Letzte Warnung

Den Niederlanden droht der Verlust der Top-Bonität. Nach Moody’s und S&P hat nun auch die Ratingagentur Fitch den Ausblick auf “negativ” gesenkt. Damit wackelt sogar der exklusive Club der AAA-Staaten, den Deutschland mit den Niederlanden und Finnland gegründet hat – neben der Eurogruppe.

Finanzminister Schäuble muss sich Sorgen machen. Gerade hat er es noch geschafft, den niederländischen Finanzminister Dijsselbloem zum Eurogruppenchef zu ernennen. Der Juncker-Nachfolger müsse aus einem “AAA”-Land kommen, hatte Schäuble gefordert.

Berlin hat es auch noch fertig gebracht, die Bankenunion zu torpedieren. In einer Nacht- und Nebelaktion brachte Schäuble seine Kollegen aus Den Haag und Helsinki dazu, neue Bedingungen für eine Bankenstützung zu fordern, wie “Bloomberg” berichtet.

Doch nun wackelt das Fundament für die deutsche Euro-Hegemonie. Dem wichtigsten Partner, Holland, droht der Verlust des Topratings. Fitch hat am Dienstag, weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit, eine letzte Warnung geschickt.

Die Agentur begründete ihren Schritt damit, dass die Probleme auf dem Immobilienmarkt und dem Bankensektor die niederländische Wirtschaft belasteten. Vor allem die jüngste Verstaatlichung hat wohl als Schock gewirkt – Zitat:

The Outlook revision to Negative from Stable reflects Fitch’s view that the leveraged Dutch economy has suffered a number of shocks. Firstly, house prices are declining at a rapid pace and the housing market correction is sharper than what the agency previously expected; Fitch has revised its projected peak-to-trough decline to 25% from 18%. This will continue to weigh heavily on household consumption and consumer confidence. Secondly, as highlighted by last week’s nationalisation of SNS Bank N.V., some banking system problems persist, with three of the four major banks having faced severe financial difficulties and needing external support since 2008. Thirdly, the level of public debt (expected to peak at 77% of GDP) is higher than most ‘AAA’ peers, which reduces fiscal policy options, and the economy has performed worse than Fitch previously expected.

Damit ist Den Haag nun in einer ähnlichen Lage wie Paris, auch wenn noch kein Downgrading erfolgt ist. Doch sobald eine US-Agentur den Daumen senkt, müsste Schäuble seine niederländischen Freunde fallen lassen – wenn er konsequent wäre.

Streng genommen müsste er dann auch Eurogruppenchef Dijsselbloem feuern. Schließlich ist der bereits zum Defizitsünder geworden; ohne das “AAA” fehlt ihm endgültig die von Berlin geforderte Legitimation für die Führung der Gruppe.

Doch all dies wird nicht geschehen, jedenfalls nicht vor der Bundestagswahl. Schäuble wird nicht eingestehen, dass er auf das falsche Pferd gesetzt hat – ebenso wenig wie Merkel bei “ihrem” Rajoy (siehe “Ein schöner Tag im Kanzleramt”). Wetten, dass?

 

P.S. Übrigens war die Schieflage der nun verstaatlichten SNS Bank den Insidern schon seit Wochen bekannt – denn die EU-Kommission prüfte eine Hilfsanfrage aus Den Haag. Berlin dürfte dies nicht verborgen geblieben sein, doch Schäuble hielt dicht. Offenbar war es wichtiger, Dijsselbloem noch schnell zu befördern…