Der “Bäcker von Kos” – ein Symbol des Scheiterns
Jetzt ist er ein “beispielhafter europäischer Bürger”: Kurz nach seinem Tod hat EU-Kommissionspräsident Juncker den “Bäcker von Kos” gewürdigt. Doch das Lob hat einen bitteren Beigeschmack. Es kommt zu spät – und wird zum Symbol des Scheiterns.
Immer wenn auf der Insel Kos ein Flüchtlingsboot ankam, belud der Bäckermeister Dionysis Arvanitakis seinen Lieferwagen mit Brot und Gebäck. Dann setzte er sich ans Steuer und fuhr zum Hafen.
Dort verschenkte er seine Backwaren an die frierenden und hungrigen Flüchtlinge. Zu seinen Lebzeiten war dies den europäischen Politikern keine Auszeichnung wert.
Doch nun, da Arvanitakis tot ist, wird er mit Ehrungen überhäuft. Er habe „Großzügigkeit und Mitgefühl“ bewiesen, erklärte Juncker. Sein griechischer Sprecher durfte die das amtliche Lob überbringen – im Pressesaal der EU-Kommission.
Der griechische Staatspräsident Prokopis Pavlopoulos wollte nicht zurückstehen. Er erklärte, Arvanitakis habe „die Kultur Europas mit den griechischen Werten der Menschlichkeit und der Solidarität veredelt“.
Auch Premierminister Alexis Tsipras reihte sich ein. Er lobte Arvanitakis auf Twitter als “Vorbild des Mitgefühls und der Menschlichkeit“.
Doch warum kommen diese Worte so spät? Und wieso unternehmen EUropäer und Griechen nichts, um die unhaltbaren Zustände zu beenden, die den “Bäcker von Kos” erst auf den Plan riefen?
Obwohl Griechenland für die Flüchtlingsbetreuung von der EU rund 1,6 Milliarden Euro Hilfsgelder erhalten hat, schafft es die Tsipras-Regierung bis heute nicht, für menschenwürdige Unterkünfte zu sorgen.
Und die EU-Kommission schaut weg – es sei denn, es gibt Tote…
Marc
19. Februar 2019 @ 10:46
Juncker sollte sich fragen warum diese Flüchtlinge nach Europa kommen und warum unsere Aussengrenzen nicht geschützt wurden. Schengenraum entstand ohne größere geistige Überlegung.
ebo
19. Februar 2019 @ 11:09
Nun ja, sie kommen über die Türkei, mit der Merkel einen Deal gemacht hat, damit sie nicht mehr nach Deutschland kommen. Da dieser Deal nicht richtig funktioniert, bleiben die Menschen auf Kos und anderen griechischen Inseln hängen. Die Beschwerde wäre also an Merkel und Erdogan zu richten. Die EU wurde bei dem Flüchtlingsdeal komplett übergangen!
Kleopatra
19. Februar 2019 @ 16:03
M.W. war ein Bestandteil der Abmachung, dass Migranten, die aus der Türkei nach den Ägäisinseln kommen, in die Türkei zurückgeschickt werden können, sofern sie es nicht weiter bis auf das griechische Festland geschafft haben. Somit wurde für Griechenland ein starker Anreiz geschaffen, diese Leute in den Lagern auf den Inseln zurückzuhalten. Was die EU betrifft: die wurde in der Tat nicht vorher gefragt (und der Autor des „Merkel-Plans“ Gerald Knaus ging sogar recht oft mit seiner Überlegung um, dass eine wirklich EU-europäische Regelung viel restriktiver sein müsste als er sie sich wünschte), aber m.W. haben maßgebliche Vertrer das schon hinterher als „EU-Politik“ autorisiert und können daher mit einigem Recht mit verantwortlich gemacht werden.
Kleopatra
18. Februar 2019 @ 23:15
Niemand will diese Menschen im eigenen Land haben – das ist das offene Geheimnis. Und das gilt in gewisse Sinn selbst für großzügige Demonstrationen von Gastfreundschaft – unterschwellig wird vorausgesetzt, dass die Betreffenden weiterziehen (= gefälligst weiterzuziehen haben). Der griechischen Regierung sollte man allerdings keinen Vorwurf machen, wenn sie für Migranten nicht mehr tut als ihr Merkel und ihre bezahlten Aufseher gestatten, für die eigenen Landsleute zu tun.
ebo
18. Februar 2019 @ 23:33
Der Bäcker von Kos hat geholfen, freiwillig und auf eigene Rechnung. Ein guter Mensch.