utilities had shied away from the 15- to 20-year contracts, wary of the commitment to an energy source that emits carbon and methane. – Was wohl unser grüner Wirtschaftsminister dazu sagt? LNG ist noch klimaschädlicher als Kohle, zudem ist es sehr teuer…
Mehr zum Wirtschaftskrieg hier (Live-Blog)
Arthur Dent
14. September 2022 @ 23:41
Ein Blackout ist kein gewöhnlicher Stromausfall. Allein die Übertragungsleitungen des deutschen Stromnetzes haben eine Länge von 1,8 Millionen km. Allerdings gibt es schon lange kein isoliertes deutsches Stromnetz, sondern es ist Teil des europäischenVerbundnetzes. Dieses geht auf eine Zusammenschaltung der Stromnetze Deutschlands, Frankreich und der Schweiz 1958 zurück. Heute umfasst es 34 Länder und reicht von Westportugal nach Estland bis in die Osttürkei. Ein Blackout ist ein plötzlich auftretender, großräumiger, ggf. gleichzeitig weite Teile Europas umfassender, über mehrere Tage hinausgehender Infrastrukturausfall. Es geht praktisch nichts mehr – es ist alles aus, was mit Strom versorgt wird. Man wird praktisch ins Mittelalter hineinkatapultiert. Internet, Telefon, Computer, Züge, Kühlungen, Bankautomaten, Tankstellen, Heizungen, Straßenbahnen – alles weg, über mehrere Tage…
KK
12. September 2022 @ 13:55
Die deutschen Politiker (einschliesslich Schirdewan und Wissler) und Journalisten (wenige Ausnahmen bestätigen die Regel) gleichen einer Herde Lemminge, die vorsätzlich auf den Abgrund zurennen… selber aber kurz vorher nach links und rechts abbiegen, wo sie ihre Schäfchen längst im Trockenen haben.
Die Herde dahinter indes wird komplett über die Klippe springen müssen, weil ihnen die Sicht auf den Abgrund versperrt wird.
Holly01
12. September 2022 @ 10:14
“ Bislang hatten Energieversorger vor 15- bis 20-Jahres-Verträgen zurückgeschreckt, weil sie sich vor der Bindung an eine Energiequelle, die Kohlenstoff und Methan emittiert, skeptisch zeigten. – Was wohl unser grüner Wirtschaftsminister dazu sagt? LNG ist noch klimaschädlicher als Kohle, außerdem ist es sehr teuer… “
Das Pariser Klimaabkommen ist damit Altpapier, das ist klar.
Es ist technisch völlig unmöglich den umfangreichen LPG Gebrauch mit CO² Zertifikaten zu kompensieren UND einen Wechsel zu erneuerbaren Energien plus Speicherung zu realisieren.
Dazu müsste der Energieverbrauch (welcher ja normal weiter laufen würde) auf nahe Null fallen.
Aber wie soll Deutschland 3 Jahre „Pause“ machen?
Es läuft weiter darauf hinaus, das in Deutschland kein Betrieb bestehen bleibt, der auf sichere Rahmenbedingungen angewiesen ist.
Die Kostensteigerungen bei der Grundversorgung (egal ob kommunal, energetisch, sozial pipapo) werden zudem so immens sein, das sich auch keine Beschäftigten mehr finden lassen.
Wer geht denn noch arbeiten, wenn am Ende vom Monat nicht einmal die Wohnkosten/Hauskosten gedeckt sind.
Oder plant da jemand privat mit Pausen beim essen, trinken und heizen?
Aber. Es gibt auch gute Nachrichten.
Die 0,1% die gar nicht wissen wohin mit dem ganzen Geld, die werden die Schulden der 99,9% aufkaufen und davon die nächsten 100 Jahre leben.
Merke: Das Geld ist nie weg, es hat nur ein Anderer.
Also: irgendwo ist immer Party ….