“Rezept für neue Eurokrise”
Neue “Bail-in”-Regeln in der Eurozone sorgen für Unruhe. Schon bei den Turbulenzen an den Finanzmärkten der vergangenen Woche wurden sie attackiert – angeblich haben sie den Absturz mit verursacht.
Denn seit Januar müssen Anleger bluten, wenn “ihre” Bank in eine finanzielle Schieflage gerät. Dies habe zum Ausverkauf bei europäischen Bankwerten beigetragen, so die Kritiker.
Eurogruppenchef Dijsselbloem wies die Kritik ebenso zurück wie Finanzminister Schäuble, der sich auch noch auf eine gewagte Verteidigung der offenbar besonders gefährdeten Deutschen Bank verlegte.
Doch Schäuble hat noch einen neuen Bail-In-Plan. Danach sollen künftig auch Halter von Staatsanleihen bluten, wenn ein Staat gestützt werden muss. Damit will er ein Umschuldungsverfahren für Krisenländer schaffen.
Dieser Plan könnte jedoch Länder wie Italien, Spanien oder Portugal destabilisieren. “Es ist der schnellste Weg zur Zerstörung der Eurozone”, zitiert der “Telegraph” den deutschen Wirtschafts-Weisen Bofinger.
Unklar ist, ob und wann Schäuble seinen Plan umsetzen kann. In Brüssel zirkuliert zwar ein “Nonpaper” aus dem BMF, doch offiziell ist davon nichts bekannt.
Aber manchmal reichen schon Gerüchte, um eine neue Eurokrise auszulösen – oder die alte neu anzufachen… – Mehr zur neuen Finanzkrise hier
S.B
16. Februar 2016 @ 19:08
Wieso neue Eurokrise? Es ist die alte, die für einige wenige Jahre mit sehr viel frisch gedrucktem Geld übertüncht wurde. Jetzt wird offensichtlich, dass diese Methode keine Lösung für das Überschuldungsproblem ist. Die alte Eurokrise flammt also nur neu auf. Es ist zu befürchten, dass die Möchtegerns in der Politik nun noch einen Versuch per Bargeldverbot und Negativzinsen machen. Aber auch das wird nicht helfen, schlechte Schulden zu bereinigen. Dann ist “Ende Gelände”.
hubi stendahl
16. Februar 2016 @ 17:48
Es gibt keine Möglichkeit mehr den nahenden Zusammenbruch zu verhindern. Die sozialistische EZB haben zusammen mit den sozialistisch bürokratischen EU Granden noch 2 Möglichkeiten diesen Crash hinauszuzögern:
1) Die Flutung mit Geld über die diversen Mechanismen um Inflation zu erzeugen ( was Draghi erfolglos versucht ) oder
2) Eine Kreditkontraktion zuzulassen und ein Trennbankensystem einzuführen.
Da eine Reform der Euro kaum überleben würde, haben sich die Hauptprotagonisten für den “Schrecken ohne Ende ” entschieden.
Ganz am Ende wird es den ganz ganz großen Knall geben.
Michael
16. Februar 2016 @ 14:35
Eher wahrscheinlich ist, dass Bankaktien im hohen Bogen aus den Depots flogen, weil in einigen Laendern des Suedens 20 – 30 % der Kredite mehr odrr weniger faul sind. Bei Banken mit 10 % Eigenkapital toedlich fuer die Bank. Wenn man die dann noch mittels Bankenunion, Bankenaufsicht durch EZB und gemeinsamer Einlagensicherung verknuepft, hat man alles falsch gemacht, was falsch zu machen ging. Es kann aber auch sein, dass sich diverse Banken mit ihrer Kreditvergabe in die USA an Fracker oder bei Kreditausfallversicherungen einfach nur verzockt haben. Bei den Dimensionen der Zockerei waeren sie ganz schnell pleite.
Besonders berroffen waren Deutsche Bank und Credit Suisse. Mit bail in hat das kaum was zu tun.
GS
16. Februar 2016 @ 13:06
Was bedeutet das für die private Altersvorsorge? Lebensversicherungen, Riesterkram etc.? Man kann nicht die staatliche Altersvorsorge kaputt und gleichzeitig private Vorsorge immer schwieriger machen. Wobei riestern ohnehin völliger Schwachsinn ist.
Peter Nemschak
17. Februar 2016 @ 12:10
Die private Altersvorsorge hängt am Kapitalmarkt. Am günstigsten sind bisher jene gefahren, die ihre Ersparnisse in gemischten Aktien und Anleihefonds angelegt haben. Dabei waren Indexfonds auf Grund ihrer geringeren Verwaltungskosten langfristig vorteilhafter als gemanagte Fonds. In den letzten 50 Jahren haben Aktienfonds im Durchschnitt besser rentiert als Rentenfonds, wenn auch mit starken Schwankungen.
Freiberufler
16. Februar 2016 @ 10:53
Nachdem das alles super funktioniert und die Schafherde selig weiter schlummert, wird man mit dem Abzocken und Abrippen immer mutiger. Die Abschaffung des 500ern soll wieder viele Millarden auf griechische Bankkonten spülen, die dort eingefroren und per Mausklick verbailint werden können.
Aber vielleicht – nur vielleicht – hatte Abraham Lincoln doch recht: “You cannot fool all the people all of the time.”
Peter Nemschak
16. Februar 2016 @ 11:28
Die Abschaffung des 500-er soll dem Staat den Eingriff in die Privatsphäre der Menschen erleichtern: der gläserne Mensch als das bürokratische Ideal, prognostizierbar und manipulierbar.
Peter Nemschak
16. Februar 2016 @ 08:41
Logisch und richtig, was Schäuble verlangt. In Zukunft werden auch Staatsanleihen von Mitgliedsländern der EU (nicht nur von jenen der Eurozone) von den Bankhaltern risikoabhängig mit Eigenkapital zu unterlegen sein. Das ist so gut wie sicher und wird kommen. Es macht aber nur dann Sinn, wenn im Schadensfall, d.h. wenn ein Land insolvent ist, der Halter von dessen Anleihen mit einem hair-cut rechnen muss. Hätten wir diese Regelung bereits zum Zeitpunkt der Euroeinführung gehabt, hätten griechische, spanische, portugiesische, aber auch italienische Schuldner wesentlich höhere Risikoaufschläge auf ihre Anleihen zahlen müssen. Das hätte einer spekulativen Blasenbildung auf den südlichen Immobilienmärkten, insbesondere in Spanien, entgegengewirkt und das Konsumverhalten in diesen Ländern gedämpft. Das jüngste Problem bei den bail-in Regeln stellten die sogenannten Cocos dar. Cocos sind Ergänzungskapitalanleihen für Banken, die unter bestimmten Bedingungen automatisch in Eigenkapital konvertieren. Das hat bestimmte Anlegergruppen im Fall der Deutschen Bank irritiert und die Turbulenzen auf den Finanzmärkten zwar nicht verursacht aber verstärkt. Um dies in Zukunft zu vermeiden, wäre es sinnvoll, als Bankeigenkapital ausschließlich Aktienkapital und offene Rücklagen anzuerkennen, sukzessive die Eigenkapitalvorschriften zu verschärfen und eine glasklare Begrenzung des Leverage zu definieren. Wenn Bofinger von einer Zerstörung der Eurozone spricht, ist das kontraproduktiv. Seine Aussage beweist, dass der Süden Europas nicht kapitalmarktfähig ist. Daran wird sich so lange nichts ändern, als die Volkswirtschaften des Südens im globalen Wettbewerb nicht wettbewerbsfähig sind. Es muss einen marktkonformen Lenkungsmechanismus geben, der disziplinierend bei der Verteilung von Kapital wirkt. Hier darf es keinen Unterschied zwischen Souveränen und Privaten geben.
Beate
16. Februar 2016 @ 20:13
Von Ökonomie hat Schäuble keine Ahnung.
Schuldenfinanzierte zusätzliche Staatsausgaben sind 1:1 Unternehmereinkommen.
Lohnsenkungen, Kürzungen der Sozialleistungen usw. sind nicht notwendig um die Unternehmen zu mehr Investitionen ‘anzuregen’.
Wettbewerbsfähigkeit ist eine relative Größe.
Die Wettbewerbsfähigkeit Italiens und Frankreichs kann nur steigen wenn die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands sinkt.
Deutschlands Löhne und Sozialleistungen müssen relativ stärker steigen als in den genannnten Staaten.
Der Produktion muß eine gleich Hohe Nachfrage in Form von Löhnen, Renten, Sozialleistungen, Krediten, … gegenüberstehen.
Deutsches Lohndumping bestimmt die Richtung der Güterströme.
Die Kapitalströme folgen den Güterströmen.
Schäubles Vorschlag ist nicht nur menschenverachtend sondern auch dumm, da sie auf Kosten der eigenen Bevölkerung das Ausland in Kreditabhängigkeiten zu Deutschland hineinzwingt um der eigenen Macht und Überlegenheit willen.
“Es gibt viele Gründe, die Konjunktur zu beobachten. Wir können zum Beispiel dabei sehr schön lernen, wie unsere kapitalistischen Volkswirtschaften funktionieren. Der wichtigere Sinn liegt jedoch darin, rechtzeitig Rezessionen zu erkennen, bei denen viele Beschäftigte ihren Job verlieren. Das ist umso wichtiger, weil die Mehrheit der deutschen Wähler aus welchen Gründen auch immer Parteien bevorzugen, die erst in akuten Krisen anfangen über stabilisierende Eingriffe des Staates in das Wirtschaftsgeschehen nachzudenken.”
http://www.weitwinkelsubjektiv.com/2016/02/12/erste-alarmsignale-am-arbeitsmarkt-in-deutschland-und-amerika-aber-die-gewerkschaften-schweigen-lieber/
Wer die Verschuldungsmöglichkeiten des Staates, der Nachfrage letzter Hand einschränkt, verkleinert zu Lasten zukünftiger Generationen die Produktionsbasis und damit den Wohlstand der verteilt werden kann.