Drei (schlechte) Gründe für die Kapitulation vor Trump
Warum hat die EU vor US-Präsident Trump kapituliert und einen einseitigen und inkonsistenten Handels-Deal geschlossen?
Halten wir erst einmal fest, dass sich dieses Ergebnis lange abgezeichnet hat. Es ist alles andere als eine Überraschung – auch wenn die Mainstream-Medien einen anderen Eindruck erwecken.
Schon als EU-Kommissionschefin von der Leyen die bereits beschlossenen europäischen Gegenmaßnahmen zu Trumps Stahlzöllen sang-und klanglos abgeblasen hat, war klar, dass sie nicht kämpfen wollte.
Das war im April. Kurz danach schlug VdL auch das Angebot Chinas aus, gemeinsam Gegenwehr zu leisten. Damit stand die EU international allein, der viel beschworene Multilateralismus war beerdigt.
Als die EU-Spitze dann auch noch einwilligte, US-Unternehmen von der globalen Mindeststeuer auszunehmen und auf eine Digitalsteuer zu verzichten, war klar, dass Trump in EUropa leichtes Spiel haben würde.
Ich habe damals mehrere Beiträge über die “Kapitulation auf Raten” veröffentlicht, sie stehen hier und hier. Ich habe auch auf die fatale Rolle des industriehörigen deutschen Kanzlers Merz hingewiesen.
Zu Recht, denn Merz hat am Ende den Ausschlag gegeben. Von der Leyen hielt zu ihrem Parteifreund und stellte sich gegen ihren Handelskommissar Sefcocivs, der zumindest symbolische Gegenzölle verhängen wollte.
Was waren nun die entscheidenden Motive? Ich sehe im Wesentlichen drei:
- Die Angst vor einem Handelskrieg. Mit dem Deal habe man einen gefährlichen Handelskrieg verhindert, heißt es in Brüssel. Allerdings ist dieser Krieg längst da, Trump hat ihn schon in seiner ersten Amtszeit eröffnet und nie beendet, wie die fortgesetzten Stahlzölle zeigen. “We won the trade war“, erklärte Trump denn auch, nachdem die EU kapituliert hatte. Das war allerdings nur die erste Schlacht, weitere dürften bald folgen – man denke nur an China!
- Die Angst vor Russland. Sie spielte zwar offiziell keine Rolle, unterschwellig aber sehr wohl, wie sogar Sefcovic eingeräumt hat. Die paranoide Angst vor Russland, die die EU-Chefs selbst schüren, hat sie gelähmt und erpressbar gemacht. Trump hat dies genutzt, um Schutzgeld zu erpressen – erst in der Nato (das Fünf Prozent Ziel), dann in der EU. Allerdings werden wir durch die Milliarden-Zahlungen weder sicherer noch unabhängiger – ganz im Gegenteil!
- Die deutsche Exportabhängigkeit, auch und gerade von den USA. Kein Land ist wirtschaftlich so abhängig von den USA – und vom Export – wie Deutschland. Da Deutschland zugleich das wichtigste EU-Land ist, konnte Trump hier den Hebel ansetzen. Und da Merz unerfahren und industriehörig ist, hat er keinen nennenswerten Widerstand geleistet…
Dies sind die wesentlichen Gründe, die die EU in die Niederlage geführt haben – und das ausgerechnet in ihrem wichtigsten und exklusiven Politikfeld, der Handelspolitik. Aus meiner Sicht sind es allerdings schlechte Gründe.
Mit einem anderen Kanzler, einer anderen Kommissionschefin und einer anderen Strategie hätte die EU mehr herausholen können. Das gilt auch für Deutschland, das nun zu den großen Verlierern gehört, wie sogar Merz einräumt…
Siehe auch Merz führt Europa in eine fatale Abhängigkeit von Trump. Mehr zum Handelskrieg hier

Erneuerung
30. Juli 2025 @ 20:26
Jetzt noch schnell mal eben das “De-Riscing” zu China vollenden und Handel mit China sowie wechselseitige Investitionen stoppen. Dann sind wir frei, frei von Fortschritt, frei von Handel, frei von Rohstoffen, frei von verlässlichen Energiequellen, frei von Vernunft und Bildung. Das passt dann auch besser zu der bereits erfolgten Befreiung von humanitären Werten. Sarrazin hatte fast Recht, er hätte titeln müssen: ” Europa schafft sich unter deutscher Führung ab”.
Monika
31. Juli 2025 @ 08:55
Wir gewinnen doch, die einzig wahre FREIheit! Ein dreifaches „Hurra Deutschland“!
Michael
30. Juli 2025 @ 18:31
Gründe? Welche Gründe? Ich habe das Spektakel nur als bedingungslose Kapitulation erlebt!
Michael Conrad
30. Juli 2025 @ 13:11
Eines der Hauptargumente für die EU war ja immer die These, dass die Mitgliedstaaten einzeln gegenüber USA und China hilflos und bedeutungslos wären.
Wir stellen jetzt fest, dass die EU selbst auch bedeutungslos ist. Daraus ergibt sich:
EU hat sich erledigt und kann weg.
Dann hätten wir wenigstens die Chance auf die Rückerlangung unserer staatlichen Souveränität und Demokratie.
Tja, ziemlich naive Vorstellung.
Die bürokratischen Autokraten der EU werden sich sicherlich an ihre Pfründe klammern und das zu verhindern wissen.
Niko
30. Juli 2025 @ 10:54
So langsam sollte man dringend prüfen, ob man noch auf der richtigen Seite steht. Wer ist tatsächlich unser Feind und wer ist unser Freund? Wer bricht inzwischen alle internationalen Regeln und verachtet die internationalen Organisationen und Gerichte und spielt sich als Imperialist auf?
KK
31. Juli 2025 @ 01:29
Die Antwort auf die zweite Frage lautet:
U nser
S ouverän
A merika
Guido B.
30. Juli 2025 @ 10:37
Nennt man auch Appeasement-Politik.
(Kollektive Unterwürfigkeit gegenüber einem rücksichtslosen raffgierigen Diktator.)
Stef
30. Juli 2025 @ 10:35
Es sollte differenziert werden: Der 15 %ige allgemeine Zollsatz war absehbar und er ist angesichts der deutschen Exportobsession verständlich. Dieses Problem können wir in Europa nur adressieren, wenn diese Exportfixierung endet. Das zeichnet sich hierzulande aber nicht ab. Von daher ist das nur der Anfang.
Überraschender und schlimmer finde ich die exorbitanten Geldgeschenke in Höhe von mehr als 1,3 Billionen Euro. Dieses Geld fehlt für Investionen in eine bessere europäische Unabhängikeit und Prosperität. Diese pauschale Zusage führt jedwede Preisverhandlung ad absurdum. So wie sie Trump versteht, gibt es dabei auch keinen echten Zusammenhang zu etwaigen Gegenleistungen wie Gasmengen oder Rüstungsmaterial. Die Gelder müssen fließen, komme was wolle. Und wenn die EU meint, dies anders sehen zu wollen als der POTUS, wird Trump eben nachverhandeln. Was bei einer geübten Vasallenregierung Makre vdL zu absehbar positiven Ergebnissen führt, jedenfalls aus US-Sicht.
Und niemand muss erwarten, dass sich die EU mit China gegen die USA stellen. Das wäre ebenso töricht wie dieser „Deal“. Es würde reichen, dass die EU die eigenen Interessen nach besserer Unabhängigkeit konsistent definiert und priorisiert. Damit könnte man China und die USA ein stückweit gegeneinander ausspielen. Man müsste es sich aber zumindest mit China nicht auf Befehl aus den USA verscherzen. Denn Europa droht ja nicht seine Vormachtstellung im Pazifik an China zu verlieren, das sind nur die USA.
Karl
30. Juli 2025 @ 11:18
@Stef: Konsequenterweise müssten Sie fordern, dass die übergroße Autoindustrie in Deutschland kontrolliert runtergefahren wird, statt sich bei den USA als ohnmächtig kriechender Vasall aufzuführen.
Und die X x 800 Milliarden (Schattenhaushalte) müssen dann als Geld zur Bewältigung des nötigen Wirtschafts- und Infrastrukturausbau ausgegeben werden (Binnenmarktorientierung, Bau bezahlbarer Mietwohnungen, Qualifikationsoffensiven auf dem Arbeitsmarkt) anstatt es völlig unproduktiv für Rüstung zu verbrennen und dem Militär-Industriellen Komplex und seinen Bläckrocker-Aktionären in den Rachen zu schaufeln:
Israels Waffen im Gaza stammen zu 40% aus Deutschland.
Sind Sie so konsequent?
Stef
30. Juli 2025 @ 13:06
Klingt für mich jedenfalls vernünftig. Das kontrollierte Runterfahren der Autoindustrie und anderer exportschwangerer Branchen wäre das Ergebnis einer Abkehr von der Subventionierung unserer Wettbewerbsfähigkeit durch Lohnverzicht (leicht gesagt und mit unseren schwachen Gewerkschaften schwierig umgesetzt). Im Ergebnis passt das aber, weil eine Balance zu den binnenwirtschaftlichen Impulsen angestrebt ist, aus der sich auch eine stärkere interne Wachstumsdynamik ergeben sollte.
Ob ich damit konsequent bin, überlasse ich gerne Ihrem Urteil.
Michael Conrad
30. Juli 2025 @ 10:17
Danke Donald, dass du uns von unseren Utopien geheilt und von unseren Illusionen befreit hast. Wir können jetzt in Ruhe der Verwaltung unseres Niedergangs zusehen.
Vielleicht auf einem deiner Golfplätze .
Die Zukunft gehört den Haien und nicht den Karpfen.
Helmut Höft
30. Juli 2025 @ 10:02
Das Trio-Infernal: Ursula Gertrud („Röschen“), Joachim-Friedrich Martin Josef („der Mopedrocker aus dem Sauerland“) und die deutsche Krankheit Exportismus! Die aktuell größte Tat des Trios: Selbstmord aus Angst vor dem Tod – man könnte auch sagen, aus Angst vor der Realität, vor der Konsequenz.
… fatale Rolle des industriehörigen deutschen Kanzlers … industriehörig, Treffer – exportindustriehörig wäre ein Volltreffer (was ist eigentlich mit der „Dienstleistungsbilanz“ öh?). Wettbewerb der Volkswirtschaften, immer ein ungleicher Wettbewerb, aber deshalb kooperieren? NÖ!Wettbewerb ist nur etwas für Fans auf dem Sportplatz (Wettbewerb der Nationen, der „Rassen“, der Religionen, der Systeme, der Ideologien … wie bleiben die Menschen, die Familien? – „Wettbewerb ist gut – Teil 3 … und was dabei rauskommt: Kollateralschaden für alle!“ https://www.hhoeft.de/mythos/index.php/2020/06/05/wettbewerb-ist-gut-teil-3-und-was-dabei-rauskommt-kollateralschaden-fuer-alle/ Teil 3)
„Why Flattering Donald Trump Could Be Dangerous“ Dieser Beitrag argumentiert, dass Außenstehende nicht gut beraten sind, sich auf das unter Trump zur neuen Normalität gewordene Kriechen und Krawallen einzulassen, und beschreibt einige aktuelle eklatante Beispiele für Speichelleckerei. https://www.nakedcapitalism.com/2025/06/why-flattering-donald-trump-could-be-dangerous.html
Ute Plass
30. Juli 2025 @ 09:35
Heiner Flassbeck:
“ Wer sich wundert, dass Europa scheitert, muss nicht die großen Ereignisse der Weltgeschichte bemühen, ein Blick auf das Personal reicht vollkommen aus. “
https://www.relevante-oekonomik.com/2025/07/29/wenn-die-unfairen-die-unfairness-beklagen/
Guido B.
30. Juli 2025 @ 08:41
Wenn sich die USA mit protektionistischen Maßnahmen auf Kosten der „Verbündeten“ bereichern, ist das in Ordnung. Wirtschaftskrieg unter Freunden – kein Problem.
Wenn China protektionistische Maßnahmen ergreift, um souverän zu bleiben und neue Märkte zu erobern, ist es ein Verbrechen.
Europa darf verarmen, aber China nicht reicher werden.
Und Russland muss zerfallen.
Das ist die imperialistische Agenda der USA, die von seinen Vasallen mitgetragen wird.
Es ist ein Verrat an den westlichen Werten und an der Demokratie.
Es ist Kapitalismus auf Steroiden.
Vor unseren Augen wird die sog. „westliche Wertegemeinschaft“ einem launischen Kapitalistenmonster zum Fraß vorgeworfen.
Niemand rebelliert.
Niemand geht auf die Barrikaden.
Wird das launische Kapitalistenmonster vor einem Atomkrieg halt machen?
Wir werden bald erleben, dass die NATO Russland zerstören wird.
Das Inferno in Russland ist die Kirsche auf dem Scheißhaufen des amerikanischen Kapitalistenmonsters.
Wer einen Wirtschaftskrieg gegen die eigenen Verbündeten führt, führt auch einen Atomkrieg gegen die eigenen Verbündeten.
Der deutschstämmige Donald J. Trump ist der Untergang der westlichen Zivilisation.
Monika
30. Juli 2025 @ 13:17
…Wir werden bald erleben, dass die NATO Russland zerstören wird…
Haben sich nicht schon ein Häuflein Superreicher von Experten erklären lassen, wo auf dem Planeten die Überlebenschancen am Größten wären? Welche Vorkehrungen zu treffen seien, wie notfalls für ein paar Jahre „abgetaucht“ werden kann? Was alles zu bevorraten ist, um das „wertvolle“ Erb- und Kulturgut dieser 100%igen Blindgänger für eine goldene Zukunft zu bewahren? Ohne all die viel zu vielen, völlig überflüßigen Menschen?
Im Wahn ihrer Extraordinarität gefangene „Führer“, die sich auf grund ihrer psychischen Stuktur nichts unbedingter wünschen als einen großartigen Führer!!! Heileilei!
bruno neurath
30. Juli 2025 @ 08:37
Es wäre allerdings naiv, zu erwarten, die EU (mit welcher Person auch immer an der Spitze) würde sich zusammen mit China gegen die USA stellen.
european
30. Juli 2025 @ 08:30
Vielleicht sollte man die Textmessages der EUCO Präsidentin im Auge behalten, um herauszufinden, was sonst noch so vereinbart wurde, die Bürger aber nicht wissen sollen. Es könnten z.B. noch weitere Vereinbarungen bezüglich der Rolle der USA im Ukrainekonflikt getroffen worden sein um diesen Krieg weiter am Leben zu erhalten.
Kann sein, kann nicht sein. Man traut ihr eben alles zu, was den Europäern schaden könnte.