Eurokrise + Bankenkrise = Crash? (Update)

Früher war er Berufsoptimist, nun prohezeit er den Zusammenbruch

Während Kanzlerin Merkel in Berlin sinnlose Abwehrschlachten gegen Eurobonds führt, ruft Ex-Fed-Chef Greenspan in Washington schon den Zusammenbruch der Eurozone aus. „Der Euro bricht auseinander“, sagte der Amerikaner, den wegen seiner laxen Geldpolitik viele für die Finanzkrise 2008 verantwortlich machen. Die Euro-Krise werde auch die US-Wirtschaft belasten, fügte er hinzu – prompt knickte der Dow Jones ein.

Zwar erholte sich die Börse schnell wieder, weil Greenspan nicht mehr viele Jünger hat. Dennoch sollte man seine Worte ernst nehmen. Denn weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit hat die Eurokrise eine neue, potentiell verheerende Phase erreicht: Sie hat die europäischen Banken erfasst, die sich untereinander kaum noch über den Weg trauen und auch immer weniger Geld leihen. Sollte der Interbankenmarkt zusammenbrechen, könnten Europa bald Zustände wie 2008 drohen – der viel beschworene Lehman-Moment wäre wieder da. 

Noch ist es nicht so weit. Doch dafür häufen sich die Alarmsignale an allen Fronten: In Griechenland fällt die Rezession wohl noch schärfer aus, was die jüngsten Sparpläne in Frage stellt. Gleichzeitig zeichnet sich ab, dass der erst Ende Juli beschlossene zweite Hilfslan für Griechenland neu verhandelt werden muss. Als wäre das nicht genug, deuten immer mehr Konjunkturindikatoren auf einen Rückgang der Wirtschaftsleistung, gemeinhin Rezession genannt, hin. Auch in Deutschland verdüstert sich derr Konjunkturhimmel.

Ohne Wachstum kann die Eurozone aber keine Bailouts mehr stemmen. Die Eurogruppe müsste sich daher so schnell wie möglich zusammensetzen, um ihre “Wirtschaftsregierung” zu aktivieren und über neue Wachstumsimpulse nachzudenken. Denkbar wäre etwa, dass Deutschland, die Niederlande, Österreich und Finnland – also die “stabilen” Euroländer – Impulse geben, um den drohenden Konjunktureinbruch abzumildern. Parallel sollte die EU-Kommission den wiederholt angekündigten, aber nie realisierten “Marshall-Plan” für Griechenland auflegen.

Doch was passiert tatsächlich? Alle Euroländer treten gleichzeitig auf die Sparbremse. Frankreich will ein neues Sparprogramm vorlegen, Spanien die Schuldenbremse in die Verfassung aufnehmen, Italien fährt seine Ausgaben bereits massiv zurück. Zudem verweigern die EU-Staaten der Brüsseler Behörde die fällige Aufstockung des EU-Budgets – und verdammen Brüssel damit zur Untätigkeit.

Auch die Bankenkrise wird nicht bearbeitet. Zwar hat der letzte Eurokrisengipfel im Juli die Möglichkeit geschaffen, notleidende Banken aus dem Euro-Rettungsfonds EFSF zu rekapitalisieren. Doch es passiert nichts. Erst Ende September, wenn die Gipfelbeschlüsse (hoffentlich) in allen 17 Euroländern ratifiziert sind, könnte die Eurogruppe aktiv werden.

Doch dann könnte es schon zu spät sein – was meinen Sie, Mr. Greenspan?

 

Nachtrag 26.8.11

Nun greift auch der Economist die Krise am Geldmarkt auf. Er prophezeit (noch) keinen Crash, aber eine Einschränkung der Kreditvergabe…



 


 

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