Der Countdown läuft

Griechenland bekommt einen radikalen Haircut – schön ist was anderes…

Nach dem G20-Treffen in Paris ist klar: Für die Eurozone läuft der Countdown zur finalen Euro-Rettungsaktion. Beim Gipfeltreffen am Sonntag müssen die Eurochefs liefern – sonst sind sie selbst geliefert. Doch selbst, wenn alles nach Plan läuft, bleiben hohe Risiken – der Eurozone droht sogar eine Art Kernschmelze.

Der Plan B wie Bankrott steht: dies ist nach wochenlangem Zögern und Leugnen nicht mehr zu übersehen. Griechenland bekommt noch einmal einen Notkredit, soll danach aber über einen radikalen Schuldenschnitt ruhig gestellt werden. Nur die Höhe des „Haircuts“ ist noch umstritten: 40 bis 60 Prozent dürften es wohl werden – Frankreich will eher weniger, Deutschland eher mehr.

Damit dieser de-facto-Bankrott nicht die Banken erschüttert, sollen die Finanzinstitute rekapitalisiert werden. Dass die Banken mehr Eigenkapital vorhalten müssen, ist mittlerweile beschlossene Sache – nur wieviel und bis wann, ist noch offen. Wahrscheinlich läuft es auf eine „freiwillige“ Aufstockung bis zum Frühjahr 2012 hinaus; danach wird Zwang eingesetzt, damit der Haircut über die Bühne gehen kann.

Auch Teil drei des ultimativen Rettungsplans ist ziemlich klar: der Euro-Rettungsschirm EFSF bekommt mehr Power. Vermutlich wird er wie eine Art Haftpflichtversicherung funktionieren, um die Kredit-Kapazität massiv auszuweiten – der Fachdienst Eurointelligence spricht von bis zu 3 Billionen Euro, hält jedoch eine Zahl knapp unter einer Billion für wahrscheinlicher.

Mit dieser neuen „Feuerkraft“ soll der EFSF die griechischen Banken stützen und dafür sorgen, dass die absehbaren neuen Schockwellen aus Griechenland nicht andere Länder wie Portugal, Irland oder sogar Italien und Spanien in den Abgrund reißen. Gleichzeitig bereitet der IWF in Sonderprogramm für Italien und Spanien vor, um die „Ansteckungsgefahr“ weiter zu mindern.

Das klingt alles plausibel, in den Hauptstädten und an den Märkten macht sich schon wieder Optimismus breit. Doch niemand weiß, ob der schöne Plan auch wirklich aufgeht. Vor allem für Deutschland und Frankreich, die wieder mal die Fäden ziehen, steht viel auf dem Spiel. Berlin muss bei einem Schuldenschnitt mit einer höheren Neuverschuldung rechnen, warnen die Wirtschaftsweisen.

Die Regierung in Paris könnte sogar das bisherige Top-Rating für ihre Staatsanleihen verlieren, spekuliert Spiegel online. Ohne „Triple A“ spielt Paris jedoch nicht mehr in derselben Liga wie Berlin – und auch der EFSF dürfte in der Folge an Bonität verlieren. Der vermeintlich wasserdichte Plan könnte also eine neue fatale Kettenreaktion auslösen – diesmal im “Kern” der Eurogruppe.

Ob Merkel und Sarkozy dies bedacht haben oder wieder mal auf Zeit spielen? In Frankreich wird im nächsten Jahr gewählt…

 

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