Wie Biden Europa “eint”, was die EU in den USA kaufen will – und Euro für Ukrainer?
Die Watchlist EUropa vom 25. März 2022 –
Was hat eigentlich US-Präsident Biden geritten, nach Brüssel zu fliegen, um drei Gipfeltreffen (Nato, G-7, EU) zu absolvieren? Ging es um Russland, um die Ukraine, vielleicht sogar um US-Interessen?
Nicht doch. Es sei gekommen, um Europa zu einen, erklärte Biden zu Beginn des EU-Gipfels. Dabei klopfte er dem frisch wiedergewählten EU-Ratspräsidenten Michel gönnerhaft auf die Schulter.
“My point is unity”, sagte er. “Putin wants to break up Nato”, so Biden, doch das sei ihm nicht gelungen. Sein Besuch diene dem Zweck, “Europe as a whole” zu einen – nicht nur die EU, sondern auch Nato und G-7.
Auf den ersten Blick ist das gut gelungen. Die Nato und die G-7 veröffentlichten nach den Sondergipfeln zwei Statements ganz im Sinne des US-Präsidenten. Immer stand die “Einheit” vorn, Biden konnte zufrieden sein.
Bei der EU war es jedoch nicht ganz so einfach. Deutschland, Österreich, Ungarn und andere sträubten sich gegen die Forderung Polens, Sloweniens und anderer, ein Energie-Embargo gegen Russland zu verhängen.
Differenzen eingepreist
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Doch diese Differenzen hatte Biden wohl schon eingepreist. Ihm ging es um etwas anderes. Nach Russland will er nun auch China zur Räson bringen. Eine Unterstützung Russlands hätte wirtschaftliche Folgen, sagte er.
“China weiß, dass seine wirtschaftliche Zukunft viel enger mit dem Westen verbunden ist als mit Russland”, erklärte Biden. Deshalb solle er es sich zweimal überlegen, Russland im Krieg mit der Ukraine zu helfen.
Worauf läuft das alles hinaus? Auf den ersten Blick geht es vor allem darum, China daran zu hindern, die westlichen Sanktionen gegen Russland zu unterlaufen und Waffen zu liefern. Doch das ist zu kurz gedacht.
Front gegen China
Im Hintergrund steht auch der Konflikt um Taiwan, das keine “zweite Ukraine” werden soll – und der Versuch, die Nato, die G7 und die EU in eine Frontstellung gegen den größten Rivalen der USA zu bringen.
Es geht um einen neuen Großmacht-Konflikt – und die imperiale Strategie der USA, die Biden genauso vertritt wie sein Amtsvorgänger Trump. Das ist schon ‘mal eine Reise nach Brüssel wert, oder?
Michel und die anderen EU-Chefs freuten sich über den Besuch aus Washington so sehr, dass sie völlig vergaßen, zu fragen, ob das alles auch im europäischen Interesse ist…
Siehe auch Die Doppelmoral der G-7 (unter deutscher Führung)
Watchlist
Kauf die EU noch mehr Fracking-Gas in den USA? Dies dürfte sich am Freitag zeigen, wenn Kommissionspräsidentin von der Leyen den nächsten Deal mit Biden präsentieren will. Nach mehreren Medienberichten hat Biden einen “Energiepakt” angeboten. Ziel sei es, Europas Abhängigkeit von russischem Gas zu verringern. Es geht aber auch darum, den US-Konzernen schöne Extraprofite zu ermöglichen. Das Flüssiggas made in USA ist viel teurer als das von Gazprom…
Was fehlt
Bargeld für ukrainische Flüchtlinge. Nach einem EU-Dokument geht laut Reuters hervor, dass das Geld der Flüchtlinge drei Monate lang zum Kurs der ukrainischen Zentralbank umgetauscht werden soll. Die EU-Regierungen müssen dies noch beschließen. Bisher können sie mit ihrer Landeswährung Hrywnja nicht viel anfangen. Kein EU-Land ist bereit, es in seine Währung umzutauschen….
El Zorro
25. März 2022 @ 13:05
Warum die USA ohne Kriege nicht existieren können, steht hier sehr anschaulich und verständlich geschrieben:
https://www.cashkurs.com/gesellschaft-und-politik/beitrag/der-erloesende-erste-schuss-der-ukraine-krieg-aus-historischer-perspektive
european
25. März 2022 @ 09:45
Dazu ein lesenswerter Artikel heute morgen auf den Nachdenkseiten:
“Das Pentagon wirft Wahrheitsbomben ab, um den Krieg mit Russland abzuwenden”
https://www.nachdenkseiten.de/?p=82293
Dazu gehörig dieser Bericht über die geleakten Papers
https://www.msn.com/en-us/news/world/putin-s-bombers-could-devastate-ukraine-but-he-s-holding-back-here-s-why/ar-AAVnuAJ?ocid=EMMX
Und dazu noch die aktuellen Zahlen der UNO über die tatsächlichen Opfer dieses Krieges – von denen jedes eines zuviel ist. Trotzdem stimmen die Zahlen nachdenklich.
Es bleibt die Frage im Raum, wer hier eigentlich wen vor sich hertreibt?
european
25. März 2022 @ 09:46
Der Link zu den UN Daten fehlte.
Wird hiermit nachgeholt
https://www.ohchr.org/en/press-releases/2022/03/ukraine-civilian-casualty-update-23-march-2022
El Zorro
25. März 2022 @ 09:16
“Was Biden geritten hat?” Das rote Pferd!
https://deutsch.ucg.org/studienhilfen/broschueren/the-horsemen-of-revelation/der-zweite-reiter-der-apokalypse-das-rote-pferd-krieg
Thomas Fiedler
25. März 2022 @ 10:29
Sorry, aber: Geht’s auch ‘ne Nummer kleiner? Wenn der gegenwärtige Konflikt schon das “rote Pferd” ist, müssten sich alle, die die Bombardements der deutschen Städte ab 1942 überlebt haben und darüber noch berichten können, veräppelt vorkommen.
El Zorro
25. März 2022 @ 10:49
… darfs auch etwas größer sein; etwa die Nummer mit Hiroshima und Nagasaki?
Holly01
25. März 2022 @ 09:10
” “China weiß, dass seine wirtschaftliche Zukunft viel enger mit dem Westen verbunden ist als mit Russland”, so Biden. ”
Ist das so?
China sitzt auf einem Exportüberschuss gegenüber der Wertegemeinschaft.
China bezahlt alle Rohstoffe über den US Zwischenhandel.
China veräußert viele Güter über den US Zwischenhandel (Amazon zB).
Die Wertegemeinschaft macht nicht den Eindruck, als wenn sie jemals auf die Idee kommen könnte, ihre Schulden aus dem Handel auch zu bezahlen.
Nach US Logik finanziert China mit seinem Handel den militärischen Gegner.
China muss extreme Rüstung betreiben, um sich die Amis vom hals zu halten.
Ein “Frieden” mit den US scheint unerreichbar.
Eine Handelsgrundlage ist nicht mehr da, weil die Wertegemeinschaft sowohl UN, wie auch WTO systematisch aushebeln (zuletzt haben die USA die Berufung von Richtern verhindert, damit die WTO keine Gerichtsverfahren durchführen kann).
Also ich weiß ja nicht, aber für mich klingt das als wäre der Handel mit den USA für China nicht halb so lukrativ, wie Biden das anscheinend denkt.
Zumal ja gerade etliche Länder der Welt gerade zu darum betteln, mal jemand anderen Rohstoffe abbauen zu lassen als die Großkonzerne der Wertegemeinschaft.
Und andere Väter haben auch schöne Geldbörsen, manche zahlen sogar tatsächlich ihre Rechnungen. Das muss für China ein ganz neues Gefühl sein. Handel bei dem tatsächlich bezahlt wird, Kaum zu glauben, keine wertlosen Versprechen.