Alle Ladekabel werden gleich, alles “fit for 55” – und Mindestlohn für alle?

Die Watchlist EUropa vom 08. Juni 2022 –

Schluß mit dem Kabelsalat und dem Durcheinander bei Ladegeräten: Dies fordert das Europaparlament seit Jahren. Nun hat es sich durchgesetzt. In der EU sollen ab Herbst 2024 nur noch einheitliche Ladekabel zum Einsatz kommen. Darauf einigten sich die Abgeordneten im Trilog mit den Staaten und der Kommission.

Künftig soll nur noch der USB-C-Anschluss zugelassen werden. Damit zieht Apple den Kürzeren, das bisher auf den Lightning-Anschluß setzt.

Nach einer Studie der EU-Kommission wurde 2018 rund die Hälfte der Handys mit USB-B-Ladebuchse, 29 Prozent mit USB-C und rund ein Fünftel mit Lightning-Anschluss verkauft.

Die Neuregelung betrifft nicht nur Handys und Tablets, sondern auch Laptops, E-Reader und Navigationsgeräte. Dies hat das Europaparlament durchgesetzt.

Zudem soll künftig die Möglichkeit geschaffen werden, Gerät und Ladegerät sowie zukünftig auch Kabel separat zu kaufen. Dafür hatten sich besonders die Grünen stark gemacht.

Die EU betritt mit der Verordnung Neuland. Es ist das erste Mal weltweit, dass Gesetzgeber solche Vorgaben machen. Die Unternehmen waren nicht in der Lage, selbst eine Lösung für die Ladebuchsen zu finden.

Zieht Apple mit?

___STEADY_PAYWALL___

“Verbraucher werden wegen des Deals rund 250 Millionen Euro sparen”, teilte EU-Industriekommissar Thierry Breton mit.

Allerdings ist noch unklar, ob wirklich alle Hersteller mitziehen. Apple behauptet bis heute, einheitliche Ladeanschlüsse seien ein Innovationshemmnis. Zudem kommen nicht alle Laptops mit USB-C klar.

Dies ist wohl auch der Grund dafür, dass der neue Standard erst ab 2024 gelten soll. Das Europaparlament wollte schneller handeln.

10 Jahre zu spät

„Nach langen zehn Jahren, die wir auf das einheitliche Ladekabel warten, ist es schade, dass Verbraucherinnen und Verbraucher erst in zwei Jahren ihre Geräte mit nur einem Kabel laden können“, sagte Anna Cavazzini von den Grünen. Dennoch bedeute die Einigung ein „Ende des Kabelsalats und deutlich weniger Ressourcenverbrauch“.

Nun müsse man nicht mehr für jedes Handy ein neues Ladegerät kaufen, freut sich der Berichterstatter des Parlaments, Alex Agius Saliba (Sozialdemokraten). Außerdem bringe der Deal das drahtlose Laden voran.

Bleibt zu hoffen, dass das nicht nochmal zehn Jahre dauert…

Watchlist

Wann kommt das Aus für Verbrennermotoren bei Kfz? Und wer bekommt Geld aus dem Klimasozialfonds? Das sind nur einige der Fragen, über die das Europaparlament am Mittwoch entscheiden muss. Bis zur letzten Minute tobte ein regelrechter Lobbykrieg, zudem gingen die Konservativen auf Distanz zu den Grünen. Die Vorschläge sind Teil des von der EU angestrebten Klimapakets “Fit for 55”, mit dem der CO2-Ausstoß bis zum Jahr 2030 um 55 Prozent verringert werden soll.

Was fehlt

Der neue EU-Rahmen für Mindestlöhne. Nach einer Einigung gelten die Löhne als “fair und gerecht”, wenn sie 60 Prozent des Median-Einkommens und 50 Prozent des Durchschnitts-Einkommens abbilden, sagte der an den Verhandlungen beteiligte CDU-Europaabgeordnete Dennis Radtke. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) reagierte erfreut. Er sei “sehr froh” über die Einigung, so Heil. Damit würden neue Standards für ein soziales Europa gesetzt.