Dinner ohne Substanz – Mord mit Brisanz
WATCHLIST EUROPA 17.10.17 – Erwarten Sie nicht zu viel von diesem Tag. Nachdem gestern alle “wichtigen” EU-Events ohne Ergebnis verlaufen sind, wird der Dienstag wohl auch nicht besser.
Die Niedersachsen-Wahl brachte ebenso wenig eine neue Regierung wie die in Österreich. In Katalonien ist das erste Ultimatum ergebnislos verstrichen, und der Brexit sieht heute auch nicht besser aus.
Dabei gab es am Montagabend ein lange geplantes, wg. des Stillstands aber viel beachtetes Dinner zwischen Kommissionschef Juncker und Premier May. Ergebnis: man will jetzt schneller vorankommen!
Hinter den Kulissen wird gemurmelt, dass Deutschland und Frankreich den Druck auf UK aufrechterhalten wollten, dass nun aber Juncker und Verhandlungsführer Barnier um mehr Flexibilität bitten.
Barnier soll sogar schon bereit gewesen sein, das Kapitel über die Rechte der EU-Bürger abzunicken – doch er wurde zurückgepfiffen. Derweil jammert May, sie könne nicht noch weiter gehen!
Wie schön, dass sich heute die Europaminister in Luxemburg über diesen hoffnungslosen Fall beugen. Das muss man aber nicht verfolgen, sie haben eh’ nichts zu melden…
Umso genauer sollte man hinschauen, ob und wie die EU auf den brutalen Mord an einer maltesischen Bloggerin reagiert. Daphne Caruana Galizia hatte Brisantes zu den Panama-Papers recherchiert.
Dabei kam heraus, dass die Panama-Netzwerke bis in die Regierung von Malta reichen. Doch die EU drückte beide Augen zu – schließlich hatte der Zwergstaat gerade den Ratsvorsitz inne.
Nun wurde die Bloggerin von einer Autobombe zerfetzt. Was sie uns zu sagen hatte, steht hier (Link zu ihrem Blog). Siehe auch mein letzter Beitrag zum Thema “Das Schweigekartell hält dicht”
Peter Nemschak
17. Oktober 2017 @ 08:42
Es ist unklug, wenn sich die EU ohne Not in die inneren Angelegenheiten ihrer Mitgliedsländer einmischt. Das gilt gleichermaßen für Katalonien und Malta. Wer sich von außen in politische Skandale einmischt, kann allzu leicht zwischen die Fronten geraten und unbeabsichtigt einen nationalen Solidarisierungseffekt auslösen. Da kann eine supranationale Organisation nichts gewinnen. Trotz der nach wie vor bestehenden, britisch geprägten, politischen Tradition ist Malta hinsichtlich der Kultur und Mentalität seiner Gesellschaft eher Süditalien und Libyen verwandt.