Ashtons brisantes Blabla

Echte Freunde waren sie noch nie, doch nun wird es feindselig

Aufregung um eine Äußerung von EU-Außenvertreterin Ashton: Weil sie die jüdischen Opfer der Terrorattacke in Toulouse in einem Atemzug mit palästinensischen Opfern im Gazastreifen genannt hat, wird sie in Israel, aber auch in Deutschland angegriffen, wie SPON meldet. Empörend, unangemessen, anitsemitisch sei die Äußerung. Das geht zwar an der Sache vorbei – dennoch schwächt Ashton die EU-Position, vor allem was den Iran und Israels Kriegspläne betrifft.

Hier Ashtons Zitat, das nun für so viel Wirbel sorgt:

“Wenn wir uns an junge Menschen erinnern, die unter allen möglichen furchtbaren Umständen getötet wurden – die belgischen Kinder, die ihr Leben in einer schrecklichen Tragödie verloren haben und wenn wir daran denken, was heute in Toulouse geschehen ist, wenn wir uns daran erinnern, was vor einem Jahr in Norwegen passiert ist, wenn wir wissen, was in Syrien passiert, wenn wir sehen, was in Gaza und in anderen Teilen der Welt geschieht – dann erinnern wir uns an junge Menschen und Kinder, die ihr Leben verloren haben.”

Ein ziemlich konfuses Statement, wie so oft bei Ashton, deren Position seit langem wackelt (siehe mein Post “Jeder gegen jeden”). Das einzige logische Bindeglied sind die Kinder, die unter tragischen Umständen ums Leben gekommen sind. Die israelische Besatzungspolitik in Gaza wird dabei ebenso wenig erwähnt wie die jüdische Armee. Es ist daher reichlich weit hergeholt, wenn sich Israels Verteidigungsminister Barak über Ashtons Äußerung empört und betont, die israelische Armee gehe in Gaza “mit größter Vorsicht vor”.

Auch Außenminister Lieberman liegt mit seiner Bemerkung, Ashton sollte lieber an die jüdischen Kinder denken, die sich vor Raketenangriffen aus dem Gaza-Streifen fürchten, daneben. Ashton hat ja ausdrücklich der jüdischen Kinder gedacht – in diesem Fall an die Opfer in Toulouse – und offenbar versucht, durch den Hinweis auf Gaza eine Art von “Ausgewogenheit” herzustellen. Wie gesagt, gelungen ist ihr das nicht – aber antisemitisch war ihr Statement gewiss auch nicht, selbst wenn dies der deutsche Grünen-Politiker Beck meint.

Immerhin zeigt die Empörung, dass man Ashton offenbar nicht zu den Freunden Israels zählt. Nicht einmal ihre Bemühungen um eine Eindämmung Irans scheint man in Jerusalem zu würdigen. Angesichts der israelischen Kriegsvorbereitungen ist dies beunruhigend: Offenbar versucht Israel, Ashton und der EU schon vorab jede Legitimation abzusprechen, sich zum drohenden Iran-Krieg und dessen vermutlich desaströsen Folgen zu äußern.

Mein Eindruck: Ashton soll mundtot gemacht werden, noch bevor die Waffen sprechen. Dabei zielen die EU-Sanktionen gegen Iran doch genau darauf, den Streit um das Atomprogramm am Verhandlungstisch zu lösen und den drohenden Krieg zu verhindern (siehe dazu auch “Gut gemeint, schlecht gezielt”)…

 


P.S. Wie die britische FT meldet, hat Ashton nicht nur Gaza, sondern auch die israelische Stadt Sderot erwähnt. Sie war also ziemlich “ausgewogen”, doch die Protestwelle ebbt nicht ab…


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