Amerika, hilf!

Please, do not be shy when you come to Berlin

Die USA glauben offenbar nicht mehr, dass die EU die Finanzkrise noch allein in den Griff bekommt. US-Finanzminister Geithner macht sich deshalb auf die Reise nach Europa; am Dienstag trifft er EZB-Chef Draghi in Frankfurt. Vermutlich will Geithner die EZB auf einen offensiveren Kurs einschwören. Auch Griechenland haben die USA Hilfe angeboten. Es wird höchste Zeit, denn vom EU-Gipfel am Ende dieser Woche ist nicht mehr viel zu erwarten.

Zwar treffen sich heute Kanzlerin Merkel und Frankreichs Staatschef in Paris, um den Gipfel nach „bewährter“ deutsch-französischer Art – also durch bilaterale Geheimverhandlungen und anschließende Überrumpelung der übrigen 15 Euro-Mitglieder – vorzubereiten. Doch kaum noch jemand glaubt daran, dass „Merkozy“ einen vernünftigen Plan vorlegen werden. 

Denn die Stoßrichtung – mehr Haushaltsdisziplin durch eine Änderung des EU-Vertrags – geht sowohl an den Ursachen der Eurokrise als auch an den aktuellen Problemen völlig vorbei. Merkel kämpft an der falschen Front, wie es im „Herdentrieb“ zu recht heißt, und leider folgt ihr Sarkozy dabei (womit er Frankreichs wichtige Vermittler- und Gegengewicht-Rolle aufgibt, wie ich hier bereits geschrieben habe).

Die Hoffnungen ruhen daher vor allem auf der EZB. Geithner wird sich nicht nur mit Draghi, sondern auch mit Bundesbank-Chef Weidmann und Finanzminister Schäuble unterhalten. Man kann nur hoffen, dass er Tacheles redet, um die deutsche Blockade gegen eine offensivere Rolle der Zentralbank beim Aufkauf notleidender Staatsanleihen etwa aus Italien oder Spanien zu brechen. 

Geithner könnte z.B. darauf verweisen, dass das katastrophale europäische Krisenmanagement mittlerweile auch die US-Wirtschaft gefährdet, und dass sogar eine neue globale Finanzkrise droht. Zugleich könnte er die Bereitschaft der US-Notenbank bekräftigen, den Europäern zu helfen – etwa über eine neue Intervention am Geldmarkt, wie bereits letzte Woche. Einige Medien spekulieren sogar, dass die USA bereit sein könnten, den IWF mit mehr Krediten auszustatten, damit er der Eurozone helfen kann.

Eine Aufstockung der IWF-Mittel wäre eine elegante Lösung, denn so könnten Schäuble und Kanzlerin Merkel ihr Gesicht wahren. Denkbar ist aber auch, dass die USA einigen Ländern wie Griechenland direkt unter die Arme greifen. Dies wäre für Merkel & Co. allerdings ziemlich peinlich; schließlich mussten sie ja bereits letzte Woche den Offenbarungseid leisten und einräumen, dass der Euro-Rettungsschirm nicht genug „Feuerkraft“ hat…

So oder so ist die Nachhilfe aus den USA willkommen. Ich für meinen Teil ziehe sie auf jeden Fall einem Zusammenbruch der Eurozone vor, der nach dem deutschen Modell früher oder später kommen müsste…

 

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