Impfdebakel: Freihandel war gestern – nun soll EUropa “autonom” werden

Die Impfstrategie der EU ist krachend gescheitert. Das will zwar niemand laut aussprechen. Es lässt sich aber aus den Plänen schließen, die die EU-Kommission diskutiert. Demnach soll EUropa bei der Vakzin-Produktion autonom werden – und sich mehr denn je auf den deutschen Hersteller BionTech stützen.

Erst AstraZeneca, nun Johnson & Johnson: Zwei tragende Pfeiler der europäischen Impfstrategie sind zusammengebrochen oder drohen wegzubrechen. Damit ist auch die Versorgung mit Vakzinen im 2. Quartal gefährdet, das doch eigentlich den Durchbruch bringen sollte.

Als wenig hilfreich hat sich auch die europäische Drohung mit Exportkontrollen erwiesen. Nicht einmal AstraZeneca und Großbritannien lassen sich davon beeindrucken. Die Produktions- und Lieferketten sind nun einmal so, dass ein Exportstopp sofort auf die EU zurückfallen würde.

Dies bewegt die Brüsseler Behörde nun zu einem radikalen Strategiewechsel. Statt auf offene Märkte und weltweite Exporte – wie bisher – setzt sie nun auf “strategische Autonomie”. Alle essenziellen Bestandteile für die Impfstoff-Produktion sollen künftig aus der EU kommen.

Bei AstraZeneca geht dies nicht, bei BionTech/Pfizer angeblich aber schon. Deshalb hat Kommissionschefin von der Leyen eine gigantische Bestellung aufgegeben. 1,8 Milliarden Dosen will sie von Biontech/Pfizer in den Jahren 2022 und 2023 beziehen.

Zudem mehren sich die Gerüchte, dass die EU-Kommission die Verträge mit AstraZeneca und anderen Herstellern nicht verlängern will. Am Ende bliebe wohl nur noch Biontech – die Abhängigkeit von dem deutschen Hersteller wäre total.

Aber egal – die EU wäre endlich “autonom”. Und die deutsche Kommissionschefin hätte den Standort Deutschland gefördert. All das kommt just zu dem Moment, da sich Deutschland von der gemeinsamen Strategie verabschiedet…

Siehe auch “AstraZeneca, Sputnik V: Berlin gibt der EU-Impfstrategie den Gnadenstoß”