Varoufakis wird Finanzminister
Für Leser dieses Blogs ist er kein Unbekannter: Der griechische Ökonom und Merkel-Kritiker Y. Varoufakis wird neuer Finanzminister in Athen.
Das meldet der „Guardian“. Er präsentiert auch gleich ein Zitat, das sich u.a. an Deutschland richtet:
“As the next finance minister, I can assure you that I shall not go into the eurogroup seeking a solution that is good for the Greek taxpayer and bad for the Irish, Slovak, German, French and Italian taxpayer.”
Varoufakis ist kein Hardliner – aber jemand, der eine andere Euro-Politik innerhalb der bestehenden Institutionen fordert und sogar schon skizziert hat.
Ich wünsche ihm viel Glück und Erfolg bei seinem überaus schwierigen neuen Job… -Mehr hier: ein Gastbeitrag unter dem wieder aktuellen Titel „Crisis over“?
Peter Nemschak
27. Januar 2015 @ 16:37
@ebo Wenn dem so ist, wie Sie schreiben, frage ich mich, warum die wirtschaftsliberalen anglosächsischen Staaten, Deutschland ausgenommen, derzeit bessere Wirtschaftsdaten haben als die EU. Liegt es nur an der Währung? Der schwache Euro sollte doch helfen, oder?
Peter Nemschak
27. Januar 2015 @ 10:50
In Europa prallen zwei Vorstellungen guter Wirtschaftspolitik aneinander: einerseits die Vorstellung, dass auf Dauer nur wettbewerbsfähige Privatunternehmen Wachstum und Beschäftigung schaffen können, was ein gutes Investitionsklima, offene Märkte, erträgliche Steuern und einen schlanken, aber effizienten Staat erfordert, anderseits die Vorstellung, dass mit Staatsverschuldung, Gelddrucken und Währungsabwertung nachhaltig Wachstum und Beschäftigung erzeugt werden können. Für ersteres stehen überwiegend Länder im Norden, für zweiteres Länder im Süden Europas. Es ist kein Zufall, dass nicht nur in der griechischen Wirtschaft sondern auch in Spanien und Italien das patriarchalische, im Extremfall oligarchische, Leitbild das wirtschaftliche und politische Denken der lokalen Eliten prägt. Wenn man von gesellschaftlicher Ungleichheit spricht, ist diese im Süden nicht nur in der materiellen Realität sondern auch in der Mentalität weit ausgeprägter als im Norden. Dies wird von den intellektuellen Linken in ihrem Plädoyer für den Süden gerne übersehen oder verdrängt. Ob und wie diese unterschiedlichen Vorstellungen zusammenfinden werden, wird spannend werden.
Tim
27. Januar 2015 @ 11:46
Die Südländer sind natürlich kurz davor, völlig abgehängt zu werden bzw. sich völlig abzuhängen, aber gut ist das Investitionsklima in z.B. Deutschland wahrlich auch nicht. Die Deutschen sind ebenso wie Franzosen und Italiener der Meinung, daß der Staat am besten weiß, wie gutes Wirtschaften geht. Mit der Folge, daß lieber anderswo investiert wird.
Was sind heute die besten europäischen Standorte für Industrieinvestitionen? Wahrscheinlich Österreich, Slowakei, Tschechien. IT? Schon schwieriger, vielleicht Holland und Skandinavien. Finance? Mit Sicherheit noch immer Großbritannien.
ebo
27. Januar 2015 @ 11:52
@Tim
Da spricht der Experte. Schon mal gehört, dass UK fast gar keine Industrie mehr hat?
Tim
27. Januar 2015 @ 12:08
Mit Finance meinte ich darum ja auch Finance. 🙂
Übrigens ist auch in Deutschland Industrie heute vor allem Dienstleistung, wie in allen hochentwickelten Industrieländern.
MacPaul
27. Januar 2015 @ 15:02
Was für ein gequirlter Scheiß! Klingt irgendwie nach Sarazzin: „Die Im Süden sind halt zu doof, ordentlich zu wirtschaften, weil…“
Aber was die eigentliche Ursache betrifft, Fehlanzeige! Dafür das übliche Blabla von Wachstum, Beschäftigung und Wettbewerb.
Leider dürfen auch Leute wie du ihre Kommentare abgeben…
Tim
27. Januar 2015 @ 16:07
@ MacPaul
Die Ursachen für fehlende Unternehmensinvestitionen sind z.B. in Frankreich ganz andere als in (Süd-)Italien oder in Griechenland. Es gibt nicht die eine „eigentliche Ursache“.
Und wie ich schon hundertmal geschrieben habe: Deutschland ist ebenfalls kein Investitionsparadies.
@ ebo
Ich finde solche aggressiven Kommentare nicht unbedingt förderlich für die eigentlich gute Diskussionskultur hier.
Peter Nemschak
27. Januar 2015 @ 16:29
Dass der Süden zu doof sei, ordentlich zu wirtschaften, hat niemand behauptet, nur, dass unterschiedliche Polit- und Wirtschaftskulturen schwer unter eine gemeinsame Währung zu bringen sind. Übrigens, was soll das „leider“? Betrachten Sie das Geschehen doch etwas weniger emotional und distanzierter!