Die Sprache der Macht
Nun hat es auch die „Süddeutsche“ erwischt: Das sonst so wohltuend liberale Blatt spricht in einem Artikel über das deutsche Europa die Sprache der Macht.
Da wird der Brüsseler Ministerrat mit der Ständeversammlung im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation verglichen. Merkel ist natürlich die Herrscherin, Hollande wird verächtlich als Sekundant von Tsipras präsentiert.
Doch das ist noch harmlos im Vergleich zu dem, was folgt. „Hegemonialität“, die „unangefochtene Stärke“, gehöre „zum Genmaterial dieser Republik“, schwadroniert der Autor S. Kornelius, der sonst den entschiedenen Atlantiker gibt.
Wie bitte? Die alte Bundesrepublik wollte von all dem nichts wissen, sie wollte auch nicht den USA nacheifern, wie es der SZ-Autor empfiehlt, sondern eine entspannte Mittelmacht sein, vermittelnd zwischen Paris und Moskau.
Doch heute soll Berlin wieder größer und wichtiger sein als Frankreich und Russland zusammen, es soll allen Lektionen erteilen, Griechenland züchtigen, Russland sanktionieren, Frankreich belächeln und die EU führen.
In wessen Namen eigentlich? In meinem bestimmt nicht! – mehr zum deutschen Europa hier
Peter Nemschak
26. Juli 2015 @ 20:47
@ebo faktische Führung ist nicht immer identisch mit der formalen Führungsstruktur. Das Machtstreben ist tief in der menschlichen Natur verankert und durchdringt alle Lebensbereiche, sei es im zwischenmenschlichen Bereich oder zwischen Staaten. Dies wegzureden ist realitätsfremd. Trotzdem wird es Gesellschaftsutopien und den Traum von einer besseren Welt geben, solange es Menschen gibt.
Reinard
26. Juli 2015 @ 20:03
Der nemschaksche Kommentar passt 1:1 zum Artikel.
Peter Nemschak
26. Juli 2015 @ 19:32
Der erwähnte Artikel wird etwas einseitig kommentiert. Unter anderem bleibt in der Kritik unerwähnt, dass Deutschland mit seinen Vorstellungen in der EU nicht alleine da steht. Dass ein Land, das eine Führungsrolle ausübt – wer in Europa außer Deutschland als wirtschaftlich stärkstes und bevölkerungsreichstes Land soll diese Rolle sonst übernehmen – nicht wehleidig sein darf, liegt in der Natur jeder Führungsrolle begründet, sei es in einer Wirtschaftsorganisation, im Staat oder zwischen Staaten. Das heißt nicht, dass Selbstkritik fehl am Platz ist und der Führende um Legitimität bemüht sein muss. Basisdemokratisch lässt sich Führung nicht verwirklichen. Wer dies nicht wahrhaben will, hat noch nie eine Führungsrolle ausgeübt. Man kann es nicht allen recht machen, muss man auch nicht.
ebo
26. Juli 2015 @ 19:58
Die EU wurde mit dem Ziel gegründet, die Nationalstaaten so zu integrieren, dass niemand führt und auch kein prekäres Gleichgewicht der Mächte mehr entsteht. Dominierende und strategische Industrien wurden zusammengelegt. Die EU Kommission sollte darüber wachen, dass keine Monopole entstehen, jedes Land sollte dasselbe Recht und Gewicht haben. Alles schon vergessen?
Peter Nemschak
26. Juli 2015 @ 20:15
Ohne Führung funktioniert keine Gesellschaft. Allerdings muss Führung mit Augenmaß ausgeübt werden. Kennen Sie Organisationen, ob im Kleinen oder Großen, die ohne Führung auskommen? Eine Weltmacht Europa auf Augenhöhe der anderen Mitbewerber kommt ohne Führung nicht aus.
ebo
26. Juli 2015 @ 20:23
Schon mal von den EU Präsidenten Juncker, Tusk, Schulz, Draghi etc gehört? An Führungspositionen mangelt es wahrlich nicht, Und Merkel ist nicht von bzw für die EU gewählt
DerDicke
27. Juli 2015 @ 07:40
@Ebo „Schon mal von den EU Präsidenten Juncker, Tusk, Schulz, Draghi etc gehört?“
Also, wir haben hier einen Lügner mit Alkoholproblemen, einen der keine Ahnung von Wirtschaft und eine Russenphobie hat, den Schulz (muss man zu dem noch was schreiben?) und eine Goldman Sucks Marionette.
Meine Meinung: je weniger die zu sagen haben desto besser.
Alexander
26. Juli 2015 @ 20:07
Nemschak@ Sie sind ihren eigenen Angaben nach Rentner aus Österreich, ich vermute mal irgendwo aus einem Ort im 250 km Umkreis von Braunau. Aus diesem Ort stammte nämlich der allen uns bekannte Österreicher, der seinerzeit die Führungsrolle Deutschlands ausübte, genau mit ihren Worten (ich zitiere): „Man kann es nicht allen recht machen“ …
ebo
26. Juli 2015 @ 20:10
Bitte keine Beleidigungen vom 3. Reich spricht hier niemand
Peter Nemschak
27. Juli 2015 @ 09:30
Auch ein Nationalstaat kann auf Führung nicht verzichten. Deshalb heißt regieren führen, während die Verwaltung die Aufgabe hat Gesetze möglichst effektiv und effizient umzusetzen. Für mich stellt sich die Frage, ob ein Staatenbund wie die EU überhaupt nachhaltig führbar ist, egal ob vom stärksten Nationalstaat oder in Form einer Doppelführung, wie von Hollande vorgeschlagen. Wenn nicht, wird er zerfallen oder in einen Bundesstaat übergehen müssen.