Deutsche Bank: Die Rache der Märkte
Die Krise der Deutschen Bank spitzt sich zu. Nachdem sich Hedgefonds zurückgezogen hatten, stürzte der Kurs unter 10 Euro. Schuld seien böse Spekulanten, heißt es. Auf dem Höhepunkt der Eurokrise klang das noch anders.
Erinnert sich noch jemand an die Turbulenzen, in die italienische und spanische Banken gestürzt sind, als Deutschland den Gläubiger-Banken in Griechenland einen Haircut verpasste?
Damals ging es den Geldinstituten des Südens ähnlich wie heute der “Deutschen”. Doch in Berlin nahm man es gelassen. Man sang das Hohelied der Märkte, die eben die “Schuldensünder” bestrafen.
Kanzlerin Merkel baute ihre gesamte “Rettungs”-Strategie für Euroland auf der angeblich unentbehrlichen Kontroll-Funktion der Märkte auf. Spekulanten, Übertreibungen? Für Merkel kein Thema.
Das rächt sich nun. Denn natürlich ist die Marktreaktion auch im Fall der “Deutschen” übertrieben. Doch Merkel darf das nicht sagen. Was wäre sie denn ohne die Märkte, die sie zur “Königin Europas” gekürt haben?
Peter Nemschak
30. September 2016 @ 17:25
Regierungsmitglieder müssen in einer solchen Situation generell jedes ihrer Worte auf die Goldwaage legen. Wie man solches macht, kann ein Politiker beim Bundesbanker lernen. Ich nehme an, Merkel hat sich entsprechend beraten lassen. Bisher hat die deutsche Regierung diesbezüglich nichts wirklich falsch gemacht. Eine Aussage, dass die Marktreaktion übertrieben war, wäre kontraproduktiv und würde bloß die Spekulation weiter anheizen. Was übertrieben ist, müssen die Märkte selbst entscheiden. Auf die hohe Liquidität der Bank haben mehrere Analysten hingewiesen. Die Volatilität des Aktienkurses der DB bleibt jedenfalls hoch. Er ist mittlerweile auf über 11 Euro gestiegen. Deutschland hat übrigens nicht, wie ebo darstellte, den griechischen Banken einen hair-cut verpasst sondern sich innerhalb der EU erfolgreich dafür stark gemacht, dass private Gläubiger, die 2012 griechische Staatsanleihen hielten, zur Kasse gebeten werden. Der hair-cut für Einleger bei zyprischen Banken war letztlich auf die Misswirtschaft der zyprischen Regierung mit ihrem kommunistischen Präsidenten zurückzuführen (Die Zeit 3.3.2014). Er war ein gelungener Testfall für die Beteiligung privater Gläubiger und Großeinleger bei einer Bankpleite.
ebo
30. September 2016 @ 18:16
Richtig, es ging um die Gläubiger-Banken, wird korrigiert. Genau deshalb verfielen die Märkte ja in Panik, was Merkel aber nicht scherte, Schäuble übrigens auch nicht. Dabei hatten Sarkozy und Trichet davor sogar gewarnt!
Peter Nemschak
1. Oktober 2016 @ 10:19
Letztlich ist das Eigenkapital der Banken der wirksamste stabilisierende Faktor eines Banksystem. Es dämpft Kettenreaktionen der Märkte. Daher haben Cocos (Fremdkapital, das unter Stressbedingungen automatisch in Eigenkapital konvertiert) wenig Zukunft, weil sie zwar einzelne Institute nicht aber das System als Ganzes stabiler machen. Um in Zukunft die tiefste Eigenkapitaltasche, den Steuerzahler, soweit wie möglich zu schonen und Aktionäre und Gläubiger heranzuziehen, hilft nur eines: eine ausreichend hohe Eigenkapitalquote, welche die Ansteckungsgefahr bei einer Bankpleite verringert. Wie hoch diese in Zukunft sein muss, darüber streiten derzeit die USA und Europa.