Ausgerechnet Dänemark

Die Dänin setzt keine eigenen Akzente, schade!

Nach den Polen wollen nun die Dänen den Euro retten. Am 1. Januar haben sie den halbjährlich wechselnden EU-Vorsitz übernommen und gleich mit den Aufräumarbeiten vom letzten EU-Gipfel begonnen. So wollen sie die verlorene Einheit der EU wiederherstellen und die neue„Fiskalunion“ von Kanzlerin Merkel aus der Taufe heben, wie Reuters meldet. Doch auf das Naheliegendste – die Regulierung der Finanzmärkte – sind sie nicht gekommen.

Dabei haben die Märkte die Dänen gerade mit der Nase darauf gestoßen, dass einiges im Argen liegt. Die Zentralbank des Landes platzierte am Donnerstag Staatsanleihen und sammelte so 2,32 Milliarden dänische Kronen ein. Das entspricht rund 310 Millionen Euro, wie SPON meldete. Bei zwei der drei Emissionen betrug die Rendite für die Investoren weniger als null Prozent – der Staat muss ihnen also weniger Geld zurückzahlen, als sie ihm geliehen haben. 

Dänemark ist, obwohl es nicht einmal der Eurozone angehört, ein Profiteur der Krise.

Derweil zahlen Italien und Spanien Rekordwerte, selbst Deutschland, Belgien und Luxemburg müssen mehr für frisches Geld berappen als die kleinen Dänen. In den riesigen Zinsdifferenzen, die rational kaum zu begründen sind (selbst die FTD tut sich schwer), liegt ein Hauptgrund für die Euro-Krise.

Da liegt die Vermutung nahe, dass sich die sozialdemokratische Regierungschefin Thorning-Schmidt um dieses Problem kümmert – ein Signal an die Märkte dürfte Dänemark als Nicht-Euro-Mitglied leichter fallen, als die Probleme der Eurozone zu lösen. 

Die europafreundliche Newcomerin aus Kopenhagen, die eine europafeindliche Regierung abgelöst hat (noch im letzten Jahr führte Dänemark ohne erkennbaren Grund die Grenzkontrollen wieder ein) könnte sich zum Beispiel für Höchstrenditen oder Zielwerte bei Staatsanleihen aussprechen, die dann von der Europäischen Zentralbank zu verteidigen wären. Sie könnte auch für die Eurobonds werben, die bei Merkels einseitig auf Disziplin ausgelegten „Fiskalunion“ schmerzlich fehlen – obwohl sie das sicherste Instrument sind, um die unerträglichen und unerklärlichen „Spreads“ zu senken.

Oder sie könnte die Kredite, die sie selbst praktisch geschenkt bekommt, zu günstigen Zinsen an die krisengeplagten Südländer weiterleiten. Schon ein symbolischer Beitrag könnte, zumindest psychologisch, Wunder wirken – als Zeichen praktischer Solidarität.

Doch offenbar ist auch den Dänen das Hemd näher als der Rock. Thorning-Schmidt will den Märkten nicht ans Zeug flicken und nicht einmal für Eurobonds werben. Statt dessen will sie das von Merkel verstoßene Großbritannien wieder zurück in die „Familie“ der EU-Länder holen und den „Fiskalpakt“, der ausdrücklich keine Eingriffe in die Märkte vorsieht, aus der Taufe heben.

Und all das will sie ausgerechnet mit einem Koalitionspartner machen, der sich ausdrücklich gegen die Fiskalunion und für ein Referendum in Dänemark ausgesprochen hat. Man muss nicht lange rätseln, wie das wohl ausgeht. Die italienische „La Stampa“ hält es sogar für „absurd“, dass sich ein Nicht-Euro-Land wie Dänemark an der Rettung des Euro versucht…

 

 

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