Angst vor Finanzkrise, Kritik an Deutschland – und neue französische Kleiderordung

Die Watchlist EUropa vom 04. Oktober 2022 –

In der Eurozone geht die Angst vor einer neuen Finanzkrise um. Dies geht aus einer geheimen Note hervor. Dass sie unter dem Deckel gehalten wird, sagt viel über die aktuelle Lage. Die Details hat der Insider-Dienst “EU-Observer”. Demnach hat die EU-Aufsicht für systemische Risiken in der vergangenen Woche Alarm geschlagen.

Energy inflation and higher borrowing costs have increased the risk of recession which, in combination with the uncertainty caused by the Russian invasion of Ukraine, could spill over and cause a full-blown financial crisis, the agency warned on Thursday (29 September).

It was the first “general warning” the European Systemic Risk Board (ESRB) has issued since its creation in response to the financial crisis in 2010, aimed to “raise awareness” of the threat among EU countries and institutions.

EU Observer

Die Warnung sei jedoch unter dem Deckel gehalten worden, so der Observer. Denn die EU-Verantwortlichen in Kommission und Rat hätten Angst vor einer “Self fulfillig prophecy”. Außerdem habe sich die Krise in UK, die die Märkte in Atem hielt, mittlerweile beruhigt.

Dies ist jedoch ein schwacher Trost. Denn wenn europäische Banken und Versicherungen auch jetzt noch – Jahre nach dem Brexit – auf Gedeih und Verderb vom Finanzplatz London abhängig sind, dann ist es mit europäischer “Souveränität” nicht weit her.

Banken und Staaten in Bedrängnis

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Zudem gibt es noch andere Risiken. Ganz oben auf der Liste steht die fehlende Liquidität bei Energiehändlern wie Uniper – das Unternehmen könnte Banken und Staaten mit in die Tiefe reißen, wenn es nicht weiter mit Geld versorgt wird.

Aber natürlich haben wir auch noch Griechenland, Italien und Frankreich. Diese drei hoch verschuldeten EU-Länder könnten Probleme bekommen, wenn die Zinsen weiter steigen und der Schuldendienst immer teurer wird.

Aber pssst – darüber sollten wir lieber nicht so laut reden. Sonst gibt es noch eine Krise…

Siehe auch “Angst vor Eurokrise: Sondersitzung der EZB”

Watchlist

Geht die EU-Kommission gegen den deutschen “Abwehrschirm” vor? Das kreditfinanzierte Paket von bis zu 200 Mrd. Euro werfe “Fragen auf”, heißt es in einem Gastbeitrag der  EU-Kommissare Gentiloni und Breton, in der “FAZ”. Es gebe “Mitgliedstaaten, die nicht über denselben haushaltspolitischen Spielraum wie Deutschland verfügen” und deshalb womöglich ihre Verbraucher und Wirtschaft nicht gleichermaßen unterstützen könnten, heißt es. Gentiloni und Breton plädieren deshalb für “gemeinsame europäische Instrumente”. Als Modell verweisen sie auf das sogenannte SURE-Programm, das die EU in der Corona-Krise aufgelegt hatte. Es stellt Mitgliedstaaten günstige EU-Kredite zur Verfügung, insbesondere für Kurzarbeit.

Was fehlt

Die neue Kleiderordnung in der französischen Regierung. Angesichts der Energiekrise und der neuen 19-Grad-Regel für die Heizung tragen die Minister neuerdings Rollkragenpullover – damit wollen sie ein gutes Beispiel geben. Dies führt zu Heiterkeit und ätzender Kritik in der Nationalversammlung. “Und wo ist die warme Decke”, fragten Abgeordnete die Premierministerin Borne bei einer aktuellen Stunde zum Ukrainekrieg. Auch Präsident Macron und Finanzminister Le Maire präsentieren sich neuerdings im “col roulé” – doch bei den Citoyens scheint dies nicht so gut anzukommen…