Berlin torpediert Euro-Hoffnung

His masters voice redet den Euro runter

Kaum dass Regierungen und Märkte Hoffnung fassen, dämpft die Bundesregierung schon wieder die Erwartungen an den Euro-Rettungsgipfel. Einen großen Befreiungsschlag werde es bei dem Treffen am kommenden Sonntag nicht geben, so Regierungssprecher Seibert. Eher gehe es um „wichtige Arbeitsschritte auf einem langen Weg“. Prompt erleidet der Euro einen neuen Schwächeanfall. Sogar die Wall Street schmiert ab.

Beim Treffen der G20 Finanzminister am Wochenende in Paris hatten Deutschland und Frankreich noch versprochen, am kommenden Sonntag einen umfassenden Masterplan vorzulegen. Dessen Umrisse zeichnen sich auch bereits deutlich ab, wie ich in diesem Blog geschrieben habe („Der Countdown läuft“). Doch nun bekommt die Bundesregierung offenbar schon wieder kalte Füsse.

Die Vermutung liegt nahe, dass die Bankenlobby auf die Bremse tritt. Deutsche Bank-Chef Ackermann verhandelt nämlich hinter den Kulissen – und spielt wieder mal auf Zeit. Dazu passt die FTD-Meldung, dass die Rekapitalisierung der Finanzinstitute erst 2013 abgeschlossen sein soll. Sollte es tatsächlich so kommen, müsste wohl auch der geplante Schuldenschnitt in Griechenland noch warten.

Zunächst einmal straft Seibert Frankreichs Regierungschef Sarkozy Lügen. Der hatte einen umfassenden und definitiven Euro-Rettungsplan angekündigt. Genau wie vor dem letzten Euro-Krisengipfel am 21. Juli torpediert Berlin die Pariser Pläne. Übrigens geht das schon seit mehr als einem Jahr so – noch vor jedem Gipfel übt sich Berlin in defensivem Erwartungsmanagement.

„Erwarten Sie nicht zu viel“, heißt die Botschaft aus Berlin seit dem Beginn der Griechenland-Krise. Einen „großen Wurf“ werde es nicht geben. Das war unter Merkels altem Sprecher Wilhelm so, das ist unter Seibert nicht anders. Das Wall Street Journal sieht im deutschen „Spiel mit den Erwartungen“ eine bewußte Strategie: Erwartungen dämpfen, um sich nachher als Gewinner zu präsentieren.

Letztlich schießeb Merkels und Seibert jedoch ein Eigentor. Denn wenn es nun wieder nichts wird mit dem großen Plan, obwohl die USA die Geduld verlieren und die Eurozone in eine „systemische Krise“ (EZB-Chef Trichet) schlittert, dann wird die Schuld dem mangelnden Ehrgeiz der schwarzgelben Bundesregierung zugeschrieben werden.

Und wenn dann der Euro crasht, zahlt Deutschland den höchsten Preis…

 


 

 

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