Brüssel knöpft sich AstraZeneca vor

Es wird immer absurder: Nach Pfizer hat nun auch AstraZeneca angekündigt, weniger Impfstoff zu liefern. Nun knöpft sich Brüssel den Hersteller vor – dabei ist das Vakzin in der EU noch nicht einmal zugelassen.

Vertreter des britisch-schwedischen Pharmakonzerns AstraZeneca müssen sich am Montag vor der EU-Kommission und ihrem “Steering Board” erklären, warum es bei der vereinbarten Lieferung von Impfstoff gegen das Coronavirus zu Verzögerungen kommt.

Zuvor hatte sich Kommissionschefin von der Leyen persönlich beschwert. Astrazeneca, das den Impfstoff zusammen mit der Oxford Universität entwickelte, hatte am Freitag mitgeteilt, dass die zugesagte Lieferung bis Ende März nicht eingehalten werden könne.

Als Grund nannte das Unternehmen Produktionsengpässe. Ein EU-Vertreter sagte, es gehe um einen Ausfall um 60 Prozent auf dann nur noch 31 Millionen Dosen. Damit will sich die EU-Kommission nicht abfinden. Auch EU-Ratspräsident Michel hatte schon protesiert.

Um ihren Forderungen ein wenig Nachdruck zu erleihen, drohen die EU-Vertreter mit “rechtlichen Konsequenzen”. Auf Nachfrage wollte die EU-Kommission allerdings nicht sagen, was damit genau gemeint ist – und welchen rechtlichen Hebel sie hat.

Das ist ein Ärgernis. Denn wegen der Geheimhaltung sind nicht einmal die vertraglichen Verpflichtungen von Astrazenica bekannt. Klar ist nur, dass der Impfstoff in der EU noch nicht zugelassen ist. Das soll erst am kommenden Freitag erfolgen.

Die EU beschwert sich also über Lieferprobleme bei einem Vakzin, das noch gar nicht zugelassen ist. Begründet wird dies in Brüssel damit, dass vereinbart worden sei, das AstraZenica schon VOR der Zulassung mit der Produktion beginnt.

Doch was für einen Sinn macht dann noch die Zulassung bzw. die damit verbundene Prüfung?

Siehe auch “Corona-Impfung: Das Tempo geht auf Kosten der Transparenz”

P.S. Insgesamt hat die EU im August einen Vertrag mit AstraZeneca über die Lieferung von 300 Millionen Dosen unterzeichnet. Dafür kassierte der Konzern nach Angaben von Insidern eine Vorauszahlung von 336 Millionen Euro.