Brüssel will “grüne” Schulden machen – doch was heißt grün?

In der EU-Kommission werden nun sogar die Schulden grün. Ab Oktober will die Brüsseler Behörde neue, “grüne” Anleihen für 350 Mill. Euro begeben. Doch was heißt hier grün?

„Die Absicht der EU, bis Ende 2026 bis zu 250 Mrd. EUR an grünen Anleihen auszugeben, wird uns zum größten Emittenten grüner Anleihen der Welt machen”, erklärte Haushaltskommissar Hahn.

Dies sei Ausdruck “unseres Engagements für Nachhaltigkeit” und stelle “ein nachhaltiges Finanzwesen in den Mittelpunkt der Aufbaumaßnahmen der EU”.

Anders gesagt: Nicht nur die Corona-Hilfsprogramme bekommen einen grünen Anstrich – auch die Schulden nehmen diese europäische Mode-Farbe an.

Doch was heißt hier eigentlich grün? Geht es um Klimaneutralität? Oder um einen Übergang zu Klimaneutralität? Vielleicht sogar um die reine Öko-Lehre?

Bei Klimaneutralität könnten auch Atomkraftwerke gefördert werden, denn die stoßen kaum Treibhausgase aus. Für den Übergang wäre vielleicht auch Gas noch ok, z.B. aus der nun fertig gestellten Röhre Nord Stream 2.

Bei der reinen Lehre wären nur noch Wasser, Wind und Sonne zur Energiegewinnung erlaubt. Das dürfte jedoch kaum ausreichen, um den Verkehr zu elektrifizieren, wie es die EU ja auch anstrebt, um das Klima zu schützen.

Brüssel fühlt sich auch für diese kniffligen Fragen zuständig. Sie will sie im Rahmen der sog. “Taxonomie” für nachhaltige bzw. “grüne” Anlagen klären.

Doch diese Regulierung lässt auf sich warten. Denn hinter den Kulissen streiten Atom-Befürworter wie Frankreich und -Gegner wie Deutschland um die “grüne Lehre”…