Angst vor Finanzkrise 2.0, Aufstand der Autoländer – und grüner Dirigismus?
Die Watchlist EUropa vom 13. März 2023 – Heute mit dem Crash der „Silicon Valley Bank“ und der Angst vor einer Finanzkrise 2.0, dem Aufstand der Autoländer – und der Kritik am „grünen“ Dirigismus in Brüssel und Berlin.
Circulez, il n’y rien à voir. Bitte weitergehen, hier gibt’s nicht zu sehen! Dies ist das Motto, das in Brüssel nach dem Crash der „Silicon Valley Bank“ (SVB) ausgegeben wird. Die Bank sei nicht systemrelevant, auf Internet-Startups spezialisiert – und die Banken in EUropa hätten genug Risikovorsorge getroffen, heißt es in der EU-Kapitale.
Wirklich? Schon am Freitag war die Deutsche Bank an der Börse abgesackt – eine Folge des SVB-Schocks. Am Montag ging der Ausverkauf weiter. Der deutsche Börsenindex Dax notierte am Montagvormittag 2,6 Prozent tiefer, nachdem er zum Auftakt noch leicht im Plus gelegen hatte. Der EuroStoxx verlor 2,9 Prozent.
Die Sicherung der Kundeneinlagen durch US-Behörden nach der Auflösung der SVB hat Investoren anscheinend nicht beruhigt. „Die Art von Übernacht-Rettungs-Aktionen weckt böse Erinnerungen an die Finanzkrise von 2008“, sagte Jochen Stanzl, Analyst beim Broker CMC Markets, zu Reuters.
Nun richten sich alle Blicke auf die Eurogruppe, die am Montag tagt, und auf die Europäische Zentralbank. Die EZB folgt mit ihrer restriktiven Geldpolitik der amerikanischen Fed – und deren aggressive Zinserhöhungen haben die Krise mit verursacht. Man darf gespannt sein, wie es weiter geht…
Revolte in Straßburg
Nicht nur die Finanzwelt hat Angst. Auch in der Autobranche rumort es. Das von der EU geplante Verbrenner-Verbot, der Streit um E-Fuels und eine neue Abgasnorm haben Deutschland zu einer Vollbremsung bewogen. Nun schließen sich weitere EU-Länder dem Aufstand an.
Am Rande der EU-Parlamentssitzung in Straßburg wollen sie auf Einladung Tschechiens (ein wichtiges Zulieferland für die deutsche Industrie) über den weiteren Kurs beraten. Auch Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) reist nach Angaben eines Sprechers zu dem inoffiziellen Treffen.
Pflicht zur Haussanierung?
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In Straßburg stehen diese Woche auch mehrere „grüne“ Klimagesetze auf dem Programm. Für Wirbel sorgt vor allem die EU-Gebäudeenergieeffizienzrichtlinie. Denn sie könnte eine Pflicht zur Haussanierung einführen. Das passt wie die Faust aufs Auge zum deutschen Verbot für Gas- und Ölheizungen.
Macht sich in Deutschland und der EU ein teurer – und realitätsferner – grüner Dirigismus breit? Oder kehren die Politiker in Berlin und Brüssel bzw. Straßburg doch noch auf den Boden der Tatsachen zurück? Diese Woche könnte es erweisen…
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KK
14. März 2023 @ 12:34
@ Franz:
„Zu meiner Alterssicherung bin ich in eine billigere Mietwohnung umgezogen, deren energetische Maßnahmen ich per Umlage tragen muss, ohne irgendwelche Privilegien in Anspruch nehmen zu können.“
Sehen Sie, meine EU-Bezüge reichen überhaupt nur noch zum Leben, weil mein Eigenheim abbezahlt ist und ich eben keine Miete zahlen – und mich damit einem gierigen Miethai ausliefern muss.
Wieso fängt man mit den Klimaschutz nicht bei denen an, die es sich leisten können?
Holt sich zB über eine Reichensteuer das Geld, erstmal genug Kapazitäten an CO2-neutralem Strom und die notwendige Verteilungsinfrastruktur zu schaffen, bevor man anfängt, einfach alles zu verbieten? Was nutzen die E-Autos und Wärmepumpen, wenn der Strom hierfür wieder vermehrt aus Kohlekraftwerken kommt?
Solange auf solche kostenlosen Massnahmen wie ein generelles Tempolimit verzichtet wird, sehe ich nicht ein, mich hinterrücks zum Wohle der Reichen enteignen zu lassen!
Franz
14. März 2023 @ 03:38
@ KK:
Mit ihren windigen technischen “Sachzwängen” – die Sie auch noch “Alterssicherung” nennen – wollen Sie Privilegien quasi “erpressen”, jedenfalls moralisch?
Und Sie meinen wirklich, Ihr Eigenheimer-Privileg ließe sich begründen, weil dann andere ihr Privileg der Autofahrer-Allmacht aufgeben würden?
Wegen solcher erbärmlicher Eigenheimertechnik-“Sachzwänge” soll das faktische Steppenklima in Teilen Deutschlands, die ganzjährige Dürre in den tieferen Bodenschichten, weiter voranschreiten?
Zu meiner Alterssicherung bin ich in eine billigere Mietwohnung umgezogen, deren energetische Maßnahmen ich per Umlage tragen muss, ohne irgendwelche Privilegien in Anspruch nehmen zu können.
KK
13. März 2023 @ 14:22
@ Bogie:
“Wir werden keine einzige wirklich wirksame Maßnahme gegen die Klimakatastrophe sehen in den nächsten Jahren.”
Das Problem bei fast allen diesen Massnahmen ist, dass sie von einem Teil der Betroffenen einfach nicht finanziert werden können. Ich musste vergangenes Jahr meine Gasheizung erneuern – was moderneres wäre schön gewesen, aber nicht finanzierbar: Die moderneren Typen wie Brennwertheizung haben alle einen schlechteren Wirkungsgrad – will heissen, die Heizkörper in meinem >50 Jahre alten Haus reichen nicht aus, die müssten komplett durch grössere mit mehr Fläche ersetzt werden. Da die aber alle in Nischen eingelassen sind, hiesse das, alles komplett umbauen – oder alle Fussböden raus und Fussbodenheizung rein. Würde gut sechsstellig kosten, plus wohl auch Anmietung einer Wohnung für die Dauer der Umbauarbeiten.
Das Haus ist meine Altersicherung, das ist finanziell einfach nicht drin. Sollte so eine Gebäudesanierungspflicht kommen, werden unzählige Häuser zu Dumpingpreisen auf den Markt geworfen werden müssen, die sich dann von denen, die sowieso nicht wissen wohin mit ihrem Geld, unter den Nagel gerissen werden. Eine weitere perfide Methode der Umverteilung von unten nach oben…
In Deutschland könnte man mit einem generellen Tempolimit CO2 einsparen, ohne dass es irgendwen auch nur einen Cent kostete – und man bräuchte kein einziges Schild: Eine Änderung der StVO würde genügen, und die paar Schilder an den Grenzübergängen müsste man lediglich übermalen!
Aber vornehmlich die, die sich vermutlich unsere in Lebensleistung zusammengesparten Häuser unter den Nagel reissen werden, wollen ja ihre PS-Monster weiterhin mit über 200 Sachen durch die Gegend und alle langsameren Autofahrer zur Seite scheuchen – am liebsten sicher wegen immer teurerer E-Autos gleich ganz auf den Fahrradweg.
Bogie
13. März 2023 @ 13:23
Das fossile Imperium wehrt sich und das vermutlich erfolgreich.
Wir werden keine einzige wirklich wirksame Maßnahme gegen die Klimakatastrophe sehen in den nächsten Jahren. Nicht in Deutschland und wahrscheinlich auch nicht in Europa.
Ich könnte mich natürlich auch irren und wäre sehr dankbar dafür
KK
13. März 2023 @ 13:09
Irgendwie bin ich heute froh über den Fachkräftemangel: Allein dieser könnte eine Pflicht zur Gebäudesanierung über Jahrzehnte ins Leere laufen lassen! Es ist ja heute schon schwierig, überhaupt einen Termin für die jährliche Wartung beim Installateur zu bekommen!