Stolpert Merkel über die Deutsche Bank?
In nur einer Woche ist die Deutsche Bank zum Top-Thema in Europa geworden, noch vor den Flüchtlingen. Zwar hat sich die Krise wieder etwas entspannt. Doch nicht für Kanzlerin Merkel, meint der „Business Insider“.
Der viel beachtete Wirtschaftsdienst rechnet in seiner britischen Ausgabe mit dem Schlingerkurs der Kanzlerin ab. Die Deutsche könnte das Ende ihrer Karriere einleiten, ist dort zu lesen.
Die britischen Insider zitieren einen Analysten, der Merkel auffordert, die Bank zu stützen und die Lage schnell zu klären. Auf die EU-Regeln zu vertrauen, wäre hingegen fatal, so der Experte.
Denn die sehen einen „Bail-in“, also eine Beteiligung der Anteilseigner und Großinvestoren an der Stützung vor. Genau das führt aber in Krisensituationen zu einer massiven Kapitalflucht.
Zudem hat die EU diese Woche erklärt, dass die keiner Verschärfung der Basel-Regeln für die Kapitalisierung von Banken zustimmen wird. Das mache die Lage noch explosiver, Zitat:
„When you combine [Basel and Merkel’s comments] investors have every reason to be concerned,“ Whalen said. „Merkel has to realize the rule in place forbidding state aid is unworkable.“
Dummerweise hat Merkel die Bail-in-Regeln selbst durchgesetzt. Und wenn sie die Deutsche Bank stützt, dann könnte sie es Italiens Renzi kaum verbieten, dasselbe zu tun…
P.S. In der „SZ“ schreibt C. Gammelin das genaue Gegenteil: Merkel werde stürzen, wenn sie die DB stützt. Sie argumentiert innenpolitisch, mit der AfD….
Ute Plass
3. Oktober 2016 @ 14:09
„Zwar sagt Sahra Wagenknecht (DIE LINKE) voraus, dass eine staatliche Stützungsaktion für die Deutsche Bank für Merkel der „Supergau“ wäre: „Und wenn sie jetzt auch noch Steuergeld verschleudert, um wieder einmal eine marode Bank freizukaufen, dann braucht sie zur Wahl nicht mehr anzutreten.“ Aber am jüngsten Tag der Deutschen Einheit hat die Kanzlerin bereits einen sachdienlichen Hinweis auch und gerade für die drohende Bankpleite gegeben: „Alle sind das Volk“ behauptete die Frau aus der Uckermark und natürlich bemühte sie damit auch die Wir-sitzen-alle-in-einem Boot-Metapher, die Otto Normalo ebenso einschließt wie die Deutschen Bank. Diese Perma-Lüge, die den Widerspruch zwischen Unten und Oben verwischen soll und die da Unten in Schuldhaftung für die da Oben sehen will, soll den ideologischen Teppich für die Bankenrettung ausrollen. Wie in der Finanzkrise 2008 als der Staat beinahe täglich eine andere Bank mit Haushaltsgeld vor der Pleite rettete.“
http://www.rationalgalerie.de/home/deutsche-bank-retten.html
Peter Nemschak
3. Oktober 2016 @ 20:58
Auch wenn es unpopulär sein mag, sehen die geltenden Regeln der EU unter bestimmten Umständen eine Beteiligungsmöglichkeit des Staates an Banken, die vor gröberen Schwierigkeiten stehen vor. Die Deutsche Bank sollte stark genug sein, ihre Probleme ohne Staatsbeteiligung zu lösen. Die Reaktion der US-Konzernchefs auf die Steuernachzahlung von Apple an die EU und die Unterstützungserklärungen der deutschen Industrie für die DB zeigen, das selbst in einer globalisierten Welt der Multis die nationale Verankerung von Bedeutung ist. Wenn es ernst wird denken auch die Multis national.
Ansgar
3. Oktober 2016 @ 10:04
Michel Barnier, der den Brexit verhandelt, hat ja nach der Bankenrkise die EU Regeln für Banken verschärft. Entweder die halten jetzt oder nicht, dann soll Barnier die Konsequenzen ziehen, Die „Deutsche Bank“ ist ein Geldhaus der City. Da nichts mehr deutsch dran. Damit hat Merkel und unser Land nicht zu tun. Spricht John Cryan überhaupt deutsch? Wer nicht mal deutsch im Dienst spricht, der hat mit uns nichts zu tun. Ich sehe keinen Hans Langsdorff in der Führungsriege der Deutschen Bank. Keiner von denen ist bereit seinen Kopf hinzuhalten.
Peter Nemschak
3. Oktober 2016 @ 13:35
Sie sind schlecht informiert und haben John Cryan offenbar noch nie deutsch sprechen hören. Alle großen Banken dieser Welt haben einen internationalen Aktionärskreis und Management aus aller Herren Länder. Die Glokalisierung (Mischung aus global und lokal) ist an Ihnen vorübergegangen. Die Deutsche Bank ist der größte Akteur in einer Branche, die derzeit in einer Krise steckt.
Peter Nemschak
1. Oktober 2016 @ 20:18
Wenn, dann würde sie eher wegen ihrer Flüchtlingspolitik nicht mehr kandidieren. Die selbst ernannten „Bankexperten“ der Wirtschaftspresse schreiben viel, wenn der Tag lang ist. Natürlich gibt es nicht wenige Investoren, die von einer Staatshilfe für die DB profitieren würden, nicht nur wegen der DB sondern auch wegen der Präjudizwirkung für Banken in anderen Ländern der EU. Andere würden wiederum vom Gegenteil profitieren. Eine aktualisierte seriöse Kapitalrechnung samt Prognose für zumindest bis Ende 2017 sollte die Basis für seriöse Analysen sein. Ob eine solche den Schreibern der diversen Artikel vorliegt, kann bezweifelt werden. Aus der zuletzt diskutierten Strafe von USD 14 Milliarden sollen mittlerweile USD 5.4 Mrd. geworden sein. Ob das stimmt, werden wir bald wissen.
Pjotr56
1. Oktober 2016 @ 13:41
„Stolpert Merkel über die Deutsche Bank?“
Hoffentlich!