Kopfschütteln über die deutsche Energiepolitik
Erdgas ja bitte, Atomkraft nein danke – so lässt sich die deutsche Reaktion auf den EU-Vorschlag zur Taxonomie zusammenfassen. Alles in allem war sie vorhersehbar. Dass Deutschland nun aber auch noch drei Atomkraftwerke abschaltet, sorgt für Kopfschütteln.
Man wisse um die deutsche Abneigung gegen Kernenergie, heißt es in Brüssel. Dennoch solle sich Berlin nicht zu weit aus dem Fenster hängen. Schließlich waren sowohl die alte als auch die neue Bundesregierung an der Vorbereitung der Taxonomie beteiligt.
Ex-Kanzlerin Merkel und ihr Amtsnachfolger Scholz haben bei den Konsultationen mit der EU für die “Brückentechnologie” Erdgas geworben – dabei ist die Verbrennung von Gas für das Klima viel schädlicher als die Stromerzeugung in Kernreaktoren.
Misst Berlin also mit zweierlei Maß? In Brüssel würde das niemand laut sagen. Allerdings wundert man sich schon ein wenig darüber, dass Deutschland versucht, den Schwarzen Peter nach Brüssel oder Paris zu schieben – und von den eigenen Fehlern abzulenken.
Aus EU-Sicht war es zum Beispiel ein Fehler, zum Jahresende drei AKW abzuschalten. Mitten in der ernsten europäischen Energiekrise sei dieser Schritt schier unverständlich, heißt es etwa in Frankreich. “Eine grausame Koinzidenz”, schreibt “L’Express”
Kopfschütteln herrscht auch in den USA. Dort spricht man sogar von “Germany’s Energy Surrender”, also einer energiepolitischen Kapitulation. Denn mit dem Ende der Kernkraft mache sich das größte EU-Land noch abhängiger von Erdgas aus Russland.
“One might expect that a country suffering a generational energy crunch would be trying everything possible to expand supply”, schreibt das “Wall Street Journal”. “Yet Germany is proceeding with the closure of three nuclear power plants—around half of the country’s nuclear power generation—by the end of the year.”
Zu gut deutsch: Mitten in der Energiekrise kürzt Deutschland auch noch die Stromproduktion, statt sie nach Kräften zu fördern und die Abhängigkeit von Russland zu verringern. Das ist nicht nur für US-Amerikaner schwer nachzuvollziehen.
Vollig unverständlich wird es jedoch, wenn man dann auch noch die betriebsbereite deutsch-russische Gaspipeline Nord Stream 2 infrage stellt, wie dies die Grünen tun – während Kanzler Scholz in Brüssel für “grünes” Erdgas kämpft…
Siehe auch “Baerbock treibt Gaspreis in die Höhe” und “Von der Leyens schmutziger Green Deal”
Peter Pan
5. Januar 2022 @ 18:13
Dummer Michel in BRD anstatt 1500 unsichere 210m hohe Windräder aufzustellen sollten moderne sichere AKW gebaut werden und nun die letzten drei AKW abzuschalten ist ein Werk der Regierung vor 2021 und grün zur Zeit + SPD + FDP
grün dürfen nur die fehlenden Wälder sein. Die Strompreise werden in die Höhe schießen und für die meisten Bürger und Betriebe an den Bettelstab bringen.
Josef Berchtold
4. Januar 2022 @ 22:47
Man sollte mit Putin in Verhandlung treten und anbieten, dass Russland in vorhandenen Granitbunkern die deutschen Abfälle gegen Bezahlung lagert. Putin könnte es aber auch im russischen Majak lagern, dort wo Stalin seine Atombomben bauen ließ, dort ist die Gegend mit Plutonium für die nächsten knapp 25.000 Jahre bis zur Unbewohnbarkeit verstrahlt – Halbwertzeit. Selbst wenn dort gelagerte Castorbehälter irgendwann leckschlagen würden, hat dies in und um Majak (Ural) keine praktische Konsequenz. Es wäre eine win-win Situation. Man könnte es – smarterweise – mit einem Barter-Geschäft verknüpfen. Russland lagert es, bewacht es und bekommt dafür z.B. deutsche Diesel-Lastwagen und sonstige deutsche Fahrzeuge für einen Betrag X geliefert. Dies würde Deutschland den politischen Ärger sowie die teure Lagerung ersparen und noch dazu die gegenwärtig flaue Automobilkonjunktur ankurbeln. Ich vermute jedoch, da nach Einstein die menschliche Dummheit vermutlich grenzenlos ist, dass dies nicht passieren wird. Es wird vermutlich, wie so häufig im Gequatsche-Deutschland, zur teuersten und dümmsten “Lösung” kommen.
Bernhard Weber
4. Januar 2022 @ 19:08
Die “friedliche Nutzung der Kernenergie” ist vergleichbar mit der friedlichen Nutzung eines MGs zur Lochung eines DIN A4-Bogens. Angesichts vorhergesagter zukünftiger Dürre- und Überflutungsperioden steht mal kein Kühlwasser zur Verfügung, mal droht ein Fukushima-Desaster. Allein die Tatsache, daß 98 % der nicht nutzbaren Brennstäbe als “Müll” gelten, sagt doch alles über die Nicht-Beherrschung dieser friedlichen Atombombe, von Terroranschlägen mal abgesehen. Beim PKW wäre es so, daß man 30 Liter volltankt, dann 18 km fährt, den “Müll” aus dem Tank entleert und im Erdreich “zwischenlagert”, wieder volltankt und auf diese glorreiche Tour sehr kostengünstig und zeitsparend und umweltschonend weiterfährt und irgendwann das knapp gewordene Benzin wieder aus der Erde “frackt”. Und daß Frankreich seine sicheren Reaktoren nicht rings um Paris, sondern an den Grenzen zur BRD aufstellt, zeugt sowohl vom Sicherheitsgefühl als auch von der Zuverlässigkeit der Deutsch-Französischen-Freundschaft. Oder man ist der irrigen Meinung, daß der Katastrophenschutz in Deutschland besser funktioniert. Wie auch immer – die EU steht vor einer fatalen Fehlentscheidung.
european
3. Januar 2022 @ 16:37
Naja, bei der Atomkraft wird die Endlagerungsproblematik nicht in die Energiebilanz eingerechnet. Deswegen ist sie aber trotzdem da und soweit ich weiß, sind die Probleme mit der Asse immer noch nicht gelöst.
https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/braunschweig_harz_goettingen/Atomlager-Asse-II-Menge-einlaufender-Salzlauge-gestiegen,asse1578.html
Es ist insgesamt widersinnig. Auf der französischen Seite des Rheins reihen sich die AKWs Frankreichs auf, in Belgien kämpfen wir mit dem Schrottreaktor Thiange und geben in Aachen fleißig Jod-Tabletten als Vorsorgemaßnahme aus.
ebo
3. Januar 2022 @ 16:44
Die EU-Kommission nennt verlässliche Endlager aber ausdrücklich als Bedingung für eine “grüne” Atomkraft. Die Brennstäbe dürfen auch nicht mehr nach außerhalb Europas exportiert werden.
Frankreich hat immerhin eine Wiederaufbereitungsanlage – werden dorthin nicht auch die deutschen Brennstäbe transportiert?
european
3. Januar 2022 @ 16:58
Ich bin da wirklich überfragt und kann nur auf Informationen aus dem Netz verweisen. Ich habe nur die Asse und ihre Probleme in Erinnerung. Wie aus dem Artikel hervorgeht, soll sie bis 2030 geleert werden, was auch wieder einige Milliarden kosten wird. Gäbe es tatsächlich eine Wiederaufbereitungsanlage, wäre das Problem doch wahrscheinlich schon in Angriff genommen worden.
Greenpeace zufolge sind diese Aufbereitungsanlagen auch nicht der Weisheit letzter Schluss
https://www.greenpeace.de/klimaschutz/energiewende/atomausstieg/wiederaufarbeitung-fakten
Und hier zum Thema Endlager:
“Es gibt bis dato weder in Frankreich noch im übrigen Europa ein solches atomares Endlager;[8] der Atommüll soll hier bis zu 100.000 Jahre gelagert werden.”
https://de.wikipedia.org/wiki/Bure_(Felslabor)
Asse 2 – nur in französisch?
ebo
3. Januar 2022 @ 17:05
Eigentlich sollte der in Frankreich lagernde Atommüll bis 2024 zurück nach Deutschland transportiert werden. Doch die Atomindustrie stellt sich quer – aus wirtschaftlichen Interessen. Und die Bundesregierung lässt sie offenbar gewähren. https://www.energiezukunft.eu/politik/deutschlands-atommuell-bleibt-jahrzehnte-in-frankreich/