Bankenkrach im Silicon Valley: Fed greift zu “extremer Maßnahme”
Löst der Bankenkrach bei der Silicon Valley Bank (SVB) eine neue Finanzkrise aus? Diese Frage ist in aller Munde, heute wollen auch die Euro-Finanzminister in Brüssel darüber beraten. Derweil hat die Fed schon zu einer “extremen Maßnahme” gegriffen, wie N. Häring auf seinem Blog berichtet: Die US-Notenbank übernimmt eine Zweijahresgarantie für das Bankensystem und den Kapitalmarkt. Diese “extreme Maßnahme” zeige, wie schlecht es um das Finanzsystem steht. Man darf gespannt sein, wie die Lage in EUropa ist…
KK
14. März 2023 @ 17:36
@ european:
“Dr. Google weiss wie immer Bescheid …”
Auch dieses Urteil war zum Zeitpunkt der VÖ des Artikels noch nicht rechtskräftig; interessant wären Google-Ergebnisse hinsichtlich der Rechtskraft – bzw der Entscheidung einer letzten Instanz, die dann für das gnaze Bundesgebiet und alle Banken quasi eine allgemeingültige Rechtswirkung entfalten würde. So muss man in jedem Fall, der von den bereits entschiedenen sachlich oder örtlich abweicht, erneut auf den steinigen – und leider teuren – Rechtsweg!
BTW, wegen 2000 Euro auf einem Sparkonto zahlt man auch bei keiner Bank Negativzinsen.
Und da die meissten Banken davon wieder weg sind, könnte es sogar sein, dass neue Klagen wegen alter Verluste gar nicht erst zugelassen werden.
european
14. März 2023 @ 20:05
Das Urteil war noch nicht rechtskräftig, weil noch Berufung eingelegt werden konnte. Es ist nirgendwo zu lesen, dass dies getan wurde. Man kann aber lesen, dass die Banken von den Negativzinsen Abstand genommen haben. Daraus schließe ich, dass sich niemand auf diesen Streit einlassen wollte.
Es geht auch nicht um die 2000 Euro, sondern um die Verfügbarkeit. Spareinlagen bis 2000 Euro müssen verfügbar sein, alles weitere “sollte” gekündigt werden, wenn es jedoch trotzdem verfügbar sein sollte, kann die Bank Gebühren erheben
Ist Schnee von gestern. Aus Bankensicht war das sogar irgendwo nachvollziehbar, wenn auch nicht richtig. Den Kunden erklären konnte man das offensichtlich nicht. Sie haben sich gewehrt und Recht bekommen.
KK
14. März 2023 @ 12:48
@ european:
“Ich bezog mich auf dieses Urteil…”
1. Gilt das erst mal nur für die SPARDA-Bank in Berlin. Klassisch allgemeingültig “Verboten” im Sinne eines Gesetzes ist damit noch gar nichts. Zumal das Urteil in der Meldung noch als “nicht rechtskräftig” gekennzeichnet ist und dies bislang noch nicht aktualisiert wurde.
Bin ich bei einer anderen Bank und gar in einem anderen Bundesland, kann ich mich zwar im Rechtsstreit auf das Urteil beziehen, das dann zuständige Gericht kann aber zu einem ganz anderen Ergebnis kommen.
2. Bezieht sich das Urteil ausdrücklich auf Giro- und Tagesgeldkonten, also auf immer zur sofortigen Verfügung bereitgehaltenes Geld. Und eben nicht auf klassische “Spar”einlagen.
european
14. März 2023 @ 14:07
Nicht ganz.
Spareinlagen bis 2000 Euro muessen auch staendig verfuegbar sein. Das kann kein Grund sein. Es gibt uebrigens noch ein weiteres Urteil, das genau diesen Sachverhalt klaert. Dr. Google weiss wie immer Bescheid 😉
https://www.vzhh.de/themen/finanzen/sparen-geldanlage/commerzbank-keine-negativzinsen-fuer-guthaben-auf-sparkonten
Es haette mich auch sehr gewundert, wenn eine unterschiedliche Behandlung von Tagesgeld und Spareinlagen erlaubt gewesen waere. Ich vermute, dass ganz einfach die Klageschriften unterschiedlich waren. Dazu muesste man sie lesen koennen.
Helmut Höft
14. März 2023 @ 12:44
Alles, was man zum “Bankenkrach im Silicon Valley” (und grds. darüberhinaus) steht hier mC
KK
13. März 2023 @ 18:33
@ european:
“Bei Sparern (also fuer die Banken Darlehnsgeber) wurde es sogar verboten, Negativzinsen einzufuehren.”
Wann wurde das – und wo – verboten?
Ab einer bestimmten Einlagenhöhe (damals zunächst meisst sechsstellig) wurde zumindest in Deutschland schon recht früh von einigen Banken (besonders gern und früh bereits von Genossenschaftsbanken, wenn ich die Berichterstattung richtig im Kopf habe) zur Kasse gebeten – mit der Zeit von immer mehr Banken, und mit der Zeit sank auch bei einigen der Banken die hierfür zunächst erforderliche Einlagenhöhe. Man hatte angeblich damit nur die der EZB weitergegeben, wobei die EZB den Banken jedoch recht hohe Freibeträge zugestanden hatte. Und der Sparer ja keinen Einfluss darauf hat, ob seine Bank sein Geld nun gewinnbringend als Kredit vergibt oder kostenpflichtig bei der EZB parkt, und das auch nicht kontrollieren kann.
Gut, die Hürde war für die meissten Normalverdiener recht bzw. eher zu hoch, aber dass generell Negativzinsen bei Sparern verboten gewesen seien, ist mir zumindest für Deutschland nicht bekannt. Sie leben ja im UK, wenn ich das richtig erinnere, insofern mag es dort anders gewesen sein.
european
13. März 2023 @ 19:01
Ich bezog mich auf dieses Urteil
https://www.vzbv.de/urteile/landgericht-berlin-untersagt-verwahrentgelte-auf-giro-und-tagesgeldkonten
“Der Einlagen-Zinssatz könne zwar auf Null sinken, aber niemals ins Minus rutschen. Dem Kunden müsse mindestens der Betrag bleiben, den er eingezahlt habe, so das Gericht. Daran könnten auch veränderte wirtschaftliche Rahmenbedingungen nichts ändern.”
Ich habe nicht jedes Detail verfolgt, aber diese Urteil habe ich mitbekommen. Vielleicht hat es danach noch andere, gegenteilige, Urteile gegeben? Davon weiß ich aber nichts.
KK
13. März 2023 @ 13:05
@ european:
“Finanztechnisch gesehen sind Minuszinsen kein gutes Zeichen.”
Ich bin jetzt kein Finanzexperte, aber so wie ich die Entwicklung des Bankenwesens von seinen Anfängen bis weit in den Kapitalismus hinein verstanden habe, waren Minuszinsen dabei eigentlich niemals vorgesehen. Kein Mensch – und erst recht kein Bänker – wäre jemals auf die Idee mit dem Geldverleihen gekommen, wenn mit dem Verleih schon klar gewesen wäre, dass man weniger als das Verliehene zurückbekommen würde.
Abgesehen von Totalausfällen wegen Zahlungsunfähigkeit natürlich, aber auch hier decken ja die unterschiedlichen Zinssätze je nach Risiko eben dieses ab.
Um es mal an einem krassen Beispiel zu zeigen: Wer würde einen Lottoschein kaufen, wenn man im Gewinnfall noch Geld zahlen müsste?
european
13. März 2023 @ 14:32
Es ist sogar noch seltsamer. Bei Sparern (also fuer die Banken Darlehnsgeber) wurde es sogar verboten, Negativzinsen einzufuehren. Der einfache Sparer muss Nullzinsen in Kauf nehmen, man darf ihm aber nicht seine Einlagen durch Negativzinsen schmaelern.
Diese Negativzinsen, insbesondere fuer deutsche Staatsanleihen, waren ein verzweifelter Aufruf der EZB an Deutschland, endlich zu investieren, sprich Gelder aufzunehmen und etwas sinnvolles und produktives damit anzustellen. Aber, da wir ja keine Schulden machen bzw. wir dieses leidvolle Thema immer ins Ausland verlagert haben, senkte die Zentralbank den Zins immer weiter ab. Es war ja nicht nur so, dass Deutschland nicht investiert hat. Anderen Laendern haben wir diese furchtbare und kontraproduktive Austeritaet aufgezwungen, was bedeutet hat, dass diese Laender eben auch nicht investieren durften. Die Unternehmen sind nahezu ueberall mittlerweile Nettosparer also bleiben nur noch die Privathaushalte und das Ausland weltweit, um die deutsche/europaeische Wirtschaft finanziell am Leben zu erhalten. Hat natuerlich keiner zugegeben, statt dessen hat man Lobeshymnen auf sich selbst gesungen, als man waehrend der Coronazeit so “billiges” Geld bekommen hat.
Diese voellig bekloppte Finanzpolitik der Bundesregierung faellt uns jetzt doppelt auf die Fuesse, weil die augenblickliche Finanzpolitik der EZB das Problem insofern verstaerkt, weil sie die Preissteigerung auf der Angebotsseite nicht loesen kann (sie hat dafuer keine Instrumente), diese planlose Sanktionitis mit voller Wucht diese Preissteigerungen vorantreibt und wir jetzt noch das Problem haben, dass die Zentralbanken mit ihren Zinsanhebungen in Konkurrenz getreten sind. Die Eurozone muesste eigentlich ihre Zinsen unbedingt senken, weil bei uns die Durchschnittsarbeitslosigkeit im Vergleich zur USA ungefaehr doppelt so hoch ist. Die Lohnabschluesse sind mehr als moderat, sprich: die Buerger tragen aktuell netto die Preissteigerungen. Wenn aber Europa die Zinsen senkt besteht die Gefahr, dass das “Kapital, das scheue Reh” (Schaeuble) in die USA abwandert, weil es dort die hoeheren Zinsen gibt.
Den Gesamteffekt kennen die Entwicklungslaender schon sehr lange unter dem Namen Carry-Trade. Nur bisher fanden wir das gut, weil unsere Kapitalanleger aus den hohen Zinsen der armen Laender richtige Profite gezogen haben. Nun lernen wir, wie sich so etwas anfuehlt.
Damit hoere ich auch auf. Ebo mag es nicht, wenn hier zuviel ueber Finanzen gesprochen wird.
european
13. März 2023 @ 11:22
Es ist nicht das Finanzsystem an sich, sondern die Nullzinspapiere bzw Negativzinspapiere der letzten Jahre konkurrieren nun mit den positiven Zinsen verursacht durch diese Finanzpolitik. Das bedeutet, dass die Aktiva der Banken, die viele von diesen Nullzins-Papiere haben, im Zweifelsfall neu bewertet werden muessen. Sie werden an der Boerse gehandelt und dadurch, dass sie jetzt unattraktiv sind geraet der Boersenwert unter den Nominalwert.
Diesen Zweifelsfall hatte nun die Silicon Valley Bank weil sie wohl mehrere Kredite an startups gegeben hat, die naturgemaess unsicherer sind, als Kredite an Traditionsfirmen.
Normalerweise ist so etwas nicht besonders tragisch, solange diese Verluste nicht realisiert werden muessen. Boersenwerte gehen immer rauf und runter und was letztlich zaehlt ist der Nominalwert, der am Ende der Laufzeit an den Inhaber (hier die Bank) ausgezahlt werden muss. Wenn aber die Bank Probleme mit ihren assets hat, als mit den Krediten, die vergeben wurden, muessen, abhaengig von deren Laufzeit, die gesamten Assets neu bewertet werden. Und dann kann es sein, dass die Bank unter dem Strich mehr Sparer (Darlehnsgeber) hat, als eigene Aktiva. Es droht die Pleite.
Ich vermute, die Fed hat hier eingegriffen um einen Bankrun zu vermeiden, denn dieses Problem koennte jetzt oefter auftreten. Es ist so aehnlich wie in der Finanzkrise als Merkel und Steinbrueck vor die Kamera traten und sagten, dass die Spareinlagen sicher seien und die Bundesregierung haftet.
Finanztechnisch gesehen sind Minuszinsen kein gutes Zeichen. Aber das bekommt man in die Koepfe nicht rein.