Die Bürger sollen mitreden – ein bisschen

Die Präsidentin der neuen EU-Kommission durften sie nicht wählen. Auch auf ihr Programm hatten sie keinen Einfluss. Zum Trost sollen die Bürger nun über die Zukunft der Union mitreden – ein bisschen.

Der EU-Gipfel hat grünes Licht für eine Konferenz zur Zukunft der EU gegeben, die zuerst Frankreichs Staatschef Macron gefordert hatte. Auch Kommissionschefin von der Leyen machte sich den Plan zu eigen.

Den Startschuss soll Kroatien geben, das im Januar den halbjährlichen Ratsvorsitz übernimmt. Die eigentlichen Bürgerkonferenzen dürften aber erst im 2. Halbjahr 2020 starten – unter deutschem Vorsitz.

Mit Ergebnissen wird 2022 gerechnet, womöglich unter französischer EU-Präsidentschaft. Deutschland und Frankreich haben auch ein erstes Konzept vorgelegt – sie wollen offenbar den Ton angeben.

Aber auch das Europaparlament mischt sich ein. “Das darf keine Wahlveranstaltung für Macron werden”, sagt die SPD-Abgeordnete Gabi Bischoff, die im zuständigen AFCO-Ausschuss mitarbeitet.

Vielmehr gehe es darum, die Bürger möglichst repräsentativ einzubinden. Bischoff will den “Aufbruch nach dem Brexit” diskutieren und einen demokratischen “Politikwechsel” einleiten.

Als mögliche Themen nennt Bischoff die Klimakrise, die Außenpolitik und die Migration. Das Europaparlament möchte aber auch die (bei der Europawahl gescheiterten) Spitzenkandidaten reanimieren.

Wenn alles gut läuft, wird sich die EU dann zur nächsten Europawahl 2024 runderneuert ihren Bürgern präsentieren. Das wurde allerdings auch schon nach dem Brexit-Referendum 2016 versprochen.

Was daraus wurde, wissen wir heute nur zu gut – fast alle Versprechen wurden gebrochen, der Aufbruch wurde immer wieder verschoben.

Ein zweites Mal werden sich die Bürger das bestimmt nicht bieten lassen, oder?

Siehe auch “Macron vs. Merkel: Der Kampf um die Deutungshoheit”

Watchlist

Kommt der Brexit am 31. Januar – oder noch schneller? Und wie geht es danach weiter? Mit dieser Frage will sich der EU-Gipfel am Freitag befassen. Allerdings haben die EUropäer keinen Gesprächspartner – Wahlsieger Johnson hat seine Teilnahme abgesagt, er lässt sich vom belgischen Ratspräsidenten Michel vertreten. Eine absurde Situation – denn Michel hat sein eigenes Land ohne vollgültige Regierung hinterlassen, und ein Briten-Kenner ist er auch nicht…

Was fehlt

  • Wirtschaftssanktionen gegen Russland verlängert – FAZ
  • EU will enger mit Saudi-Arabien kooperieren – Tagesschau
  • Heiko Maas verurteilt US-Sanktionen gegen Nord Stream 2Die Zeit
  • Neue EZB-Chefin Lagarde belässt Leitzins bei null Prozent – SPON
  • Gregor Gysi will nicht mehr: Alles auf Anfang bei Europas Linken – Die Zukunft (Blog)

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