Grönland und die USA : Rutte ist machtlos

Die USA wollen Grönland annektieren – dabei ist die Insel durch ihre Bindung an Dänemark auch Nato-Mitglied. Doch Generalsekretär Rutte verteidigt sie nicht: Er ist machtlos.

Rutte sei ein “Trump-Flüsterer”, hieß es zu Amtsbeginn des Niederländers am Brüsseler Nato-Hautquartier. Er habe einen guten Draht zu dem Republikaner und werde ihn von Dummheiten abhalten.

Doch das hat nicht funktioniert. Mit seinen wilden Drohungen gegen das Nato-Mitglied Dänemark, die offenbar die Annexion Grönlands vorbereiten sollen, hat Trump die Allianz auf eine ernste Probe gestellt.

Normalerweise müßte Rutte nun Dänemark zur Seite springen. Doch das tut er nicht – zumindest nicht öffentlich. Nach einem Blitzbesuch der dänischen Regierungschefin Frederiksen im Nato-Hauptquartier schwieg er sich aus.

Der Grund: Rutte ist machtlos. Er ist nur Generalsekretär, nicht jedoch Oberbefehlshaber der Nato. Das ist traditionell ein Amerikaner – und der kommandiert auch die europäischen Nato-Truppen.

Rutte kann allenfalls politisch eingreifen. Doch selbst da sind ihm die Hände gebunden. Die Osteuropäer wollen nicht, dass er Streit mit Trump sucht – sie hoffen immer noch auf US-Hilfe für die Ukraine.

Jetzt zeigt sich, was das Gerede von einer stärkeren europäischen Verteidigung oder einer “europäischen Säule” in der Nato wert ist: Nichts – jedenfalls dann nicht, wenn es gegen die USA geht…

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P.S. In der Nato wird erwogen, US-Präsident Trump eine deutliche Ausweitung der alliierten Militärpräsenz in der Arktis vorzuschlagen. Wie die Deutsche Presse-Agentur in Brüssel aus Bündniskreisen erfuhr, gibt es die Hoffnung, damit die Diskussion um die Zugehörigkeit von Grönland zu Dänemark entschärfen zu können. Der Schuss könnte aber auch nach hinten losgehen – und Trumps imperiale Ansprüche auch noch legitimieren…