Der “Bäcker von Kos” – ein Symbol des Scheiterns

Jetzt ist er ein “beispielhafter europäischer Bürger”: Kurz nach seinem Tod hat EU-Kommissionspräsident Juncker den “Bäcker von Kos” gewürdigt. Doch das Lob hat einen bitteren Beigeschmack. Es kommt zu spät – und wird zum Symbol des Scheiterns.

Immer wenn auf der Insel Kos ein Flüchtlingsboot ankam, belud der Bäckermeister  Dionysis Arvanitakis seinen Lieferwagen mit Brot und Gebäck. Dann setzte er sich ans Steuer und fuhr zum Hafen.

Dort verschenkte er seine Backwaren an die frierenden und hungrigen Flüchtlinge. Zu seinen Lebzeiten war dies den europäischen Politikern keine Auszeichnung wert.

Doch nun, da Arvanitakis tot ist, wird er mit Ehrungen überhäuft. Er habe „Großzügigkeit und Mitgefühl“ bewiesen, erklärte Juncker. Sein griechischer Sprecher durfte die das amtliche Lob überbringen – im Pressesaal der EU-Kommission.

Der griechische Staatspräsident Prokopis Pavlopoulos wollte nicht zurückstehen. Er erklärte, Arvanitakis habe „die Kultur Europas mit den griechischen Werten der Menschlichkeit und der Solidarität veredelt“.

Auch Premierminister Alexis Tsipras reihte sich ein. Er lobte Arvanitakis auf Twitter als “Vorbild des Mitgefühls und der Menschlichkeit“.

Doch warum kommen diese Worte so spät? Und wieso unternehmen EUropäer und Griechen nichts, um die unhaltbaren Zustände zu beenden, die den “Bäcker von Kos” erst auf den Plan riefen?

Obwohl Griechenland für die Flüchtlingsbetreuung von der EU rund 1,6 Milliarden Euro Hilfsgelder erhalten hat, schafft es die Tsipras-Regierung bis heute nicht, für menschenwürdige Unterkünfte zu sorgen.

Und die EU-Kommission schaut weg – es sei denn, es gibt Tote…