It’s foreign affairs, stupid!

Das Säbelrasseln am Golf bringt den Ölmarkt in Wallung – bald auch den Euro?

Bringt eine außenpolitische Krise den Euro in Not? Diese Frage stellt sich zu Beginn des Jahres 2012 mehr denn je. Die sich weiter zuspitzende Iran-Krise, das Säbelrasseln in der gesamten Golfregion sowie die Wahlen in Frankreich und den USA haben durchaus das Potential, die Märkte zu erschüttern und die angeschlagene Währungsunion ins Schleudern zu bringen. Es wäre nicht das erste Mal, dass Außenpolitik eine fatale Rolle in der Wirtschaft spielt.

Bisher gehen die meisten Experten davon aus, dass die Krise in der Eurozone durch wirtschaftliche und finanzpolitische Fehler ausgelöst wurde – und dass die Währungsunion auch daran scheitern könnte. Dabei wurde schon die Schuldenkrise in Griechenland durch außenpolitische Spannungen mit verursacht. Es ist der ungelöste Dauerstreit zwischen Griechenland und der Türkei, der die Regierung in Athen zu überhöhten Rüstungsausgaben und damit auch hohen Budgetdefiziten verdammte. Ein Großteil der Ausrüstung kommt übrigens aus Deutschland – selbst nach Beginn der Schuldenkrise ging die Aufrüstung munter weiter.

Sowohl die Nato als auch die EU haben bei der Aufgabe versagt, die Spannungen zu lösen. Im Juli könnte der Konflikt an Europas Südostflanke erneut eskalieren – wenn das hochverschuldete Zypern den EU-Vorsitz übernimmt. Die Türkei hat schon damit gedroht, dann die Beziehungen zur EU einzufrieren – Ausgang ungewiß.

Auch die Iran-Krise könnte die Märkte bewegen. Schon jetzt ist der Ölmarkt wegen der iranischen Provokationen in Wallung. Sollte es zu gezielten Luftschlägen oder gar einem Krieg kommen, könnte der BarrelÖl bis zu 200 Dollar kosten, meldet ZeroHedge. Außerdem würde dies wohl zu einer Flucht der Anleger in den US-Dollar führen und den Euro weiter schwächen. Außerdem dürften die Börsen in den Keller gehen – Ausgang ebenfalls ungewiß.

Am wahrscheinlichsten ist jedoch, dass die Wahlen in Frankreich und den USA den Euro erschüttern. Sollte der gemäßigte Sozialist F. Hollande die Wahlen in Paris gewinnen und – wie angekündigt – die Merkozy‘schen Beschlüsse zum Euro in Frage stellen, bliebe dies gewiß nicht ohne Reaktion an den Märkten. Vermutlich kommt Frankreich aber schon im Frühjahr unter Druck. Die US-Ratingagenturen werden sich gewiß nicht die einmalige Chance entgehen lassen, Amtsinhaber Sarkozy abzustrafen und Frankreich das „Triple A“ zu entziehen.

Was die USA betrifft, so ist es noch zu früh, über den Ausgang der Wahlen und mögliche Folgen für Europa zu spekulieren. Nur eins ist schon jetzt klar: Wenn die Republikaner gewinnen, kann Euroland nicht mehr mit Hilfe aus Washington rechnen. Er werde “keinen Dollar” hergeben, warnte der republikanische Kandidat Romney in “La Stampa”. 

Es sei nicht “unser Job”, den Euro zu retten, heißt es in Washington. Umso mehr ist es Aufgabe der Außenpolitik, den Ball flach zu halten und jede Eskalation zu vermeiden, die zu unkontrollierten Kettenreaktionen an den Märkten führen könnte. Ob die EU-Außenbeauftragte Ashton dazu fähig ist?

Wie Bill Clinton sagen würde: It’s foreign affairs, stupid!

 

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