Wann kommt der „Grexit“?

Hardliner unter sich – die Bundesbank nennt den Austritt „beherrschbar“

Seit dem EU-Gipfel stehen die Zeichen in Griechenland auf Sturm. Weil sich Kanzlerin Merkel und die anderen Hardliner durchgesetzt haben und mit einem Stopp der Notkredite drohen, rechnet alle Welt mit einem „Grexit“, dem Austritt aus der Eurozone. Nach jüngsten Gerüchten könnte er schon Anfang Juni und nicht – wie allgemein erwartet – erst nach den Wahlen am 17. Juni erfolgen. Oder ist alles nur ein gigantischer Bluff?

Nach einer Note der Bank of Tokio Mitsubishi könnte der Grexit schon am ersten Juni-Wochenende erfolgen. Die Bank beruft sich dabei allerdings vor allem auf Marktgerüchte, nicht auf Fakten. Wie der BlickLog berichtet, schätzen die Vorhersagemärkte (die nicht mit den „realen“ Kapitalmärkten identisch sind) die Wahrscheinlichkeit eines Austritts aus der Eurozone zwar immer höher ein; ein Datum wird in diesem Zusammenhang aber nicht genannt.

Fakt ist, dass die Euro-Chefs die Griechen dazu aufgerufen haben, bei der Wahl am 17. Juni daran zu denken, dass sie ihre „Verpflichtungen“ – sprich das Spardiktat – erfüllen müssen. Deshalb gehen die meisten Beobachter davon aus, dass ein „Grexit“ erst nach der Wahl kommt, also Ende Juni, zum Beispiel beim EU-Gipfel am 28./29.6. Allerdings könnte es dann ziemlich schnell gehen, denn derzeit sieht es so aus, als könnte die Syriza-Linke die Wahl gewinnen, und die ist bekanntlich ein rotes Tuch für die Euro-Hardliner.

Für einen schnellen Abgang sprechen auch die Berichte über Kapitalflucht, Bankrun und den Zusamenbruch von Politik und Wirtschaft in Griechenland, z.B. heute in der „Süddeutschen“. Die britische FT heizt die Stimmung noch mit einer Story über die Flucht der Großanleger aus dem Euro an. Und der Guardian meldet, die Polizei in Athen warne die Bürger davor, Geld von der Bank zu holen und es zu horten – allerdings vor allem wegen der Diebstahlsgefahr.

Trotz allem frage ich mich immer noch, ob es Merkel & Co. wirklich ernst meinen, oder ob die Drohungen aus Berlin und Brüssel nur ein gigantischer Bluff sind. Schließlich sieht das EU-Recht weder einen Austritt noch Rausschmiss aus der Eurozone vor. Und da die Mehrheit der Griechen weiter den Euro behalten will, würde eine Einstellung der Hilfszahlungen zwangsläufig als ausländische Einmischung, wenn nicht gar als deutsche Aggression betrachtet werden.

Erst, wenn der Schwarze Peter problemlos nach Athen weiter gereicht werden kann, und wenn Portugal und Spanien einigermaßen abgesichert sind, so meine Vermutung, wäre die Zeit reif für eine Amputation der Eurozone. Spanien ist jedoch noch längst nicht so weit, dass es die Schockwellen eines „Grexit“ wegstecken könnte, wie ich erst gestern beschrieben habe

kostenloser Counter

Twittern