Die gute Nachricht aus Brüssel: Kein europäischer “Heiz-Hammer”
Doch, es gibt sie noch – die guten Nachrichten aus Brüssel. Heute: EU-Mindestnormen für Energie-Effizienz werden aktualisiert – ohne “Heiz-Hammer”.
(Pressemitteilung der EU-Kommission)
Im Rahmen der seit 10 Jahren geltenden Ökodesign-Rechtsvorschriften werden derzeit Durchführungsbestimmungen über Heizgeräte aktualisiert. Das ist ein normales Verfahren. Ziel ist es, die Vorgaben für neue Heizungen ab 2029 auf ein Niveau zu aktualisieren, das mit dem heutigen Stand der Technik – auch mit Heizkesseln in Kombination mit Solarthermie oder einer kleinen elektrischen Wärmepumpe – problemlos erreicht werden kann. Bereits existierende Anlagen fallen nicht unter die neuen Vorgaben. Das Europäische Parlament und der Rat der EU-Staaten sind in den Entscheidungsprozess einbezogen.
Der Entwurf der EU-Verordnung wird derzeit noch mit den EU-Ländern und Verbänden diskutiert und muss von einer qualifizierten Mehrheit der Mitgliedstaaten unterstützt werden. Die Kommission wird keine Entscheidungen über Grenzwerte treffen, bevor die laufenden Konsultationsverfahren und Diskussionen abgeschlossen sind, sondern wird im Lichte der Ergebnisse entscheiden. Der Rat und das Europäische Parlament haben die Möglichkeit, den endgültigen Entwurf abzulehnen.
Wirkungsgrad: Effizienzanforderung von 115 Prozent
Die in der Konsultation der Mitgliedstaaten und Verbände erwähnte vorgeschlagene Effizienzanforderung von 115 Prozent entspricht der Effizienz, die von heutigen Wärmepumpen problemlos erreicht werden kann. Ein solcher Wirkungsgrad kann jedoch auch schon heute durch Hybridsysteme erreicht werden, die sowohl Energie aus Brennstoffen als auch Energie aus einer Wärmepumpe oder Solarkollektoren nutzen. „Brennstoff“ bedeutet Erdgas, Biogas, Biokraftstoff oder synthetische Kraftstoffe. Bestehende Gasleitungen und -netze könnten in vielen Fällen weiter genutzt werden.
Die neuen Mindestnormen für die Energieeffizienz von Heizgeräten sollen dann ab dem Jahr 2029 vollständig umgesetzt werden. (…) Privathaushalte, die heute eine konventionelle Heizungsanlage besitzen oder vor 2029 eine solche anschaffen wollen, können das im Rahmen der diskutierten Regelung weiterhin tun. Und sogar nach 2029 dürfen noch gebrauchte Heizkessel eingebaut werden.
(Ende der Pressemitteilung)
EINORDNUNG: Die deutschen Medienberichte über einen europäischen “Heiz-Hammer” sind offenbar falsch. Die EU ist zwar auch für Wärmepumpen, hat es aber nicht so eilig wie Herr Habeck. Problematisch ist allerdings die Geheimniskrämerei in Brüssel. Die geplanten neuen Durchführungsbestimmungen über Heizgeräte wären wohl nie an die Öffentlichkeit gedrungen, wenn es nicht in Berlin eine hitzige Debatte gäbe…
Mehr hier (Pressemitteilung der EU-Kommission). Mehr gute Nachrichten aus Brüssel hier.
KK
11. Juni 2023 @ 14:41
@ Franz:
„Die EU hat auch keine Antwort auf die enorme Energieverschwendung und Klimaausdörrung durch Heizungen der Eigenheime.“
Solange man den Altbestand nicht mit den enegiesparenden Techniken warm bekommt, ist es keine Energieverschwendung, sondern schlichte Notwendigkeit.
Die Politik hat gut 30 Jahre geschlafen, in denen alles neu Errichtete dem Klimawandel hätte Rechnung tragen können, aber jetzt packt sie in wie Habeck in Berlin die Brechstange raus und macht in Zeiten höchster Verknappung bezahlbaren Wohnraums einen grossen Teil des Altbestandes zu unbewohnbaren wirtschaftlichen Totalschäden. Während sie zeitgleich das vergleichsweise noch klimafreundliche russische Pipelinegas ohne wirkliche Not durch mit Tankern hergekarrtes Frackinggas wesentlich klimabelastenderes Frackinggas ersetzt.
ebo
11. Juni 2023 @ 14:53
Richtig, das Timing ist das Hauptproblem
european
11. Juni 2023 @ 12:33
Unterdessen auf der anderen Seite des Atlantiks:
“Exxon: New Fracking Technology Can Double Oil Output”
https://zerohedge.com/markets/exxon-new-fracking-technology-can-double-oil-output
Während diese “neue Technologie” von einigen als Nischenprodukt angesehen wird, wettet Exxon, dass man damit das gefrackte Öl verdoppeln kann. “New Ways to Frack Can Double Oil Pumped From Shale Wells”, gemeint ist crude oil.
https://www.bnnbloomberg.ca/exxon-bets-new-ways-to-frack-can-double-oil-pumped-from-shale-wells-1.1927597
Gleichzeitig gibt man aber zu: “Fracking’s been around for a really long time, but the science of fracking is not well understood.”
Nur mal so im Vergleich. In Europa, insbesondere Deutschland, versucht man die Bürger auszuquetschen, nimmt de facto Enteignungen in Kauf, während man auf der anderen Seite der Welt weiterhin zu umweltschädlichen Maßnahmen greift, um noch mehr fossile Energien zu bekommen.
Franz
11. Juni 2023 @ 08:28
„die guten Nachrichten aus Brüssel“ ?? – Die EU hat auch keine Antwort auf die enorme Energieverschwendung und Klimaausdörrung durch Heizungen der Eigenheime. Mich erinnert das an die Landwirtschaftspolitik. = Keine gute Nachricht, sondern ein weiteres Zeichen der Politikunfähigkeit & Korruption!
KK
10. Juni 2023 @ 19:35
@ Arthur Dent:
„Bei einem Kilo gewonnenen Wasserstoffs fallen neun Kilo Sauerstoff als „Abfall“ an. Wohin eigentlich mit dem?“
Bei der Schnappatmung, die wohl die Mehrheit der Bürger von der EU inzwischen bekommen, atmen wir den gemeinsam locker weg…
Arthur Dent
10. Juni 2023 @ 18:08
Sorry, es muss natürlich heißen, nach Energieerhaltungssatz ist das eigentlich nicht! möglich.
Arthur Dent
10. Juni 2023 @ 18:07
115 Prozent Energieeffizienz – heizen mit Perpetuum Mobile. Nach Energieerhaltungssatz ist das eigentlich möglich, 115 Prozent werden durch unvollständige Energiebilanz erreicht, da man auch den Abgasen nochmals Energie entzieht. Das geht aber auch mit ganz modernen Gas-Brennwertkesseln. Gas- oder Pellet-Heizungen galten vor kurzem noch als umweltfreundlich, jetzt sind sie Teufelszeug. Jetzt noch einmal zum Wasserstoff- Hype. Der Wirkungsgrad der Wasserelektrolyse liegt bei 60-70 Prozent. Der Wirkungsgrad der Rückverstromung bei 40-50 Prozent. (0,7 x 0,5 = oh, nicht 1,15 sondern nur 0,35). Nur 35 Prozent der Verstromung können genutzt werden. Bei einem Kilo gewonnenen Wasserstoffs fallen neun Kilo Sauerstoff als “Abfall” an. Wohin eigentlich mit dem? Übrigens wiegt ein Kubikmeter Wasserstoff neunzig Gramm. Mit 700 bar Druck kann man ihn auf 40 kg komprimieren. Braucht man ganz schön viel Stahl um den zu ummanteln.
Also demnächst Heizen mit Luft, Eulenspiegel wurde auch schon satt von leckeren Essensgerüchen, und bei Gulliver lässt sich nachlesen, dass Licht und Wärme aus Gurken extrahiert wurde. Sozusagen im Umkehrverfahren der Photosynthese. 🙂
KK
10. Juni 2023 @ 14:46
Würden heutige Wärmepumpem eine höhere Effizienz aufweisen als meine (fast neue) Gasheizung, würde ich im Winter mein altes Haus damit ohne Umbauten ebenso warm bekommen wie mit eben dieser Gasheizung. Dem ist aber nicht so, ich müsste, um überhaupt erträgliche Temperaturen zu erreichen, nahezu den aktuellen Wert der Immobilie noch einmal in die Sanierung stecken – und wohl für die Dauer der Umbauten solange eine Ersatzbleibe für mich und das Inventar suchen müssen, denn diese wären erheblich und umfassend.
Wenn man hier verbietet, konventionelle Heiztechnik anzuwenden, kann ich das Haus gleich abfackeln – denn wert ist es dann weniger als es das unbebaute Grundstück wäre. Ich nenne eine derartige Vorschrift wie in Berlin geplant im wahrsten Sinne des Wortes eine “kalte Enteignung”!
T. Gereke
10. Juni 2023 @ 12:47
Das ist doch noch restriktiver als der deutsche Gesetzentwurf?! Jede Heizungstechnik, die auf Verbrennung basiert (sei es Holz[pellets] oder farbiger Wasserstoff), kommt niemals auf 100% Effizienz – geschweige 115%. Noch dazu fällt jede rein elektrische Heizung weg (Radiator, Heizstrahler, Infrarot, …), die ja genau 100% erreichen. Mehr als 100% können doch überhaupt nur mit einer Wärmepumpe erreicht werden!