Zurück auf Bank

Die EU-Kommission spricht von einer “Stabilisierung des Systems”

Die Schuldenkrise ist wieder genau da, wo sie angefangen hatte: bei den Banken. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion haben Belgien, Frankreich und Luxemburg die angeschlagene Großbank Dexia zerschlagen und die (hoffentlich) profitablen Reste mit Milliardengarantien abgesichert. Die EU-Kommission lobt die „Restrukturierung“ und erwartet eine „Stabilisierung des Bankensystems“. Doch nun droht ein Bumerang-Effekt für Belgien…

Dass es Belgien nicht gut geht, ist altbekannt (siehe mein Post “Last Exit Brussels” vom 8. Juli): Seit über einem Jahr ist das Land ohne gewählte Zentral-Regierung, die Staatsverschuldung liegt bei über 90 Prozent. Auch dass es Dexia schlecht geht, ist nicht neu: Die belgisch-französische Großbank musste bereits in der Finanzkrise 2008 massiv gestützt werden. Heute kam die Dexia-Aktie zwar wieder an die Börse, stürzte aber gleich zu Beginn des Handels um 36 Prozent ab. 

Der Kurs dürfte sich zwar wieder fangen, schließlich sind die faulen Anleihen aus Griechenland & Co. bei der Rettungsaktion am Wochenende in eine “Bad Bank” ausgelagert worden. Doch nun könnte Belgien ein Problem mit seinem Rating bekommen, denn die Garantien für Dexia lasten mit rund einem Prozent des BIP schwer auf den ohnehin überlasteten öffentlichen Kassen. Moody’s prüft schon… 

Sollte die Bonität Belgiens herabgestuft werden, so müsste der Staat höhere Zinsen für seine Schulden zahlen, was den Schuldendienst erschweren und die Krise verschärfen würde. Noch folgenreicher wäre eine Herabstufung Frankreichs: Sollte das Land seine Bestnote, das so genannte „Triple A“ verlieren, würde sich dies nämlich auch auf den Euro-Rettungsschirm EFSF auswirken, den Frankreich gemeinsam mit Deutschland und anderen Euro-Staaten finanziert.

Jetzt rächt sich, dass die Euro-Länder das Problem nicht gleich an der Wurzel gepackt und ihre seit 2008 weiter schwelende Bankenkrise gelöst haben. Hätten die Banken ausreichend Eigenkapital, könnten sie auch den – ohnehin überfälligen – Schuldenschnitt Griechenlands verkraften. Statt dessen verschrieb man Griechenland eine Roßkur – um sicher zu stellen, dass die in Athen engagierten deutschen, französischen und anderen Banken keine Probleme bekommen.

Diese Art der indirekten Bankenstützung, die als “Euro-Rettung” verkauft wurde, hat bekanntlich nicht funktioniert – im Gegenteil: Griechenland geht es noch schlechter, und die Panik hat auch die Banken erfasst. Nun droht das Worst-Case-Szenario: Immer mehr Staaten geraten in den Sog der Schuldenkrise, und die ersten Banken mit faulen Staatskrediten brechen zusammen.

Am Ende könnte der berühmt-berüchtige Lehman-Moment stehen, wo man es nicht mehr schafft, den bankrotten Laden zusammenzuhalten. Kanzlerin Merkel und Frankreichs Präsident Merkel haben zwar schon wieder einen Rettungsplan angekündigt – diesmal für die Banken. Doch ihre Ideen sind widersprüchlich und vage, wie der Fachdienst Euroactiv zu Recht moniert.

Außerdem soll der neue Masterplan erst Ende Oktober kommen – für Dexia eindeutig zu spät…


 

kostenloser Counter