Ein Trump-Moment in Straßburg

Ein bisschen ist es wie bei den US-Republikanern: Erst gab es zu viele Kandidaten, dann verlor die Partei die Kontrolle – und schließlich setzte sich der Außenseiter durch. Er heißt Tajani und ist Berlusconi-Spezi.

Am Dienstag wurde er von der konservativen EVP, der auch CDU/CSU angehören, zum Kandidaten für die Nachfolge von Parlamentspräsident Schulz nominiert. Eine Ironie des Schicksals.

Denn Schulz war durch einen Wortwechsel mit Berlusconi im EP bekannt geworden. Nun soll ausgerechnet ein Berlusconi-Kumpel dem SPD-Genossen nachfolgen. Das Votum kam überraschend.

Es ist ein Trump-Moment, und das zur denkbar schlechtesten Zeit. Schließlich ist Tajanis Heimat Italien gerade in Turbulenzen, die EU steckt in der Dauerkrise, das EP in der Führungskrise.

Für Sozialdemokraten, Linke und Liberale ist Tajani nicht wählbar. Durchsetzen könnte er sich nur, wenn er sich von Rechtspopulisten vom Schlage Le Pens und Wilders dulden lässt.

Wir dürfen gespannt sein, ob Kanzlerin Merkel das mitmacht. Immerhin hat sie Tajani beim CDU-Parteitag in Essen empfangen. Ob sie heimlich ein neues Rechtsbündnis vorbereitet?

Siehe auch: Schulz hinterlässt einen Scherbenhaufen