„Eurobonds sofort“

Besser spart man gemeinsam, oder?

Eurobonds würden wie heiße Semmeln weggehen, sagt der Investmentbanker A. Bosomworth im Interview mit der taz. Der Markt wäre mit 2,7 Billionen Euro unschlagbar groß, der Zinssatz für zehnjährige Anleihen läge bei zwei bis drei Prozent. Das wäre selbst für Deutschland akzeptabel, zudem würde es den Zinsdruck in Spanien und Italien beseitigen. Doch die Bundesregierung mauert, ein Durchbruch beim EU-Gipfel Ende dieser Woche ist nicht in Sicht.

Frankreichs Präsident Hollande will weiter für Eurobonds werben. Dies hat er nach der Viererrunde mit Merkel und Italiens Monti am Freitag in Rom angekündigt. Schon bei einem Vorbereitungstreffen mit Merkel am kommenden Mittwoch in Berlin dürften die Gemeinschaftsanleihen erneut zur Sprache kommen, meldet Reuters. Auch in Brüssel sind Eurobonds bzw. Eurobills in aller Munde (siehe dazu mein Beitrag „Was zu tun wäre“) – ganz im Gegensatz zu Berlin. 

In Deutschland findet nicht einmal eine Debatte statt. Merkel und Finanzminister Schäuble haben Gemeinschaftsanleihen für tabu erklärt und unter dem Stichwort „Vergemeinschaftung von Schulden“ stigmatisiert. In der Finanzpolitik halte sie sich an das Modell der „schwäbischen Hausfrau“, brüstet sich Merkel gerne. Dabei machen Eurobonds sogar für Schwaben Sinn, wie mein Gastautor Klaus Müller mit einer kleinen Geschichte illustriert.

Modell: Schwäbische Hausfrau 

Stellen Sie sich vor, Sie wären eine schwäbische Hausfrau und hätten drei Kinder. Weltoffen wie Sie ihre Kinder erzogen, verließen diese das Schwabenland, um in Berlin, Paris und Madrid zu studieren. Das Studium ist beendet und jeweils ein unbefristeter Job gefunden. Sie sind ein wenig traurig, dass Ihre Kinder nicht ins Schwabenland zurück wollen. Nun ja.

Dank Ihrer Erziehung und langjähriger Unterstützung verfügt jedes Kind über ein (schenkungssteuerfreies) Eigenkapital von je 100.000 Euro, wird diesen Betrag in einen sicheren Wert investieren und dazu zählt die Immobilie: das „Häusle“. 

In der Folge wälzen die Kinder Zeitungen, suchen Im Internet, besichtigen diverse Objekte. Via Internet und Linkliste werden Sie über die Angebote auf dem Laufenden gehalten und geben ihrerseits wichtige Hinweise z. B. zu Wärmedämmung, trockenen Kellern und Lagerräumen.

Am Ende liegen für je 300.000 Euro folgende Angebote in zentraler Lage vor:

  •  Berlin – schicke Altbauwohnung, 110 qm
  •  Paris – schickes Appartement, 35 qm
  •  Madrid – einfache Wohnung, 80 qm

Der Eigenanteil und die Wohnung als Sicherheit reichen den Banken vor Ort für die Vergabe eines Kredites über jeweils 200.000 Euro. Als schwäbische Hausfrau und aufmerksame Zeitungsleserin kennen Sie sich aber mit den europäischen Zinsen aus und wissen:

  • Das Berliner Kind wird sich zu Schäuble Konditionen (1,4% auf 10 Jahre fest) das Geld leihen und bei einer monatlichen Zahlung von 1.000 Euro in 19 Jahren die Wohnung abbezahlt haben. 

An Zinszahlungen werden insgesamt 28.000 Euro fällig.

  • Das Pariser Kind kann sich noch zu passablen Moscovici Konditionen (2,8% auf 10 Jahre fest) das Geld leihen und wird bei einer monatlichen Zahlung von 1.133 Euro in 19 Jahren die Wohnung abbezahlt haben.

An Zinszahlungen werden insgesamt 58.000 Euro fällig.

  • Das Madrider Kind muss sich zu Montoro Konditionen (7% auf 10 Jahre fest) das Geld leihen und wird bei einer monatlichen Zahlung von immerhin 1.583 Euro in 19 Jahren die Wohnung abbezahlt haben.

An Zinszahlungen werden insgesamt 163.000 Euro fällig.

Was machen Sie? Nachdem sie sich kurz über diese Unterschiede aufgeregt, ja sogar empört haben, sind Sie nicht beleidigt. 

Sie schreiten zur Tat und nehmen 400.000 Euro als Hypothek für das längst abgezahlte Mehrfamilienhaus in Waiblingen auf und überweisen jeweils die Hälfte nach Paris und Madrid. 

Beide Kinder tragen die Schuld und Zinsen bei Ihnen ab und schon sind 165.000 Euro an Zinsen gespart (und bleiben in der Familie). Die monatliche Belastung ist für alle gleich und jedes Kind zahlt 1000 Euro für Zins und Tilgung im Monat egal wo es gerade wohnt.

OK dem Bankensektor gehen dabei 165.000 Euro Zinsen verloren und das Berliner Kindl mault – mit herabgezogenen Mundwinkeln: „Und ich?“

Aber mal ehrlich, eine kleine Entschädigung für das fehlende Flair von Paris und Madrid wird dann für das Berliner Kindl doch wohl drin sein und es kann wieder lächeln. Gelle?

KM

Klaus Müller arbeitet in der Vertretung des Landes NRW bei der EU in Brüssel. Der Beitrag gibt seine private Meinung wieder.

 

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