„Die Maßnahmen wirken“ – wirklich?

In Deutschland und Österreich scheint sich die Corona-Lage langsam zu entspannen. „Die Maßnahmen wirken“, heißt es in Berlin. Doch bei unseren Nachbarn im Westen sieht es ganz anders aus.

Kurz vor Ostern bringen die deutschen Medien am liebsten gute Nachrichten. „Die Maßnahmen wirken“, sagt RKI-Chef Lothar Wieler. Es sei gelungen, die Reproduktionsrate bei den Infektionen auf eins zu drücken.

Auch in Spanien scheint sich die Lage zu entspannen. Das Land verzeichnet den niedrigsten Anstieg bei der Zahl der Coronavirus-Todesfälle seit mehr als zwei Wochen – nachdem es zwischendurch wieder schlechter aussah.

Doch eine Schwalbe macht noch keinen Frühling. So schnellte die Zahl der Toten in Frankreich zuletzt brutal in die Höhe. Verantwortlich waren die Alten- und Pflegeheime, wo sich das Coronavirus weiter ausbreitet.

Ganz ähnlich sieht es in Belgien aus. Dort hat sich die Zahl der Corona-Toten binnen einer Woche verdreifacht – von 1000 auf über 3000. Dabei scheint die Zahl der Neuinfektionen langsam zurückzugehen.

Das zeigt, dass es zu früh ist, Entwarnung zu geben. Auch in Deutschland steigt die Todesquote. Auch hierzulande sterben immer mehr Menschen in Altenheimen, auch bei uns erkranken immer mehr Pfleger und Ärzte.

Frankreich und Belgien waren strikter – trotzdem geht die Krise weiter

Zudem stellt sich die Frage, ob die Maßnahmen tatsächlich wirken – oder es noch andere, möglichereise unbekannte Faktoren gibt. In Frankreich und Belgien sind die Verbote strikter als in Deutschland, sie wurden auch früher verhängt – trotzdem geht die Krise dort weiter.

Zweifel nährt auch ein Vergleich mit Ländern, die weniger strikt gegen das Virus vorgegangen sind. So haben die Niederlande weniger Infektionen und auch weniger Todesfälle pro Kopf als Belgien. Dabei herrscht in Holland gat kein Shutdown.

Strikte Ausgehverbote allein können die Entwicklung also nicht erklären. Dies sollte die Politik bei den nun anstehenden Entscheidungen bedenken. Dass die Maßnahmen zu wirken scheinen, heißt noch lange nicht, dass sie ausschlaggebend oder alternativlos wären.

Dies gilt insbesondere für die Ausgangs- und Kontaktsperren. Dass die schnelle und radikale Isolierung von Erkrankten hilft, wissen wir aus vielen Beispielen, insbesonders aus China und Südostasien.

Dass lange und harte Ausgangssperren die Lage auf Dauer verbessern, ist hingegen längst nicht bewiesen…

Siehe auch „Die flache Kurve ersetzt keine Politik“ und „Brüssel sieht schwarz: Reisebann verlängern“