Obama rügt Austerität, Schäuble will mehr
Offiziell ist sie ja vorbei, die Austeritäts-Politik in Euroland. Sagt jedenfalls die EU-Kommission. Doch US-Präsident Obama sieht das anders, Finanzminister Schäuble auch. Dabei sind sie keineswegs einer Meinung.
Obama hat jetzt den Sparkurs kritisiert und für das schwache Wachstum in Euroland verantwortlich gemacht. Einige EU-Länder hätten deshalb “Jahre der Stagnation” erlebt – und wachsende EU-Skepsis.
Der US-Präsident äußerte sich in der italienischen Zeitung “La Repubblica”. Sein Interview nutzte er auch, um Premier Renzi zu unterstützen – und dessen Forderung nach einer Lockerung der Sparauflagen.
Genau das Gegenteil will Schäuble. Er hat jetzt gefordert, die Kontrolle über die EU-Bugets der EU-Kommission zu entziehen und dem Euro-Rettungsfonds ESM zu übertragen.
Angeblich wird damit alles ganz unabhängig und objektiv. In Wahrheit ist der ESM von Deutschland abhängig, er wird auch von einem Deutschen geführt. Und der fordert immer wieder eins: Mehr Disziplin!
Was das bedeutet, können wir gerade in Griechenland, Spanien, Portugal und Belgien erleben: neue Sparmaßnahmen, weitere Austerität. Umgesetzt wird das übrigens – von der EU-Kommission!
Anonymous
19. Oktober 2016 @ 04:01
Das ist wieder mal eines der typischen Schachzüge von Schäuble… Er ist der mit Abstand der größte Hardliner unter den FinMins der EU. Selbst der IWF(!), bzw. Lagarde, hat auf der Herbsttagung in Washington den deutschen Sparwahn kritisiert und das zurecht! Außerdem wurde auch kritisiert, dass Deutschland immer noch zu wenig investiert. Dazu kommt noch der stetig wachsende hohe Exportüberschuss, usw., usf…. Insofern hat Obama da auch recht.
S.B.
18. Oktober 2016 @ 18:38
Auch dieser Sachverhalt ist ein Zeugnis dafür, dass für EU und Euro gilt: Es kam zusammen, was nicht zusammengehört.
Ich bezweifle übrigens, dass es den Südländern ohne Austerität besser ginge. Sie würden weiter auf Kosten der Geberländer konsumieren. Die eigene Wirtschaftskraft würde sich aber mangels eigener Innovationen und damit Wettbewerbsfähigkeit keinen Deut bessern. Die Bestätigung für diese These findet sich in der Vor-Eurokrisenzeit, in der es schon genauso lief.
BTW: Auch an der Austerität an sich bestehen erhebliche Zweifel. Wie können in Zeiten des Sparens die Schuldenstände derart weiter nach oben gehen?
Generell leuchtet mir nicht ein, dass die Südländer das Euro-Spiel überhaupt noch mitmachen und nicht längst ausgetreten sind. Offenbar überwiegen die Vorteile des Euro dessen Nachteile immer noch. Man kann es sich fast nicht vorstellen.
Zu Obama: Der soll vor seiner eigenen Haustüre kehren. Da gibt es nach seiner langen Amtszeit mehr als genug zu tun. Die Ami-Wirtschaft läuft trotz des vielen billigen Geldes bestenfalls, wenn man den gefakten offiziellen Zahlen und dem darauf basierenden Stand des Dow Jones glaubt.