COP26: Die EU patzt, Deutschland poltert
Kurz vor dem Ende der Klimakonferenz COP26 in Glasgow ist von der viel beschworenen Führungsrolle der EU nichts zu sehen. Deutschland steht sogar auf der Bremse – wie so oft bei den Autos.
Wie läuft es eigentlich in Glasgow? Abgesehen von der (erfreulichen) neuen Zusammenarbeit zwischen den USA und China in der Klimapolitik gibt es kurz vor dem offiziellen Ende der COP26 keine großen News.
Ausgerechnet die EU, die sich ja gern als “leader” im Kampf gegen die Klimakrise präsentiert, glänzt durch Abwesenheit. Viele NGOs und sogar ehemalige EU-Mitarbeiter kritisieren den Mangel an Ambition.
Klimakommissar Timmermans weist das zurück. Das EU-Team suche sehr aktiv nach Lösungen und versuche, Brücken zu bauen. Doch auch er räumt ein, dass es neben dem EU-Klimaziel für 2030 nicht viel Neues gibt.
Dabei sind die zur Erreichung dieses Ziels nötigen Maßnahmen noch nicht einmal beschlossen – die Verhandlungen über den EU-Aktionsplan “Fit for 55” haben gerade erst begonnen.
Polen droht schon mit einer Blockade, auch Ungarn, Tschechien und andere Osteuropäer haben massive Vorbehalte. Eine Einigung wird frühestens im Sommer 2022 erwartet – viel zu spät für Glasgow.
Außerdem steht nun auch noch Deutschland auf der Bremse. Ausgerechnet beim wichtigen Thema “Abschied vom Verbrennungsmotor” haben sich große deutsche Autohersteller ausgeklinkt.
Das hindert Noch-Umweltministerin Schulze allerdings nicht daran, anderen Lektionen zu erteilen. Sie sagte, die Atomkraft sei keine Lösung, beim Klimaschutz sollte sich niemand auf die riskante und teure Technologie verlassen.
Das war eine Breitseite gegen Frankreich und die EU-Kommission, die die Kernkraft fördern wollen. Und das ausgerechnet aus einem Land, das mehr denn je auf Gas aus Russland setzt.
Und Gas erzeugt jede Menge Treibhausgase – genau wie deutsche Nobelkarossen…
Update hier. Mehr zum Klimaschutz und “Fit for 55” hier
P.S. Nun kommt auch noch raus, dass die EU-Kommission weiter Erdgas-Projekte vorantreiben will. Auch das passt nicht wirklich zum Narrativ des “leaders”….
Armin Christ
14. November 2021 @ 09:37
Die “Grünen” wollen fossile Heizungen durch elektrische ersetzen, das ist ja dann ein Wachstumsmarkt wie ihn unser Wirtschaftssystem braucht. Den anderen fällt auch nichts ein außer auf Technologie zu setzen, die noch mehr Energie verbraucht (Lindners synthetische Treibstoffe etc.).Daß die “Bio”gasindustrie (Vermaisung der Landschaft), samt der Rapsölwirtschaft, einen nicht unerheblichen Beitrag zum Artenrückgang geleistet hat und leistet ist diesen BWLern, Politosoziologen, Juristen und wie sie sich sonst nennen in der Politik nicht einsichtig. Oder wollen sie sich nicht it dem Kapital anlegen !? Energiesparen wäre eine Möglichkeit CO2-Emmissionen zu verringern, aber das steht ja dem gottgleichen Wachstum entgegen. Kernkraft ist auch keine Lösung (Endlager ????) und nebenbei ist das Uran auch knapp (oder warum turnt die Bundeswehr in der Sahelzone herum ?).
Adrian E.
12. November 2021 @ 19:57
Das dümmste Argument gegen Atomkraft ist, sie sei zu teuer.
Es ist absurd, die Kosten für Atomkraft mit denen für Solarkraft, während die Sonne scheint, und mit Windkraft, während der Wind weht, zu vergleichen. Wenn die Kosten für die Speicherung großer Energiemengen, wofür die Technologien noch am Anfang stehen, berücksichtigt werden, sind die wechselhaften erneuerbaren Energien schon viel weniger billig.
Ein Trick, den Leute, die Atomkraft künstlich teuer rechnen wollen, ist, dass sie so tun, als ob es nur ein einziges AKW braucht, das von Grund auf projektiert werden muss, und dann werden die Kosten dafür mit dem Energiebedarf multipliziert. In Wirklichkeit würde die EU natürlich recht viele AKWs brauchen, dann gibt es Skalen Effekte, und es wird im Verhältnis zur Energiemenge günstiger.
Wie unsinnig ist, zu behaupten, Atomenergie sei besonders teurer, sieht man, wenn man die Situation in Frankreich, dessen Strom größtenteils aus Atomkraft kommt, mit der in Deutschland, das einen Mix aus Kohle., Gas und erneuerbaren Energien braucht.
Es gibt zwei große Unterschiede:
– Die CO2-Emissionen sind in Deutschland viel höher als in Frankreich.
– Die Strompreise sind in Deutschland viel höher als in Frankreich, das die angeblich so teure Atomenergie verwendet.
Wie auch immer man die Kriterien priorisiert, man kommt um den Schluss, dass die deutsche Energiepolitik vollkommen blödsinninnig und die französische viel besser ist, nicht herum.