Wer sitzt am längeren Hebel?

Bisher haben sie geführt, nun blockieren sich “Merkozy” gegenseitig

Kurz vor dem Euro-Krisengipfel am Sonntag verschärft sich der Streit zwischen Deutschland und Frankreich um den Finanzhebel für den Euro-Rettungsschirm EFSF. Präsident Sarkozy möchte, dass der EFSF unbegrenzten Zugang zur EZB und damit zur Geldschöpfung erhält, Kanzlerin Merkel lehnt dies ab. Um den Konflikt zu lösen, wurde eigens ein neuer Sondergipfel am Mittwoch angesetzt. Wer sitzt am längeren Hebel?

Auf den ersten Blick natürlich Deutschland. Merkel hat offenbar die EZB und das EU-Recht auf ihrer Seite, außerdem genießt Deutschland – im Gegensatz zu Frankreich – immer noch das volle Vertrauen der Finanzmärkte. Die Kanzlerin versucht denn auch mit aller Macht, Sarkozys Vorstoß abzublocken – und droht offen damit, ihn auflaufen zu lassen.

Dies hätte jedoch eine fatale Wirkung auf die Märkte. Eine Blockade würde aller Welt zeigen, dass Berlin und Paris nicht mehr an einem Strang ziehen, die Eurozone also nicht mehr von “Merkozy” geführt wird. Außerdem könnten die Euroländer nicht mehr die nötige “Feuerkraft” aufbringen, um eine Ausweitung der Krise zu verhindern.

Dies würde vor allem Italien und Spanien in Gefahr bringen – und die EZB zu neuen Interventionen auf dem Anleihemarkt zwingen, um diese Länder zu stützen. Wie man sieht, stecken also nicht nur Merkel und Sarkozy, sondern auch die Zentralbank in der Klemme. Sarkozy hat schon recht, wenn er warnt, in den nächsten Tagen entscheide sich das Schicksal Europas.

Und Merkel hat Unrecht, wenn sie glaubt, die Krise in Kohl’scher Manier aussitzen zu können. Diesmal gibt es keine zweite Chance, wie nach dem letzten Krisengipfel am 21. Juli, dessen Ergebnisse nie umgesetzt wurden. Diesmal müssen die Euro-Granden liefern – oder in den nächsten Tagen droht ein weltweiter Crash.

So gesehen, sitzen die Märkte immer noch am längeren Hebel, Merkel und Sarkozy sind längst Getriebene… 

 



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