IWF raus, Weltbank rein?
Griechenland versucht mit aller Macht, eine neue Schuldenkrise zu vermeiden. Jetzt hat die Regierung in Athen sogar die Weltbank zu Hilfe gerufen, berichtet Politico. Es gehe um Cash – aber nicht nur.
Die Meldung schlug wie eine Bombe in Brüssel ein. Gerade hatte die Eurogruppe die Griechen vertröstet und neue “Kontrollen” der Reform- und Kürzungsdiktate eingeleitet. Man spielte auf Zeit.
Doch nun macht Premier Tsipras Tempo. Er will bis zur nächsten Eurogruppe Ende März eine Entscheidung erzwingen – denn danach könnte sie wg. der Wahlen in Holland und Frankreich verschleppt werden.
Ein Knackpunkt ist dabei der IWF. Auch nach dem Besuch von IWF-Chefin Lagarde bei Kanzlerin Merkel ist unklar, ob und wann der Fonds in das Hilfsprogramm einsteigt.
Da könnte die Weltbank ein Joker sein. Sie könnte Griechenland nicht nur mit Cash versorgen, sondern auch mit Expertise bei sozialverträglichen Reformen. Davon verstehen die Weltbanker nämlich etwas.
Für die Gläubiger, allen voran Deutschland, wäre es eine schallende Ohrfeige. Denn gerade Merkel will ja, dass der IWF die brutalstmöglichen Reformen durchzieht; genau deshalb rief sie den Fonds zur Hilfe.
Und Finanzminister Schäuble würde gerne seinen Buddy K. Regling vom Eurorettungsfonds ESM stärken. ESM statt IWF, lautet Schäubles Zauberformel, falls der IWF aussteigen sollte.
Mit der Weltbank hingegen hatte keiner gerechnet. Streng genommen ist sie ja auch nur für Entwicklungsländer zuständig. Aber genau dazu hat die verfehlte “Rettung” Griechenland ja gemacht…
P.S. Dieser Blogpost hat A. Theiler von Jung & Naiv zu einer Nachfrage bei Schäuble veranlasst, das Ergebnis steht hier
S.B.
3. März 2017 @ 10:45
“Da könnte die Weltbank ein Joker sein. Sie könnte Griechenland nicht nur mit Cash versorgen, sondern auch mit Expertise bei sozialverträglichen Reformen. Davon verstehen die Weltbanker nämlich etwas.”
Ist das so? Verstehen die davon etwas? Gibt es dafür belegbare Nachweise?
Peter Nemschak
4. März 2017 @ 13:03
Es gibt keine von außen kommenden Wunderheiler.
Peter Nemschak
3. März 2017 @ 09:58
Dem ist nichts hinzuzufügen, außer, dass Griechenland neue politische Kräfte benötigt.
Reinard
3. März 2017 @ 10:44
@Peter Nemschak: Da Syriza das letzte Aufgebot war, wird es schwierig, noch “neuere” Kräfte hervor zu zaubern. Weder die herrschende Mentalität noch das Bildungssystem bieten dafür Voraussetzungen. Die breite Bevölkerung macht weiter wie bisher, soweit es irgendwie geht. Sie warten und fragen, wie es wohl weiter geht, aber ändern selbst eben nichts. Es ist schwierig.
Peter Nemschak
3. März 2017 @ 11:49
Dem stimme ich zu. Daher sollte Griechenland den Euro verlassen. Vielleicht schafft es die griechische Jugend, eines Tages andere politische Verhältnisse hervorzubringen. Diese Möglichkeit sollte man gezielt fördern. Von außen sind die Möglichkeiten jedenfalls beschränkt.
bluecrystal7
3. März 2017 @ 22:12
“Dem ist nichts hinzuzufügen, außer, dass Griechenland neue politische Kräfte benötigt.”
Natürlich… Und ein Herr Kiriakos Mitsotakis von der konservativen Nea Dimokratia würde dann plötzlich alles anders machen…
Ausgerechnet diejenigen aus der alten Garde. ND und PASOK. Toll.
Athanasios Papapostolou
3. März 2017 @ 08:59
Es ist aber eben nicht (nur) die verfehlte Rettung, die Griechenland zu einem ständigen Krisenherd gemacht hat. Es ist auch der fehlende Wille der griechischen Politik und Gesellschaft die bekannten Muster endlich abzulegen. Korruption, Nepotismus und die immer noch kafkaeske Bürokratie. Syriza und Tsipras haben bisher nichts geleistet und alles nur schlimmer gemacht. Mittlerweile wünsche ich mir, als Linksliberaler, sogar die Konservativen zurück.
ebo
3. März 2017 @ 10:05
Dieselben Muster gibt es in vielen anderen Ländern, zum Beispiel in der Ukraine. Dennoch ist dort die Wirtschaft nicht um 30% abgestürzt wie in Griechenland. Die Krise dort ist schon länger und tiefer als die Great Depression in den USA! Es muss also auch an den verfehlen Programmen liegen, das sagt ja selbst der IWF
Peter Nemschak
3. März 2017 @ 08:20
Griechenland war nie etwas anderes als ein Entwicklungsland. Der beitritt zur Eurozone hat diesen Umstand verschleiert. Technische Hilfe von der EU gab es bereits bisher, was die Einrichtung einer modernen Verwaltung und Justizsystems betrifft.Ohne den politischen Ehrgeiz der griechischen Politik können weder die EU noch die Weltbank weiterhelfen.