Brüssel verschläft größten Geldwäsche-Skandal
Es ist der größte Geldwäsche-Skandal der letzten Jahre in Europa, US-Behörden haben sich schon eingeschaltet. Doch die EU-Kommission hat den Fall der “Danske Bank” verschlafen – erst Anfang Oktober will man sich ‘mal drum kümmern.
Der Skandal betrifft gleich zwei EU-Länder – Dänemark und Estland. In einer estnischen Filiale des größten dänischen Kreditinstituts “Danske Bank” soll Geld im Wert von mehreren Hundert Millionen Euro gewaschen worden.
Die Bank hatte erklärt, die verdächtigen Transaktionen in Estland könnten noch nicht genau beziffert werden. Am Mittwoch hatte Vorstandschef Borgen seinen Rücktritt angekündigt. Es geht um Vorgänge aus den Jahren 2007 bis 2015.
Doch die EU-Kommission reagiert erst – und eilig hat sie es immer noch nicht. Sie werde am 2. Oktober mit dem dänischen und dem estnischen Minister sprechen, kündigte Justizkommissarin Jourova an.
Sie wolle herausfinden, ob auch Fehler von Seiten der Bankaufsichtsbehörden passiert seien, sagte Jourova. Gegebenenfalls müsse die Europäische Bankenaufsichtsbehörde eingeschaltet werden. “Das Ausmaß des Skandals ist schockierend”.
In Washington hat man schneller reagiert, wie so oft. US-Behörden seien bereits eingeschaltet, meldet die “FAZ”. Dem Vernehmen nach soll JP Morgan die Korrespondenzbank gewesen sein, über die Dollar-Zahlungen abgewickelt wurden…
Georg Soltau
22. September 2018 @ 19:55
@ Peter Nemschak, der Artikel von Carmen&Vincent beschreibt sehr anschaulich genau die Fehler des jetzigen Systems die zur Kriese 2008 führten und deren Auswirkungen nur mühsam und halbherzig beseitigt wurden, ohne die Fehler des Systems wirklich zu beheben. Ihr Vorschlag Vollgeld geht da schon in die richtige Richtung und nur weil es in der Schweiz, also in nur einem Land von ca. 25% der Wahlberechtigten abgelehnt wurde, muss Vollgeld noch lange nicht schlecht sein. Wurde vielleicht das Schweizer Volk auch nicht richtig informiert oder von Bankern durch Angstkampagnen beeinflusst ?
Peter Nemschak
21. September 2018 @ 17:04
@ Georg Soltau Richtig ist noch selten reguliert worden, meist unter- oder überreguliert.
Georg Soltau
21. September 2018 @ 20:11
@Peter Nemschak, Regeln sind bei jedem Geschäft oder Sport nötig, deshalb war die großzügige Deregulierung auch falsch. Aber ich wollte auf die grundsätzlichen Fehler in unserem Finanz- und Bankensystem hinweisen, die meines Erachtens behoben werden sollten, da währe z.B. das Giralgeld und die Geldmengebestimmung.
Peter Nemschak
21. September 2018 @ 22:57
Das Schweizer Volk hat das Vollgeld abgelehnt. Krisen wird es auch in Zukunft immer wieder geben. Allerdings könnte man die Folgen besser als in der Vergangenheit abmildern bzw. die Dauer von Krisen verkürzen.
Foreign Affairs, Sept.2018
The Crisis Next Time
It shouldn’t have taken policymakers as long as it did to relearn what they should have already known about financial crises.
Carmen Reinhart and Vincent Reinhart
Baer
21. September 2018 @ 09:47
Es passiert in der Politik nichts zufällig,sondern alles ist geplant.Ergo, es soll sich niemand überrascht zeigen und so tun,als wären diese Entwicklungen rein zufällig.
Wir schaffen uns nur noch Probleme,weil wir bei Wahlen eben nicht wählen ,sondern nur ein Kreuz machen,wobei die Auswahl der Kandidaten nicht vom Volk vorgenommen wird.
Eigentlich ein Skandal,aber wen juckt?
Peter Nemschak
21. September 2018 @ 12:51
Die komplexe Welt ist nicht planbar. Wäre sie es, hätte auch die Finanzkrise nicht die meisten überrascht. Warum lässt sich die Geschichte nicht vorhersagen? Alle Prognostiker sind bisher an ihr gescheitert. Man muss mit der Unsicherheit der Zukunft leben. Wer sich damit schwer tut, glaubt an Verschwörungstheorien.
Georg Soltau
21. September 2018 @ 14:27
Nicht planbar, richtig ! aber man könnte wenigstens versuchen z.B. Fehler im Finanz- und Bankensystem zu beheben, denn sonst wird uns auch die nächste Finanzkriese wieder “überraschen”. Der Begriff Verschwörungstheorie ist nur ein Totschlagargument um von Absprachepraktiken abzulenken.
Peter Nemschak
20. September 2018 @ 15:53
@ebo Verfolgt man den Weg der Terrorismusbekämpfung seit den 1970-iger Jahren bedurfte es immer Anlässen, um der EU mehr Kompetenzen einzuräumen. anfangs waren politisch motivierte Straftaten von der grenzüberschreitenden Verfolgung überhaupt ausgenommen. So gesehen muss man direkt froh sein, wenn wieder einmal etwas Gröberes passiert. Bei der Geldwäsche ist es nicht anders.
Peter Nemschak
20. September 2018 @ 14:06
Brüssel verschläft nichts. Die nationalen Behörden haben wieder einmal versagt. Zuständig für die Umsetzung der Geldwäscherichtlinien sind auf Grund der geltenden Rechtslage derzeit die nationalen Behörden. Dies soll durch eine Stärkung der europäischen Bankenaufsicht geändert werden.
Europäische Kommission – Factsheet
Lage der Union 2018: Strengere Bekämpfung der Geldwäsche für einen stabilen Banken- und Finanzsektor – Fragen und Antworten
Straßburg, 12. September 2018
Es lohnt sich diese Veröffentlichung zu studieren.
ebo
20. September 2018 @ 14:46
Seit den Panama-Papers hat sich die EU den Kampf gegen die Geldwäsche auf die Fahnen geschrieben. Im Europaparlament gibt es dafür sogar einen Sonderausschuss. Zuletzt hat die EU-Kommission gerügt, dass der Ministerrat mehrere Drittstaaten – darunter Panama – von seine schwarzen Liste genommen hat. Aber selbst ist man nicht einmal in der Lage, die Zeitung zu lesen und Mitgliedsländern auf die Finger zu schauen?
Peter Nemschak
20. September 2018 @ 15:28
Die Mitgliedsländer lassen sich ungern auf die Finger schauen. Sie sind auf ihre Souveränität bedacht und möchten möglichst wenig davon an die EU abgeben. In Sachen Geldwäsche wird die EU wie bei der Terrorbekämpfung aus aktuellem Anlass einen Schritt vorwärts machen. Ohne Anlass geht in der EU wenig weiter.
ebo
20. September 2018 @ 15:48
Da haben Sie leider recht! Nach 10 Jahren Tiefschlaf, wie im Fall der dänischen Bank, braucht es schon einen ganz besonders lauten Weckruf… Aber selbst dann schläft man auch schnell wieder ein, die das Beispiel Panama zeigt!