Der nächste bitte: Georgien!
Die „Nachbarschaft“ der EU wird ständig größer. Jetzt reicht sie schon bis Georgien. Das grenzt zwar an kein EU-Land, doch bald darf es sich auch mit uns assoziieren.
So hat es heute Ratspräsident Van Rompuy versprochen, der in einer weitschweifigen Rede im Europahaus in Tiflis erklärt hat, dass „Europa“ eigentlich gar keine Grenzen kennt.
Wir sollten uns also nicht wundern, wenn demnächst auch noch Usbekistan oder Kasachstan zum „europäischen Haus“ zählen. Offenbar reicht es schon, dass Russland dort anklopft…
Mehr hier und – allgemeiner zur EU-Expansion – hier
fufu
14. Mai 2014 @ 22:48
Eine interessante Situation, bald liegt Europa in Kirgisien, nach Osten hin frisst es sich vor, im Westen broeckelt es ab.
Hier kann man unschwer erkennen, dass die EU mit Europa nichts zu tun hat.
Peter Nemschak
14. Mai 2014 @ 15:49
Über die Zugehörigkeit Georgiens zu Europa mag man streiten ebenso wie über die Zugehörigkeit der Türkei zu Europa. Fest steht, dass Georgien nicht „Eigentum“ von Russland ist, das von einem neosowjetischen Imperium im Sinne der Breschnjew-Doktrin träumt.
ebo
14. Mai 2014 @ 16:00
Dazu nur eine kleine Anekdote: Vor ein paar Jahren hatte ich ein Interview mit dem Ex-Präsidenten Georgiens, Saakaschwili. Bevor es losging, wollte mich sein persönlicher Berater „briefen“. Dreimal dürfen sie raten, wo der herkam. Nicht etwa aus Russland, sondern aus den USA! Und dieser Amerikaner hat mir, dem Europäer, allen Ernstes erklärt, dass Georgien zur abendländischen Kultur gehört und dringend in EU und Nato muss. Es kam dann anders – jedenfalls damals. Nun kommt wohl der 2. Versuch…
Peter Nemschak
14. Mai 2014 @ 16:30
Ich bin mir nicht sicher, glaube mich aber daran erinnern zu können, dass auch Otto v. Habsburg, ehemals Mitglied des EP, Georgien und Armenien zu Europa gerechnet hat.
ebo
14. Mai 2014 @ 16:42
Soso. Seit Adenauer und De Gaulle zählte vor allem Russland, westlich des Urals, zu Europa. Hat man irgendwie vergessen, vor allem auf konservativer Seite…
Peter Nemschak
14. Mai 2014 @ 16:55
Gemessen an den Kopenhagen Kriterien auch in Zukunft nicht. Da müsste schon ein Wunder geschehen. Russland ist eine Großmacht mit einem Weltmachtanspruch, den heute nicht einmal mehr die USA einlösen könnten, selbst wenn Sie es wollten. Dass beide den Versuch nicht aufgegeben haben, steht auf einem anderen Blatt. Dass die EU es erst gar nicht versucht, macht sie sympathisch.
Meinereiner
14. Mai 2014 @ 16:19
Wüsste nicht, dass Russland Anspruch auf Georgien erhoben hätte. Eine Invasion der Georgier wurde 2008 zurückgeschlagen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Kaukasuskrieg_2008
Schon damals wollte man Georgien auf dem „kleinen Dienstweg“ in die NATO holen, um den Bündnisfall zu provozieren. Zum Zeitpunkt des Konfliktes waren 150 amerikanische Militärberater in Georgien, was sie dort wollten ist unbekannt.
Ich habe mehr Angst vor der Europäischen und Amerikanischen Ausdehnungspolitik als vor der Russischen. Russland wurde in den letzten 20 Jahren systematisch in die Enge getrieben, die Zusage dass es keine NATO-Mitglieder östlich von Deutschland gäbe (diese wurde im Rahmen der Wiedervereinigung gemacht) wurde gebrochen. Was hier vom Westen durchgezogen wurde entspräche einer Aufnahme von Mexiko, Venezuela, Kuba und Kanada in den Warschauer Pakt – und da hätten die USA nicht so geduldig zugesehen wie Russland in den letzten Jahren.
Es werden jetzt die letzten Schachzüge auf dem Spielbrett „Europa“ gezogen. Bald geht es los, Imperien wie die USA gehen selten ohne Todeskampf unter, und alleine erst recht nicht.
zustimmender leser
14. Mai 2014 @ 17:06
Ich sehe hier aktuell nur ein „Imperium“, das amerikanische. Die unipolare Welt, Bush seniors Neue Weltordnung „NWO“. Ich bin nun keiner dieser Verschwörungsspinner, der „NWO“ raunt und als nächstes mit Fed und Chemtrails ankommt, aber auch ich habe mal einen Blick in Zbigniew Brzezińskis „Schachbuch“ geworfen, und das klingt ja nun ziemlich unmissverständlich, auch und gerade hinsichtlich der Rolle der Ukraine:
http://www.takeoverworld.info/Grand_Chessboard.pdf
Das ist aber überhaupt so ein Kommunikationsphänomen bei den USA, dass sie geradezu neurotisch gerne jeweils der „Gegenseite“ haargenau das vorwerfen, was sie eigentlich selbst gerade tun, ob nun Russland angeblich gerade die Ukraine destabilisiert, dort Spezialkräfte und Söldner hat, oder ob es ein Weltreich errichten will: Man kann jeweils fast sicher davon ausgehen, dass gerade wieder gelogen wird dass sich die Balken biegen, und in Wirklichkeit dann die USA es sind, die das beklagte selber tun. Und genauso war und ist es ja auch hier mal wieder. Dagegen sind Putins Eurasische Union und irgendwelche Sowjetnostalgien nur Pipifax, Verschwörungstheorien, vor denen sich der brave Bürger gruseln soll, der andererseits bei den USA nicht so genau hinkucken soll. Das gilt besonders für die amerikanschen Bürger selbst, denn eine Mehrheit dort hat mit dem Imperiumsquatsch wenig am Hut – das ist nur das Steckenpferd der Eliten und einiger weiterhin einflußreicher Neocons um Nuland. Für den Rest gibts foodstamps und Facebook.
Und ist es aber denn nicht erstrebenswert, diese unipolare Welt unter Kaiser „Uncle Sam“, „freedom and democracy“? Schauen wir uns den außenpolitischen track record der USA mal an und die Entwicklung der Welt seit 1989, Brachalkapitalismus, nix Friedensdividende, so ist es das sicher nicht, solange man kein Oligarch ist. Mit westlichen Werten hat dieses Kapital-Dystopia immer weniger zu tun, die sind, wenn überhaupt irgendwo, am ehesten in Europa zuhause, aber auch dort nur noch sporadisch.
Peter Nemschak
14. Mai 2014 @ 17:30
Haben Sie im Ernst geglaubt, dass mit dem Fall der Sowjetunion das Ende der Geschichte, wie von Fukuyama behauptet, gekommen ist und der Markt alle glücklich machen wird? Großmächte, egal welcher politischen Ausrichtung, verhalten sich wie Großmächte. Europa ist in der gegenwärtigen Struktur keine Großmacht sondern eher eine Art zu leben, eine Insel der Seligen. Dies könnte sich als fatale Illusion erweisen.
zustimmender leser
14. Mai 2014 @ 15:29
Nun… Tibet, Mongolei, und dann Afrika warten. Ist doch alles irgendwie Europa. Hauptsache Russland und dann demnächst dann China rgendwie eine reingewürgt. Muss der EU-Bürger ja nicht verstehen, ist eben der Lauf der Dinge. Niemand hat diesen Leuten je ein Mandat dafür gegeben und ich lese nichts davon auf Muttis Wahlplakaten. Aber macht doch nix! Merkt ja keiner, kümmert ja niemanden. Hört man dann eben in der Tagesschau, dass die EU das jetzt macht, hat man zwar nie drum gebeten, hat man aber zu schlucken, weil es gut und richtig ist. Einen öffentlichen Diskurs darüber – ach das brauchen wir doch nicht.
Konservative Technokratenpolitik, ferngesteuert aus den USA. Würde die EU morgen verschwinden, mein Bedauern wäre nicht mehr sonderlich groß, und verteidigen würde ich diesen ganzen Mist sowieso keine Sekunde mehr. Und das war mal anders.