Der Sonnenkönig beschimpft seine Untertanen

In Deutschland lässt er sich als Visionär und Freund der Literatur feiern. Daheim in Frankreich hingegen muss sich Präsident Macron gegen das Image eines arroganten Sarkozy-Wiedergängers verteidigen. Difficile!

„Réussissez, bordel“, überschriebt „Libération“ eine Titelgeschichte über Macrons ersten großen TV-Auftritt nach seiner Wahl. Der Rechtsliberale wollte sein Image zurechtrücken, doch so wird das wohl nichts.

„Habt endlich Erfolg, Ihr Loser“, ließe sich der Titel wohl am treffendsten übersetzen. Denn Macron zieht gern über „Faulenzer“ und „Nichtsnutze“ her. Sie sollten sich mal zusammenreißen, so sein Credo.

Das würden die so nett angesprochenen Franzosen gewiß gern tun – wenn Macron ihnen dabei hülfe. Stattdessen streicht er Sozialbudgets zusammen, um das Geld über Steuersenkungen an die Reichen umzuverteilen.

Er werde nichts zurücknehmen, sagte Macron nun im Fernsehen. Dass seine Umfragewerte in den Keller gehen, scheint ihn auch nicht zu stören. So sei das nunmal, wenn man sein Land „transformieren“ will.

Denn für Macron geht es nicht einfach nur um Reformen. Er sieht sich als Revolutionär, der auch vor der Mentalität der Franzosen nicht halt macht. Sollen sie doch einfach positiv denken!

Und wenn die erhofften Resultate ausbleiben? Dann bleibt ihm immer noch ein Trost – Mutti Merkel. Auf der Buchmesse in Frankfurt führte sich Macron wie ein netter Schwiegersohn der Kanzlerin auf.

Vor seiner großen Rede zur Europapolitik in der Sorbonne hat er den Text sogar im Kanzleramt vorgelegt. Er wolle Merkel nicht in Verlegenheit bringen, so die offiziöse Begründung aus dem Elysée-Palast.

Man müsse vermeiden, dass die deutsche Meinung gegen Frankreich und seinen „Sonnenkönig“ umschlage. Très bien! Macron ist  die Meinung der Deutschen also wichtiger als die seiner Citoyens!?