“Gefühlte deutsche Dominanz”
In deutschen Medien spricht man nicht so gern über das deutsche Europa. Doch seit G. Oettinger zum Haushaltskommissar befördert wurde, kann selbst SPON die Problematik nicht mehr umgehen.
“In Brüssel wächst das Unbehagen ob der gefühlten deutschen Dominanz, vor allem in Finanzfragen”, schreibt dort EU-Korrespondent M. Becker in einem lesenswerten Artikel über “Oettingers Knieschuss”.
Becker verweist nicht nur auf Oettinger und Selmayr, sondern auch auf Schulz und Weber, die im Europaparlament für die “GroKo” die Fäden ziehen.
Auch ein Hintergrunddienst zur deutschen Außenpolitik hat das Thema erkannt. Unter Verweis auf den Fall Oettinger verweist man dort auf die “nie dagewesene deutsche Machtkonzentration” in Brüssel.
Warum ich das erwähne? Weil darin eine meiner Recherchen ausführlich zitiert wird. Für die “politik & kommunikation” hatte ich über die mächtigsten Deutschen in der EU und anderen internationalen Organisationen geschrieben.
Aber wem sage ich das? Die Leser dieses Blogs kennen schon lange mein Faible für das “deutsche Europa”. Oettinger hatte ich schon am vergangenen Freitag in diesem Zusammenhang genannt…
S.B.
2. November 2016 @ 21:32
Es bleibt die Frage, warum alle anderen EU-Mitglieder sich von D dominieren lassen. Ich nenne mal zwei Gründe:
1. Sie können sich Dank dem Euro-Verbund mit D weiterhin so billig verschulden, wie es ihnen in Eigenregie nie möglich (gewesen) wäre.
2. D ist der mit Abstand größte Nettozahler in der EU. (Komme mir jetzt bitte niemand damit, dass D auch der größte Profiteur ist. Das auf dem riesigen Exportüberschuss resultierende exorbitante deutsche Auslandsvermögen wird nahezu komplett abzuschreiben sein. Auch wenn es Gruppen in D gibt, die von EU und Euro profitieren, Otto-Normal-Bürger ist es ganz bestimmt nicht.)
Offenbar sehen sich die von D “gefühlt dominierten” EU-Länder (damit meine ich nicht unbedingt deren Bürger) also trotz allem als Profiteure dieses Konstrukts. Es gibt keinen anderen erkennbaren Grund, warum sie dieses Spiel sonst noch mitmachen. Man müsste sich mal genau anschauen, wer die Profiteure des großen europäischen Umverteilungskarrussels sind. Die Bürger sind es jedenfalls ganz offensichtlich nicht.