“Freedom Day”: Welche Freiheit in Zeiten von Corona – und um welchen Preis?
Der Kontrast könnte kaum größer sein: Während der britische Premier Boris Johnson am “Freedom Day” alle Corona-Maßnahmen aufhebt, verhängen Deutschland, Frankreich und andere EU-Staaten neue Beschränkungen. Dahinter stehen unterschiedliche Freiheits-Begriffe.
Ist er nun endgültig übergeschnappt? Das fragen sich viele, weil Johnson trotz dramatisch steigender Infektionszahlen am Montag fast alle Corona-Maßnahmen aufheben will. Sowohl die Pflicht zum Tragen von Masken als auch Abstandsregeln und zahlenmäßige Beschränkungen für Veranstaltungen in Innenräumen werden abgeschafft.
Derweil haben Deutschland, Frankreich und andere EU-Staaten gerade erst neue Beschränkungen erlassen, um die Ausbreitung der Delta-Variante zu bremsen. Deutschland hat Griechenland und Holland zu Risikogebieten erklärt, Frankreich eine Impfpflicht für Pflegepersonal eingeführt. Zudem wird der EU-Impfausweisgenutzt, um den Druck auf Impfunwillige zu erhöhen.
Die Ansätze sind grundverschieden, denn dahinter steht eine verschiedene Philosophie. Johnson setzt auf die Eigenverantwortung der Menschen und die Freiheit von staatlichem Zwang. Präsident Emmanuel Macron hingegen setzt auf die Macht des Staates, der die Bürger zur Not auch zu ihrem “Glück” bzw. zur Gesundheit zwingen soll.
Welches Freiheits-Verständnis ist das richtige? Und was ist in Zeiten von Corona überhaupt mit Freiheit gemeint, was genießt Priorität? Freiheit von Krankheit und gesundheitlichem Risiko? Freiheit von staatlichem Zwang und Hygiene-Maßnahmen? Oder vielleicht die Freiheit zu reisen und in Urlaub zu fahren?
Die EU betont die Freiheit von Krankheit und die Reisefreiheit – der Schutz vor staatlichen Zwangsmaßnahmen scheint ihr egal. Jedenfalls greift Brüssel nicht ein, wenn Paris oder Berlin neue Beschränkungen erlassen. In UK hingegen betont man die individuelle Freiheit – selbst wenn diese mit dem Risiko einhergeht, dass sich die Pandemie erneut ausbreitet.
Manch einer spricht am “Freedom Day” sogar von einer “Gefahr für die ganze Welt” – weil UK ein wichtiger Knotenpunkt im internationalen Reiseverkehr ist. Wer hat Recht, wer schafft die angemessene Freiheit in Zeiten von Corona?
In Europa hat ein brisantes Experiment begonnen. Frühestens in zwei Wochen werden wir wissen, wie es ausgeht…
Boris Johnson verkündet den „Tag der Freiheit“… aus der Quarantäne. Das muss der englische Humor sein, von dem man immer so viel hört. #Freedomday
— Lutz van der Horst (@LutzvanderHorst) July 19, 2021
Ute Plass
19. Juli 2021 @ 15:39
“In Großbritannien hat soeben einer der wichtigsten Politiker des Landes begonnen, was hierzulande trotz anstehender Bundestagswahl – oder vielleicht gerade deswegen – noch auf sich warten lässt: Die Aufarbeitung der Corona-Krise wurde eingeläutet. Sir Graham Brady, der als Vorsitzender des „Ausschusses von 1922“ der Konservativen Partei im Unterhaus maßgeblich entscheidet, wer Premierminister wird und wie lange jemand auf diesem Posten verbleibt, hat mit einem sehr bemerkenswerten Namensbeitrag in der Zeitung Daily Mail, nicht nur gefordert, dass die Aufarbeitung beginnen möge, sondern auch aus dem Nähkästchen geplaudert, dass die Regierung bewusst und überzogen Angst geschürt habe, um die Einhaltung von Auflagen zu erzwingen: „Masken dienen dem Zweck sozialer Kontrolle über die Menschen“. Was an sich bereits in jeder Demokratie ein politisches Erdbeben auslösen müsste, ist nicht nur deshalb für Deutschland relevant, weil hier in ähnlicher Weise mit dem unrühmlichen BMI-Papier Panik geschürt wurde. Es ist auch deshalb von hoher Bedeutung, weil Sir Graham – der Königsmacher der britischen Konservativen Partein von Premierminister Boris Johnson – weitere Eckpfeiler der weltweit fast deckungsgleichen Corona-Politik anschiesst, indem er berichtet, dass hinter vorgehaltener Hand Regierungsmitglieder zugeben, dass die getroffenen Maßnahmen vielfach sinnlos und nicht evidenzbasiert sind.”
https://alschner-klartext.de/2021/07/19/ein-befreiendes-eingestaendnis-einer-zynischen-politik/#more-5598
Ute Plass
19. Juli 2021 @ 15:36
“In UK hingegen betont man die individuelle Freiheit – selbst wenn diese mit dem Risiko einhergeht, dass sich die Pandemie erneut ausbreitet.”
Die Pandemie-Definition bestimmt Freiheitsverständnisse mit:
https://1bis19.de/wissenschaft/gibt-es-eine-pandemie-dr-kustermann-bezweifelt-das/
Kurt Schaber
19. Juli 2021 @ 06:45
Es ist einfach nicht mehr nachvollziehbar. Ungläubig schaut man auf die “Entwicklungen” und fragt sich täglich: träume ich? Wann wache ich auf aus diesem Alptraum. Wann endet die tägliche Demütigung mit Maskenzwang?