Lost in Krisenmodus

Am Montag war mal wieder Europatag, doch niemand war zum Feiern zumute. Denn die EU steckt nicht nur in der “Polykrise” – sie verstrickt sich auch immer mehr in Widersprüche. Hier ein paar aktuelle Beispiele.


[dropcap]E[/dropcap]s handelt sich um Erklärungen und Beschlüsse aus Brüssel und Berlin, der (un-)heimlichen Hauptstadt der EU:

  • Die Flüchtlingskrise für beendet erklären und nationale Grenzkontrollen verlängern (außer am Brenner);
  • Für jeden abgelehnten Flüchtling 250.000 Euro verlangen und Sozialleistungen für EU-Migranten kürzen;
  • Den IWF im Griechenland-Programm an Bord halten und sein Hauptanliegen (Schuldenschnitt) ablehnen;

  • Volle Visa-Freiheit für türkische Staatsbürger empfehlen und den Staatsstreich in Ankara ignorieren;
  • Die polnische Regierung rügen und die pro-europäischen Demonstranten allein im Regen stehen lassen;
  • Der Türkei 6 Mrd. Euro Hilfe in Cash zusagen und Griechenland 5 Mrd. Euro Hilfskredite vorenthalten;
  • Dem Papst huldigen und die Schande von Idomeni hinnehmen, sich sogar über die Chaos-Bilder freuen;
  • Mehr Demokratie geloben und jede, aber auch jede Volksabstimmung ignorieren – zuletzt in Den Haag;
  • Die EU-Standards hochhalten und zugleich mit den USA über neue (niedrigere?) Standards verhandeln;
  • Den Brexit fürchten und nichts tun, um ihn zu verhindern – oder seine Folgen für Europa abzumildern.

Es ließen sich noch viele andere Beispiele hinzufügen. Die EU ist derart in ihrem Krisenmodus gefangen, dass ihr diese schreienden Widersprüche nicht einmal mehr auffallen…