Alles für die Gläubiger
Kurz nach dem Krisengipfel in Brüssel hat die griechische Regierung laut rund SPON 2,5 Mrd. Euro an ihre Gläubiger überwiesen. Auch für den Goldman-Sachs-Swap, der einst die Schulden vertuschte, gab es Geld.
Was SPON nicht schreibt, ist, dass Griechenland offenbar seit August 2014 keinerlei Geld mehr aus dem “Hilfsprogramm” erhalten hat. Es bedient die Schulden also aus dem laufenden Haushalt.
Da gleichzeitig die Einnahmen massiv eingebrochen sind, muss ausgerechnet die linke Syriza-Regierung nun die Sozialkassen plündern. Details dazu liefern die “Nachdenkseiten”.
Das heißt: Für die Gläubiger zahlt Athen alles, den eigenen Institutionen und Bürgern hingegen muss sie in die Tasche greifen. Ende dieses Monats könnten sogar Gehaltszahlungen ausbleiben.
Und da behaupten einige Leute in Berlin noch, sie hätten “kein Vertrauen” mehr in Athen. Dabei können sie vollstes Vertrauen haben, dass dass unsere Schuldenkolonie zahlt… – Mehr hier
Peter Nemschak
21. März 2015 @ 21:36
@ebo es geht um das Prinzip im wirtschaftlichen Verkehr, dass Forderungen bei Fälligkeit zu honorieren sind. Da gibt es keinen Unterschied zwischen Staaten und Unternehmen. Das Prinzip der Rechtsstaatlichkeit ist unteilbar und unabdingbar mit dem der liberalen Demokratie verbunden. Willkür, auch wenn sie human erscheinen mag, führt zum Ende der Freiheit des Bürgers. Ich gehe davon aus, dass auch die Institutionen lernfähig sind und ein sinnvolles Programm Griechenlands befürworten werden. Im übrigen hat die Ukraine derzeit geopolitische Priorität, nicht zuletzt auf Grund ihrer geografischen Lage und ihrer Größe. Staaten und ihre von ihnen kontrollierten Institutionen handeln in ihrem eigenen Interesse. Mit subjektiven Moralvorstellungen lässt sich das Verhalten der politischen Akteure nicht erklären oder rechtfertigen.
marianne
21. März 2015 @ 14:54
Eine Frage an Ekonomisten; SPON sagt GR hätte jetzt eine Schuld an Goldman Sachs bezahlt. GS hätte aber diese Zahlung nicht erhalten sondern sei an “andere Gläubiger” gegangen. Wer sind diese anderen Gläubiger? Leichenfledderer die eine Schuld billig kaufen und sie dann mitsamt Zinsen eintreiben? GS musste ja beim crash ihre Bilanz säubern…
Peter Nemschak
21. März 2015 @ 18:56
Dass notleidende Forderungen vom ursprünglichen Gläubiger mit Abschlag verkauft werden, ist ein normales Bankgeschäft und nichts Ungewöhnliches.
ebo
21. März 2015 @ 19:00
Wir reden hier von EU-Ländern und notleidenden Menschen, nicht irgendwelchen Unternehmen. Merkwürdigerweise geht in der Ukraine, wo nur der IWF die Federführung hat, alles einfacher und schneller als in der EU. Kiew hat schon frische Kredite und verhandelt über einen SChuldenschnitt – Athen muss seit August 2014 darauf warten!
Peter Nemschak
21. März 2015 @ 13:49
Vertragliche Zahlungsverpflichtungen müssen bei Fälligkeit bedient werden, will ein Schuldner nicht in Verzug geraten und in eine Insolvenz schlittern. Wenn Griechenland die Forderungen der öffentlichen Gläubiger in der EU erfüllt, werden auch die Hilfsgelder wieder fließen. Das wäre längst möglich gewesen, hätte die griechische Regierung nicht mehr als ein Monat herumtaktiert. Jetzt wird es naturgemäß zeitlich knapp.
ebo
21. März 2015 @ 14:46
In dem Artikel steht, dass seit AUGUST keine EU-Hilfe mehr kam. Da war die neue Regierung noch nicht am Ruder, sondern Merkels Freund Samaras…